Bar25 - Tage außerhalb der Zeit |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | ** | * | ***** | *** | **** | **** | 76% |
Inhalt:
Berliner Spreeufer, vor gut 9 Jahren: Eine Gemeinschaft aus jungen enthusiastischen Kreativen tut sich zusammen, um mit vereinten Kräften einen Party-Ort zum Vergnügen aufzubauen. An ihm soll das „wahre Leben“ spürbar sein – und jeder soll daran teilhaben dürfen! Durch das hedonistische Treiben verlieren viele Besucher schnell das Zeitgefühl und verweilen oft nicht nur eine Nacht, sondern gleich mehrere Tage. Schnell wird die Bar gleichzeitig Wohngemeinschaft für Gleichgesinnte: Eine Art Hippie-Dorf mit dem Zweck, einen Vergnügungsort zu betreiben. Doch den Betreibern dieses träumerischen Paradieses werden unaufhörlich Steine in den Weg gelegt. Es kommt aufgrund der Lautstärke zu mehreren Beschwerden bei der Polizei und darauffolgenden Gerichtsverhandlungen. Trotz aufwendigen Protesten, Unterschriftensammlungen und Demonstrationen gelingt es den Anhängern nicht, eine Schließung zu verhindern. Nach langer Vorgeschichte räumt die Bar25 im Jahr 2010 mit einer ausgiebigen Abschiedsfeier das Gelände am Spreeufer, an dem nun Bürogebäude entstehen sollen.
Kritik:
So ruhig und bedacht wie das Intro eines Techno-Songs beginnt dieser Film, der das Treiben rund um die Bar25 zeigt. Ein Ort, der heute nur noch schwierig vorstellbar ist, laut Angaben der Gründer und Betreiber des Clubs. Es scheint, als sei diese „Bar“ alles zugleich: Amüsierbetrieb, Diskothek, Techno-Club, Spielplatz, Wohngemeinschaft, kreativer Knotenpunkt und tagsüber auch manchmal ein Kindertheater. Langsam wird der Zuschauer in diese Lebensart eingeführt – und mag sich vielleicht im ersten Moment über all diese anscheinend verrückten Gestalten wundern, die auf dem Bildschirm auftauchen. Doch wer sich auf dieses Gefühl einlässt, die Bar25 näher kennenzulernen, spürt eventuell die Vision und den Lebensgeist der dahintersteckt(e).
Eingetaucht in dieses Gefühl des Lebens vergessen viele in der Bar ihre sonstigen Verpflichtungen in der Welt außerhalb. Wer die Weise des Clubs zu verstehen versucht, sieht die Entwicklung der Gäste von der gesellschaftlichen Maske, die diese tragen, bis hin zur Entfaltung ihres Seins in den melancholischen Klängen der elektronischen Musik. Durch das Tragen von außergewöhnlich kuriosen Kostümen verliert jeder ein Stück weit seine eigentliche Identität und gewinnt eine neue – eine viel reinere, die mehr zu einem selbst zu passen scheint als die vorherige, da man sich in ihr viel freier ausleben kann. Eine interessante Selbsterfahrung für viele, die einen solchen Schritt zur Kreativität und Selbstverwirklichung noch nicht gewagt haben! Kaum zu glauben, dass all dies ohne Drogen geschehen sein soll, doch im Film sind nur legale Drogen gezeigt.
Da ist es fast schon traurig, dass der Club schließen musste und dass dies auch noch im Film gezeigt wird. Wer sich in der ersten Phase des Films auch nur annähernd mit den Schöpfern und Betreibern identifiziert, oder zumindest mit der Idee, aus der dieser Ort geschaffen wurde, der kann den Schmerz und den Kummer ein wenig nachvollziehen, der durch die Schließung entstand. Ein letztes Aufbäumen ruft zur Rebellion gegen staatliche Behörden, kann das Elend vom Club jedoch nicht abweisen: Die Schließung ist beschlossene Sache. Und so sieht der Zuschauer dem Ende einer Ära zu, von dem er eventuell gerne Teil gewesen wäre. Hintergrund:
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