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Rosa von Praunheims filmische Annäherung an das Leben und Schaffen des beliebten Comic-Zeichners Ralf König ist ein ziemlich anspruchsloser, aber sehr unterhaltsamer Doku-Film, der nicht nur Comic-Fans ansprechen wird.
Comic-Zeichner Ralf König vor seinen berühmten Knollennasen.
Inhalt:
Ralf König ist einer der bekanntesten Comic-Autoren Deutschlands. Sein Markenzeichen: die beliebten Knollnasen. Seine humorvolle, teils satirische Überspitzung von Klischees und die menschlich-alltäglichen Geschichten, die ein wenig an Loriot erinnern, sprechen eine breite Leserschaft an – auch im Ausland. König wagt sich aber auch an kontroversere Themen wie die Sexualfeindlichkeit der katholischen Kirche heran.
Ein Dauerthema von Anfang an war und ist eine gehörige Portion schamlosen Sexes, schwulen Sexes – doch das scheint auch Heterosexuelle zu amüsieren. „Der bewegte Mann“, sein erster Comic für den Publikumsverlag Rowohlt, wurde sofort ein Erfolg und die gleichnamige Verfilmung von Sönke Wortmann mit Til Schweiger zog 6,5 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos.
Ralf König mit Regisseur Rosa von Praunheim (in Rot) in Berlin.
Regisseur Rosa von Praunheim begleitet Ralf König auf einem Rundgang durch die Stationen seines Lebens: aufgewachsen in einem westfälischen Dorf, zog der gelernte Schreiner nach seinem Coming-Out nach Dortmund, fand seinen Weg in die Schwulenszene, studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf und landete nach einiger Zeit in Berlin schließlich in Köln.
Zu Wort kommen auch Hella von Sinnen, Ralph Morgenstern, Joachim Król sowie Freunde und Bewunderer des Comic-Zeichners. Und natürlich fehlen auch nicht unterhaltsame Ausschnitte aus Königs Comic-Lesungen.
Ralf König vor einer seiner Comic-Lesungen im Gloria-Theater Köln.
Kritik:
Der beinahe 70-jährige Regisseur und Schwulenrechtler Rosa von Praunheim ist bekannt für seine sozio-politischen Dokumentarfilme wie „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1970), „Ein Virus kennt keine Moral“ (1985), „Überleben in New York“ (1989) oder „Die Jungs vom Bahnhof Zoo“ (2011), aber auch für seine Spielfilme „Die Bettwurst“ (1970), „Anita – Tänze des Lasters“ (1987) oder „Der Einstein des Sex“ (1999).
Fast mag man überrascht sein, dass von Praunheim mit „König des Comics“ einen leichten, gänzlich unpolitischen Biographie-Dokumentarfilm über den vielfach ausgezeichneten Comic-Zeichner gedreht hat. Die anfänglichen Bekundungen von einigen Promis machen den Anschein, als wäre nicht tief oder lange recherchiert, sondern einfach interviewt worden, wer auf die Schnelle in Köln erreichbar war. Auch die Erklärungen des UFA-Poduzenten Oliver Dressnandt, der weitere König-Stoffe verfilmen möchte, wirken so überzeugend wie seine Filmographie („Armee der Stille“).
Ralf König in seiner Wahlheimat vor dessen Wahrzeichen, dem Kölner Dom.
Zwar geht der Film auch später nicht sonderlich kritisch vor, dafür entwickelt sich nach diesem schwachen Einstieg immerhin eine sehr unterhaltsame Rekonstruktion des Lebens und des Schaffens Königs. Der Unterhaltungswert liegt bestimmt nicht in den Schmeicheleien eines Bewunderers, welcher König daheim besucht, sondern in dessen Person und insbesondere dessen Werk selbst. Ohne die Auszüge aus Königs Live-Lesungen und Abbildungen aus seinen Werken würde der Film einfach nur dahinplätschern.
Aber König wirkt in seiner ruhigen, etwas zurückhaltenden Art sympathisch und seine Berichte zu wichtigen Episoden seines Lebens sind kurzweilig, wenn auch nicht weltbewegend. Schön sind auch die Archivaufnahmen zu Königs Transenauftritten als Elvira Brunftschrei.
„König des Comics“ ist bestimmt kein außergewöhnlicher Film, etwas schnell zusammengeschustert, aber er ist auf jeden Fall ganz einfach und nett anzuschauen. Auch diejenigen, die nicht bereits Fans von Comics oder König sind, werden an der 80-minütigen Doku Spaß haben können.
Hintergrund:
- „König des Comics“ ist im Auftrag von ZDF und in Zusammenarbeit mit ARTE produziert worden und feiert seine Uraufführung im Panorama-Programm der Berlinale 2012.
- Nach „Der bewegte Mann“ wurden bisher auch drei weitere König-Werke verfilmt: „Kondom des Grauens“ (1996), „Wie die Karnickel“ (2002) und „Lysistrata“ (2002).
- Das im Film erwähnte KCR (Kommunikationscentrum Ruhr e.V.) feiert im August 2012 sein 40. Bestehen und ist Deutschlands ältestes noch bestehendes Schwulen- und Lesben-Zentrum.
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Fakten |
Originaltitel: König des Comics
deutscher Kinostart am: 01.03.2012
Genre: Dokumentarfilm
Regie:
Rosa von Praunheim Länge: ca. 80 Minuten Kinoverleih: Basis
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(72%)
Texte: Martin
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