Cloud Atlas |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | *** | **** | *** | ***** | **** | **** | ***** |
91% |
Inhalt:
Im Jahr 1848 befindet sich der amerikanische Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) mitten auf dem Pazifik auf der Heimreise, als den mit einem merkwürdigen Kometenmuttermal gezeichneten eine rätselhafte Krankheit heimsucht. Während sein Freund und Arzt Dr. Henry Goose (Tom Hanks) ihn behandelt, hält er alle Ereignisse akribisch in seinem Tagebuch fest. Als er den entflohenen Sklaven Autua (David Gyasi) als blinden Passagier an Bord entdeckt, rettet er ihm das Leben…
Im Jahr 1973 erblickt der alte Rufus Sixsmith (wieder James D’Arcy) bei einer zufälligen Fahrstuhlbegegnung plötzlich auf der Schulter der Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) jenes kometenhafte Muttermal, das ihm seit 37 Jahren nicht aus dem Kopf gehen will. Rufus, der inzwischen Nuklearforscher ist und eine schwere Gewissenslast mit sich herumträgt, beschließt, sich Luisa anzuvertrauen. Doch leider kommt diese Entscheidung zu spät: Anstelle eines aktuellen Untersuchungsberichts fallen Luisa im Zimmer des inzwischen Ermordeten nur ein paar alte Briefe in die Hände, die die Korrespondenz zwischen Rufus und seinem Freund Robert Frobisher enthalten. Spontan entscheidet sich Luisa, das Werk, das Robert Frobisher seinerzeit geschrieben hat, zu suchen. Als sie schließlich tatsächlich das Grundmotiv des Wolkenatlas-Sextetts hört, kommt es ihr seltsam bekannt vor. Nun versucht Luisa herauszufinden, was in dem Nuklearwerk am Rande der Stadt vor sich geht. Während der Werksleiter Lloyd Hooks (Hugh Grant) sie nur verwirren will, erhält sie überraschend Hilfe von dem ihr seltsam vertrauten Wissenschaftler Isaac Sachs (Tom Hanks), der dafür mit seinem Leben bezahlt, und dem Sicherheitschef Joe Napier (Keith David). Schon bald werden die beiden vom Auftragskiller Bill Smoke (Hugo Weaving) gejagt.
Im Jahr 2012 profitiert der Verleger Timothy Cavendish (Jim Broadbent) überraschend von einem Mord seines Autors und wird über Nacht reich. Doch so schnell wie der Reichtum kam, ist er auch schon wieder fort. Obwohl Timothy eigentlich alles darum gäbe, seine Jugendliebe Ursula (Susan Sarandon) zurückzugewinnen, wird er von seinem Bruder Denholme (Hugh Grant) ins Altersheim abgeschoben. Doch dort kommt er zur Besinnung, reflektiert über das Leben und den Wert von Freiheit – und plant mit seinen Mitinsassen einen Ausbruch!
Kritik:
Wenn man die Inhaltsangabe liest, bekommt man schon einen Eindruck davon, dass „Cloud Atlas“ in Wahrheit sechs verschiedene Geschichten erzählt, wobei jede für sich bereits als eigenständiger (Kurz-)Film funktioniert hätte. Dabei wird nicht etwa chronologisch vorgegangen, sondern die Geschichten sind wild ineinander gemixt, haben teilweise vorweggenommene Cliffhanger oder in sich geschlossene eigene Rahmenhandlungen. Das macht es naturgemäß schwieriger, dem Verlauf zu folgen, aber es kommt – trotz der Filmlänge – absolut keine Langeweile auf, da das Tempo durchweg hoch ist. Und es bedarf schon einer hohen Konzentration, um allen Einzelheiten, die hier versteckt sind, zu folgen. Sowohl die Namen, als auch die Gesichter oder tatsächliche Informationen wie Tagebücher, Briefe, fiktive Verfilmungen, reale Aufnahmen und schlussendlich Visionen bilden die vielen Stränge mit denen in „Cloud Atlas“ die unterschiedlichen Zeiten wie in einem großen Wollknäuel verbunden sind. Dabei sind es immer wieder Déjà-Vus, die zu spontanen Handlungen führen, die dann in einer anderen Zeit eine Auswirkung haben. David Mitchell erfasst in seiner Buchvorlage die Zeit als ganzheitlichen allgegenwärtigen Faktor, bei dem sich auch ohne jegliche Zeitreisen nach dem Ursache-Wirkung-Prinzip ständig alle Ebenen gegenseitig beeinflussen können. Diese Aussage greifen Lana und Andy Wachowski und Tom Tykwer auf und verhelfen ihr mit allen eingesetzten filmischen Möglichkeiten zum größtmöglichen Nachhall. Mehr Tiefgang hat der Film zwar nicht, aber dafür bereitet er in der Vielfältigkeit seiner Inszenierung eine Menge Vergnügen.
Einen wesentlichen Faktor des Films stellt dafür die Musik dar. Während der Kampf um Leben und Tod – mitterlebt durch die Lektüre von Tagebüchern – die Inspiration zu Robert Frobishers Komposition, dem „Wolkenatlas“ ist, sind auch Visionen sowie das vorangenommene tragische Finale in das Werk eingeflossen, das damit gleichsam Gegenstand des Films und Motiv der Filmmusik ist. Ohne sich im Stile von Hans Zimmer allzu sehr in den Vordergrund zu spielen, bleibt die Untermalung durch die Musik von Reinhold Heil, Johnny Klimek und Tom Tykwer meist dezent im Hintergrund, außer in den Momenten, in denen sie wirklich gebraucht wird.
Bereits in den ersten Sekunden des Films wird klar, dass eine tragische Liebesgeschichte im Mittelpunkt des Filmes steht. Die Aussage, die hinter der in ihrer Zeit homosexuellen Liebe steht, ist jedoch viel größer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Während ein zum wiederholten Male brillant in einer schwulen Rolle aufspielender Ben Wishaw sich in die Herzen der Zuschauer spielt, zeigt eine spätere Episode, in der sich die verliebten Seelen wiederbegegnen, dass die Liebe unabhängig vom Körper, ja unabhängig vom Geschlecht ist und in ihrer Intensität alle Zeiten und Wiedergeburten überdauert. Überraschenderweise punktet Cloud Atlas auch insgesamt durch die gezeigte Erotik. Dabei sind alle Facetten dabei: Vom aneinander gekuschelten Erwachen eines Liebespaares, schmachtenden Blicken und körperbetonten Aufnahmen (sowohl von Männern als auch von Frauen), bis zu tatsächlich gezeigten Liebesakten in Himmelbetten oder futuristisch-kahlen Umgebungen. Auch die Zigarette danach darf nicht fehlen, wenn diese auch in einer anderen Zeit geteilt wird… Hintergrund:
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