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leer Cloud Atlas


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
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Komposition aus Déjà-Vus, bei denen sich die gleichen Seelen in unterschiedlichen Wiedergeburten im Laufe der Zeit immer wieder begegnen. Tom Hanks, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Jim Sturgess, Doona Bae und Ben Whishaw überzeugen in je bis zu sechs Rollen.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)


Im Jahr 1848 befindet sich der amerikanische Anwalt Adam Ewing (Jim Sturgess) mitten auf dem Pazifik auf der Heimreise, als den mit einem merkwürdigen Kometenmuttermal gezeichneten eine rätselhafte Krankheit heimsucht. Während sein Freund und Arzt Dr. Henry Goose (Tom Hanks) ihn behandelt, hält er alle Ereignisse akribisch in seinem Tagebuch fest. Als er den entflohenen Sklaven Autua (David Gyasi) als blinden Passagier an Bord entdeckt, rettet er ihm das Leben…

Im Jahr 1936 werden der Student Rufus Sixsmith (James D’Arcy) und sein mit einem kometenförmigen Muttermal verzierter Liebhaber Robert Frobisher (Ben Wishaw) jäh in ihrer letzten gemeinsamen Nacht gestört. Kurz darauf reist Robert zu dem gealterten Komponisten Vyvyan Ayrs (Jim Broadbent), in dessen Bibliothek ihm ein Buch eines gewissen Adam Ewing über seine Heimreise in die Hände fällt… Während Vyvyan – geplagt von Visionen über Restaurants mit zig exakt gleichen Kellnerinnen – seinen neuen Assistenten scheinbar dabei unterstützt, ein eigenes, schier unglaubliches Werk zu erschaffen, bahnt sich tragisches Unheil an.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)
Willkommen im Papa Song.

Im Jahr 1973 erblickt der alte Rufus Sixsmith (wieder James D’Arcy) bei einer zufälligen Fahrstuhlbegegnung plötzlich auf der Schulter der Journalistin Luisa Rey (Halle Berry) jenes kometenhafte Muttermal, das ihm seit 37 Jahren nicht aus dem Kopf gehen will. Rufus, der inzwischen Nuklearforscher ist und eine schwere Gewissenslast mit sich herumträgt, beschließt, sich Luisa anzuvertrauen. Doch leider kommt diese Entscheidung zu spät: Anstelle eines aktuellen Untersuchungsberichts fallen Luisa im Zimmer des inzwischen Ermordeten nur ein paar alte Briefe in die Hände, die die Korrespondenz zwischen Rufus und seinem Freund Robert Frobisher enthalten. Spontan entscheidet sich Luisa, das Werk, das Robert Frobisher seinerzeit geschrieben hat, zu suchen. Als sie schließlich tatsächlich das Grundmotiv des Wolkenatlas-Sextetts hört, kommt es ihr seltsam bekannt vor. Nun versucht Luisa herauszufinden, was in dem Nuklearwerk am Rande der Stadt vor sich geht. Während der Werksleiter Lloyd Hooks (Hugh Grant) sie nur verwirren will, erhält sie überraschend Hilfe von dem ihr seltsam vertrauten Wissenschaftler Isaac Sachs (Tom Hanks), der dafür mit seinem Leben bezahlt, und dem Sicherheitschef Joe Napier (Keith David). Schon bald werden die beiden vom Auftragskiller Bill Smoke (Hugo Weaving) gejagt.

Cloud Atlas
Luisa Rey (Halle Berry) wird von der Brücke gedrängt und stürzt mit dem Auto ins Meer.

Im Jahr 2012 profitiert der Verleger Timothy Cavendish (Jim Broadbent) überraschend von einem Mord seines Autors und wird über Nacht reich. Doch so schnell wie der Reichtum kam, ist er auch schon wieder fort. Obwohl Timothy eigentlich alles darum gäbe, seine Jugendliebe Ursula (Susan Sarandon) zurückzugewinnen, wird er von seinem Bruder Denholme (Hugh Grant) ins Altersheim abgeschoben. Doch dort kommt er zur Besinnung, reflektiert über das Leben und den Wert von Freiheit – und plant mit seinen Mitinsassen einen Ausbruch!

