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leer Leave It on the Floor


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** * *** **** **** ** *** *** 79%
 

 
Nachdem Bradley (Ephraim Sykes) von seiner Mutter rausgeworfen wurde, findet er Anschluss an die Ballroom-Tanzszene in L.A. und wird sowohl von Princess als auch von Carter aus demselben House umschwärmt. Etwas simple Handlung, aber trotz geringen Budgets mitreißend und lebhaft umgesetztes Musical von Sheldon Larry.

Leave It on the Floor


Der farbige 22-jährige Bradley (Ephraim Sykes) wird von seiner Mutter mit einem Schwulenporno erwischt und hochkant von Zuhause rausgeworfen. Mit ein paar Klamotten haut er im Auto seiner Mutter ab, in welchem er auch schläft. In einem Lebensmittelladen trifft er auf die androgyne Carter (Andre Myers). Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut, aber Carter verschwindet mit seinem Portemonnaie. Bradley verfolgt Carter bis zu einem aufregenden Club, wo vor einer Jury Wettkämpfe im Ballroom-Vogue-Tanzen und Catwalk-Laufen stattfinden.

Fasziniert von den glitzernden Tänzern wird Bradley sofort vor der hochgewachsenen Princess (Phillip Evelyn II) aus dem erfolglosen House of Eminence angesprochen und aufgeklärt, dass die Häuser gegeneinander antreten. Princess lädt den obdachlosen Bradley ein, bei ihm zu übernachten. Doch da hat auch Queef Latina (Miss Barbie-Q) ein Wörtchen mitzureden, denn sie ist die Hausmutter der Eminence. Und Queef hat ganz schön strenge Regeln.

Leave It on the Floor

Princess bemüht sich um Bradleys Zuneigung, der sich wie ein Verlierer fühlt und weiterhin im Auto übernachtet. Princess, der fest an sein Talent glaubt, möchte ihm einiges beibringen, damit er als Walker ins House of Eminence aufgenommen werden kann. Bei einer Hausbesprechung auf einer Bowlingbahn bekommt Bradley einen kleinen Lehrgang und wird schließlich von Queef ins Haus aufgenommen.

Auch verträgt sich Bradley wieder mit Carter, die ihm ebenfalls beibringen will, wie er sich bewegen soll. Zwischen Carter und Bradley entwickelt sich eine Verbindung, was Princess nicht verborgen bleibt. So kommt es zwischen Carter und Princess zu einem eifersüchtigen Wettkampf, der den Frieden und die Existenz des Hauses bedroht. Zudem steht an Halloween der große Ball an, bei dem das House of Eminence abräumen will.

Leave It on the Floor


Schwarze Ghetto-Attitüde mit viel Black-Love-Soul und moderner R’n’B-Musik, gutaussehende und talentierte Jungdarsteller sowie schwul-transidente Androgynität und das Bewegen zwischen den Geschlechtern (Gender-Bending), das ist „Leave It on the Floor“, ein frischer und sehr queerer Musical-Film aus den USA.

Bereits 22 Jahre ist es her, dass der vielfach durch Kritiker und mit dem Teddy Award ausgezeichnete Dokumentarfilm „Paris brennt - Paris Is Burning“ auf die afro-amerikanische Ballroom-Tradition der New Yorker Drag-Queen- und Schwulen-Szene aufmerksam machte. Dies wurde im selben Jahr auch in Madonnas „Vogue“-Video aufgenommen. Auch nach zwei Jahrzehnten ist die Ballroom-Szene noch sehr lebendig, wie der in Los Angeles angesiedelte „Leave It“ beweist.

Leave It on the Floor

In unserer Zeit wird die Öffnung der Ehe für nicht-heterosexuelle Paare heiß diskutiert, während weiterhin schwule, transidente und anderweitig queere Jugendliche von zuhause verstoßen oder durch Mobbing in der Schule in den Selbstmord getrieben werden. Die Bälle sind ein Schutzraum, wo man sich voller Stolz und mit Freude so ausdrücken kann, wie man ist. Was kann es Schöneres als Musik und Tanz (bzw. Walks) dafür geben?

Die Selbstverständlichkeit, mit der in „Leave It“ von der Heteronorm abweichende Geschlechterrollen dargestellt werden, ist sehr erfrischend. Eine affektierte Handbewegung hier, ein bisschen Rumgebitche da; androgyn oder feminin wirkende Männer, die sich erst wie schwarze Divas benehmen, und dann doch wieder männlich wirken. Alles Tuntige wirkt hier weder aufgesetzt, abschreckend oder verwerflich, sondern echt und dadurch eigentlich charmant.

Leave It on the Floor

Es findet kein Kampf mit sich selbst statt. „Leave It“ ist kein Coming-Out-Film, es ist eher eine Hommage an die Ballrooms mit einem Liebesdreieck. Im Gegensatz zu einigen teuer produzierten Musicals wie „Chicago“ oder „Dreamgirls“ wird hier weniger auf Bühnen getanzt. Einiges wird in die Handlung mit eingebaut und erinnert stärker an „Rent“. Trotz einiger aufwändigerer Kostüme rückt der eigentlich wichtige Modeaspekt des Ballrooms etwas zu sehr in den Hintergrund. Die Musik ist gut gesungen, vielseitig, mitreißend und schwungvoll, bedient aber so einige Klischees (z.B. der obligatorische Tango für die Annäherung). Nur die Geschichte ist sehr einfach strukturiert - aber etwas anderes erwarten vielleicht auch nicht viele von einem Musical/Tanzfilm.

Man spürt gerade wegen des geringen Budgets die Leidenschaft, mit der sich neben Regisseur Sheldon Larry, Autor-Texter Glenn Gaylord und Komponistin Kimberly Burse (Creative-Musical-Director von Beyoncé und Ciara) auch viele Studenten und einige bekanntere Profis eingebracht haben, z.B. Choreograph Frank Gatson, Jr. (Disneys „Hercules“). Dass sich gerade so viele frische Talente eingebracht haben, macht „Leave It on the Floor“ trotz einiger Schwächen so energetisch und lebendig.

Leave It on the Floor


  • Nach seiner Weltpremiere beim Los Angeles Film Festival 2011 feiert der Film seine Deutschland-Premiere im Panorama-Programm der Berlinale 2012.
  • Sheldon Larry, allein erziehender schwuler Vater zweier Töchter, arbeitet bereits seit 1971 als Regisseur und Produzent, hauptsächlich jedoch für TV-Filme und Serien.
  • Durch die engen Kontakte von Kim Burse mit Beyoncé konnte ihr Lied „Sweet Dreams“ für die Schlussszene von „Leave It on the Floor“ gewonnen werden. Ansonsten besteht die Filmmusik fast ausschließlich aus Eigenkompositionen.
  • Hauptdarsteller Ephraim Sykes hat bereits in „Dance Flick – Der allerletzte Tanzfilm“ und der Serie „30 Rock“ mitgespielt bzw. getanzt.
  • Auch wenn einige Gesangsszenen nicht immer lippensynchron sind, haben die meisten Darsteller ihre Lieder selbst im Studio eingesungen.
  • Leave It on the Floor

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Fakten
Originaltitel:
Leave It on the Floor
 
deutscher Kinostart am:
18.10.2012
 
Genre:
Musical / Tanzfilm, romantisches Drama
 
Regie:
Sheldon Larry
 
Länge:
ca. 101 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 16 freigegeben
 
Kinoverleih:
Salzgeber
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(79%)
 
Texte:
Martin
 
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