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Als sein Sohn entführt wird, scheinen sich für einen Physikprofessor Paralleluniversen zu öffnen, doch sein Umfeld glaubt ihm nicht. Dieses deutsche Thriller-Drama ist bemüht anspruchsvoll, aber weder mysteriös noch spannend.
Inhalt:
Physikprofessor Sebastian Wittich (Mark Waschke) unterrichtet nicht nur die Theorie der Paralleluniversen an der Universität Jena, er versucht ihre Existenz auch zu beweisen. Er ist so sehr beschäftigt damit, dass er und seine Familie ein wenig aneinander vorbeileben. Statt eifersüchtig zu sein, ist Sebastian fast froh, dass seine Frau Maike (Bernadette Heerwagen) morgens mit Chefarzt Dr. Dabbeling (Paul Grasshoff) Rad fährt. Selbst sein Sohn Nick (Nicolas Treichel) wächst mit der Quantenphilosophie seines Vaters auf und spielt mit seiner Maus das Gedankenexperiment von Schrödingers Katze nach.
Sein alter Studienfreund Oskar Hoyer (Stipe Erceg), mittlerweile Professor beim Forschungszentrum CERN in Genf, hält die Multiversum-Theorie für unhaltbar, was Sebastian umso mehr anspornt. Nachdem sich Maike zu einem Fahrradurlaub verabschiedet hat, bringt Sebastian seinen Sohn ins Ferienlager. Danach will er sich der Beweisführung widmen. Doch alles kommt anders, als Nick auf einem Rastplatz entführt wird und Sebastian aufgefordert wird, Dabbeling aus dem Weg zu räumen. Sebastian weiß bald nicht mehr zu unterscheiden, ob es Realität oder Einbildung ist.
Kritik:
*Vorsicht: möglicher Spoiler*
Ist die Welt, wie wir sie sehen, die einzige Wirklichkeit? Gibt es parallel existierende Universen? Ermöglichen sie Zeitreise? Wie können sie möglicherweise unser Universum beeinflussen?
Regisseurin Claudia Lehmann ist selbst Teilchenphysikerin und widmet sich in ihrem Debütspielfilm „Schilf“ obiger Fragen. Dazu greift sie auf gleichnamigen Roman von Juli Zeh zurück, welchen sie mit ihrer serienerfahrenen Koautorin Leonie Terfort recht frei adaptiert.
Generell ist Quantenphilosophie ein spannendes Thema, welches nur selten in filmischer Form angesprochen wird. Umso besser, wenn dies eine Fachfrau tut. Das schürt hohe Erwartungen, welche Lehmann trotz ihrer Kurzfilm- und Dokuerfahrung nicht erfüllen kann. „Schilf“ möchte ein intelligenter, mysteriöser Thriller sein, in dem nichts so ist, wie es scheint. Doch der Film ist sehr bemüht, hypothetisch-verkopft und lahm. Er schafft es nicht, den Zuschauer mitzureißen oder zu faszinieren.
Es ist nicht, dass der Film schlecht gedreht wäre. Mit ihren Beziehungen haben es die Filmemacher sogar tatsächlich geschafft, im CERN drehen zu dürfen. Das Problem liegt eindeutig auf der Erzählebene, die von Lehmann und Terfort nicht temporeich und verständlich genug angelegt ist. Die physikalischen Konzepte versteht man zwar, aber es werden viel zu wenige Informationen über die Charaktere und die Geschehnisse gegeben, so dass sich der Zuschauer emotional ausklinkt statt mitzufiebern.
Überhaupt sind die Charaktere ein großer Knackpunkt, obwohl Lehmann zusätzlich an der Hamburg Media School studiert hat. Die Figuren sind alle eindimensional und dienen nur dazu, eine Funktion in der Handlung zu übernehmen. Darüber hinaus verhalten sich viele Figuren unmenschlich, sprich unrealistisch. Welche Ehefrau und welche ernsthafte Polizistin würde Sebastians Versponnenheit einfach übergehen, ohne sich zumindest besorgt zu zeigen oder eine Untersuchung vorzuschlagen?
*Vorsicht: möglicher Spoiler*
Das Mysteriöse soll insbesondere ein vermeintlicher Zeitreisender sein, der Sebastian hinterherspioniert. Eigentlich ist dies jemand, der Sebastian nahe steht. Doch laut Drehbuch darf er ihn einfach nicht erkennen, sonst wäre die Spannung raus. Deswegen wird völlig übergangen, dass trotz einiger Veränderungen die Erscheinung, Gestik oder Stimme diese Person sofort verraten würde. Der Film nimmt seinen Zuschauer nicht ernst.
„Schilf“ ist leider so unspannend und unmysteriös, wie sein Titel klingt. Zu empfehlen ist der Film kaum.
(Wer herausfinden möchte, was es mit diesem Titel auf sich hat, vergeudet wohl beim Filmschauen seine Zeit. Auch dies ist ein weiteres unmysteriöses Element des Films.)
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Fakten |
Originaltitel: Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert
deutscher Kinostart am: 08.03.2012
Genre: Thriller / Drama
Regie:
Claudia Lehmann Länge: ca. 90 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Warner, X-Verleih
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(39%)
Texte: Martin
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17.07.2017 |
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