Im Jahr 2144 ist der Meeresspiegel viel höher als heute. Weit über dem ehemaligen Seoul erhebt sich das futuristische Neo-Seoul, in dem ein totalitäres Regime die Mehrklassengesellschaft kontrolliert. Mittendrin ist der Klon Sonmi-451 (Doona Bae). Sie arbeitet als Kellnerin in einem Restaurant, in dem alle Kellnerinnen Dublikanten sind, gleich aussehen und jeder Tag wie der nächste ist. Doch diese Ordnung ist von Hae-Joe Chang (Jim Sturgess) gestört worden, der Sonmi, die sich durch ein kometenförmiges Muttermal von den anderen Klonen unterscheidet, die Chance gegeben hat, zu lernen und zu verstehen. Als Somni die alte Verfilmung eines Buches von Timothy Cavendish sieht und die Aussage verinnerlicht, steht sie plötzlich voller Überzeugung am Kopf einer Revolution.

Im Jahr 2346 ist die ehemalige Weltordnung untergegangen, die Erde verstrahlt, die Bewohner teils degeneriert, was sich vor allem in ihrer merkwürdig vereinfachten Sprache wiederspiegelt. Auf einer Insel, die von den Konas, einem Kanibalenstamm, und ihrem Anführer (Hugh Grant) tyrannisiert wird, hilft der Hirte Zachry (Tom Hanks) der Fremden Meronym (Halle Berry), einen Berg zu erklimmen, und muss sich dabei immer wieder den Manipulationsversuchen des Geistes von Old Georgie (Hugo Weaving) erwehren…

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)
Sonmi 451 (Doona Bae) auf der Flucht in Neo Seoul.


Wenn man die Inhaltsangabe liest, bekommt man schon einen Eindruck davon, dass „Cloud Atlas“ in Wahrheit sechs verschiedene Geschichten erzählt, wobei jede für sich bereits als eigenständiger (Kurz-)Film funktioniert hätte. Dabei wird nicht etwa chronologisch vorgegangen, sondern die Geschichten sind wild ineinander gemixt, haben teilweise vorweggenommene Cliffhanger oder in sich geschlossene eigene Rahmenhandlungen. Das macht es naturgemäß schwieriger, dem Verlauf zu folgen, aber es kommt – trotz der Filmlänge – absolut keine Langeweile auf, da das Tempo durchweg hoch ist. Und es bedarf schon einer hohen Konzentration, um allen Einzelheiten, die hier versteckt sind, zu folgen. Sowohl die Namen, als auch die Gesichter oder tatsächliche Informationen wie Tagebücher, Briefe, fiktive Verfilmungen, reale Aufnahmen und schlussendlich Visionen bilden die vielen Stränge mit denen in „Cloud Atlas“ die unterschiedlichen Zeiten wie in einem großen Wollknäuel verbunden sind. Dabei sind es immer wieder Déjà-Vus, die zu spontanen Handlungen führen, die dann in einer anderen Zeit eine Auswirkung haben. David Mitchell erfasst in seiner Buchvorlage die Zeit als ganzheitlichen allgegenwärtigen Faktor, bei dem sich auch ohne jegliche Zeitreisen nach dem Ursache-Wirkung-Prinzip ständig alle Ebenen gegenseitig beeinflussen können. Diese Aussage greifen Lana und Andy Wachowski und Tom Tykwer auf und verhelfen ihr mit allen eingesetzten filmischen Möglichkeiten zum größtmöglichen Nachhall. Mehr Tiefgang hat der Film zwar nicht, aber dafür bereitet er in der Vielfältigkeit seiner Inszenierung eine Menge Vergnügen.

Nachdem sie in der Matrix-Trilogie den Gott der Maschinen erschufen und dabei doch recht übermäßig pseudo-religiösen Anspruch erzeugen wollten, hätte man bei „Cloud Atlas“ von den Wachowskis Ähnliches zum Thema Reinkarnation erwarten können. Doch glücklicherweise haben sie sich hier stark zurückgehalten, so dass der Film mit frontal vermittelten Botschaften nicht über die Aussagen hinausgeht, die auch schon im Trailer getroffen werden.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)
Vyvyan Ayrs (Jim Broadbent) und Robert Frobisher (Ben Whishaw)
komponieren das „Wolkenatlas-Sextett“.

Einen wesentlichen Faktor des Films stellt dafür die Musik dar. Während der Kampf um Leben und Tod – mitterlebt durch die Lektüre von Tagebüchern – die Inspiration zu Robert Frobishers Komposition, dem „Wolkenatlas“ ist, sind auch Visionen sowie das vorangenommene tragische Finale in das Werk eingeflossen, das damit gleichsam Gegenstand des Films und Motiv der Filmmusik ist. Ohne sich im Stile von Hans Zimmer allzu sehr in den Vordergrund zu spielen, bleibt die Untermalung durch die Musik von Reinhold Heil, Johnny Klimek und Tom Tykwer meist dezent im Hintergrund, außer in den Momenten, in denen sie wirklich gebraucht wird.

Dass die meisten Schauspieler Mehrfachrollen einnehmen, teilweise bis zu sechs, hört sich auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig an. Das Ensemble beweist dabei jedoch eine solche Vielfältigkeit, dass man in dem einen oder anderen Fall erst im Abspann, wenn nochmals alle Gesichter zu den jeweiligen Schauspielern gezeigt werden, wirklich erkennt, wer von wem gespielt wurde. Besonders hervorheben muss man an dieser Stelle Tom Hanks, der alle Facetten von Gut und Böse in seinen unterschiedlichen Charakteren darstellt, und Halle Berry, die ebenfalls in zwei ihrer Rollen brilliert und in den anderen dezent im Hintergrund bleibt. Dass Jim Broadbent vor allem als Verleger Cavendish gefällt, liegt wohl im Wesentlichen an der Ähnlichkeit dieser Rolle mit Professor Slughorn (aus den Harry-Potter-Filmen), durch den Broadbent dem jüngeren internationalen Publikum vor allem bekannt ist.

Bezeichnender Weise kommt es am meisten auf die letzte Geschichte in der weit entfernten Zukunft an, die einen während des Films eher wenig begeistern kann und bei der aufgrund der merkwürdigen Sprache kaum Sympathie für die handelnden Charaktere entwickelt wird. Lässt man den Film aber später auf sich wirken und denkt über die einzelnen Handlungen nach, wird die Zahl der roten Fäden erkennbar, die zwischen den Geschichten gespannt sind und in deren Kern schließlich diese Zukunftsvision steht.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)
Adam Ewing (Jim Sturgess) kehrt endlich heim zu seiner Frau Tilda (Doona Bae).

Bereits in den ersten Sekunden des Films wird klar, dass eine tragische Liebesgeschichte im Mittelpunkt des Filmes steht. Die Aussage, die hinter der in ihrer Zeit homosexuellen Liebe steht, ist jedoch viel größer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Während ein zum wiederholten Male brillant in einer schwulen Rolle aufspielender Ben Wishaw sich in die Herzen der Zuschauer spielt, zeigt eine spätere Episode, in der sich die verliebten Seelen wiederbegegnen, dass die Liebe unabhängig vom Körper, ja unabhängig vom Geschlecht ist und in ihrer Intensität alle Zeiten und Wiedergeburten überdauert. Überraschenderweise punktet Cloud Atlas auch insgesamt durch die gezeigte Erotik. Dabei sind alle Facetten dabei: Vom aneinander gekuschelten Erwachen eines Liebespaares, schmachtenden Blicken und körperbetonten Aufnahmen (sowohl von Männern als auch von Frauen), bis zu tatsächlich gezeigten Liebesakten in Himmelbetten oder futuristisch-kahlen Umgebungen. Auch die Zigarette danach darf nicht fehlen, wenn diese auch in einer anderen Zeit geteilt wird…

„Cloud Atlas“ ist nicht nur sehenswert, sondern in seiner Inszenierung und Qualität einzigartig. Wer leicht zu verfolgende Kinokost bevorzugt, bei der man auch schon mal den Kopf abschalten kann, der sollte sich lieber das Eintrittsgeld bzw. den DVD-Kauf sparen. Hier wird man mehr als einmal bewusst verwirrt, dafür aber mit gutem Konzept und einer Riege aus Darstellern und Regisseuren, die von der Idee des Films begeistert sind und die Zuschauer in ihren Bann ziehen. Unter den „großen“ Blockbustern wahrscheinlich der beste Film des Jahres 2012 und damit auch ein Cineclub-Filmtipp!

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)


  • Lana Wachowski hat an der Matrix-Trilogie unter dem Namen Larry Wachowski gearbeitet.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)
Zachry (Tom Hanks) auf dem Weg zu Mauna Sol.

Cloud Atlas (mit Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Doona Bae und Jim Broadbent)

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Fakten
Originaltitel:
Cloud Atlas
 
deutscher Kinostart am:
15.11.2012
 
Genre:
Literaturverfilmung / Experimental / Drama / Thriller
 
Regie:
Tom Tykwer, Lana & Andy Wachowski
 
Länge:
ca. 165 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
X-Verleih
 
Dieser Film wurde bewertet von:
RS(91%)
 
Texte:
RS
 
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