The Rum Diary |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ***** | *** | **** | **** | *** | *** | **** | 82% |
Inhalt:
Der trinkfreudige Journalist Paul Kemp (Johnny Depp) nimmt eine Stelle bei der Tageszeitung „The San Juan Star“ in Puerto Rico an. Eigentlich will er seinen Alkoholkonsum einschränken, doch die Bekanntschaft mit dem Fotografen Bob Sala (Michael Rispoli) und dem drogensüchtigen Moberg (Giovanni Ribisi) macht seinem Vorhaben schnell ein Ende, und so stürzen sie sich in das Nachtleben San Juans. Erst als er sich in die hübsche Chenault (Amber Heard) verliebt, sieht er eine neue Perspektive in seinem Leben... wäre sie nicht mit dem skrupellosen Unternehmer Sanderson (Aaron Eckhart) verlobt. Und der hat großes Interesse daran, Paul unter seine Fittiche zu bekommen, damit dieser positiv über seine dunklen Machenschaften berichtet. Verlockt durch die Aussicht auf Reichtum, steckt Paul in einer Gewissenskrise.
Kritik:
Hunter S. Thompson ist kult! Spätestens seit Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“-Adaption auch in Deutschland. Thompson brachte mit seinem subjektiven Gonzo-Journalismus frischen Wind in die Welt der Literatur, und seine Anhängerschaft wuchs und wuchs. Johnny Depp, der mit dem Autor eng befreundet war, verkörperte das Alter Ego Thompsons in „Fear and Loathing in Las Vegas“ auf so kongeniale und denkwürdige Weise, dass er ewig in den Gedächtnissen der Cineasten einen festen Platz hat. Sehr schnell engagierte sich Depp dafür, Thompsons verschollenen Roman „The Rum Diary“ zu verfilmen. Erst als Thompson 2005 Selbstmord begann, kam allmählich Schwung in die Sache und sechs Jahre später startete die Adaption in den amerikanischen Kinos – und wurde zu einem Riesenflop! Auch „Fear and Loathing in Las Vegas“ stieß nicht auf das Interesse des breiten Publikums, nur kam dieser mit einem merklich moderateren Budget aus, und konnte sich über die Jahre noch zu einem verehrten Kultfilm entwickeln. Ob diese Ehre „The Rum Diary“ noch zuteilwird ist fraglich.
Im Vorfeld war die Begeisterung der „Fear and Loathing in Las Vegas“-Anhänger noch groß, als nach und nach immer mehr Infos über eine neue Hunter S. Thompson-Verfilmung mit Johnny Depp in der Hauptrolle ans Tageslicht gelangten. Bei denjenigen, die nicht mit der Romanvorlage vertraut sind, dürfte sich nach Sichtung von „The Rum Diary“ Enttäuschung eingeschlichen haben. Denn niemand sollte eine Art „Fear and Loathing in Las Vegas 2“ erwarten! Eher eine Light-Variante. Auch hier gibt es zwar viele bizarre Szenen, die dem Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben werden, doch sind diese niemals dermaßen übertrieben. Die Hauptfigur Paul Kemp kann man als einen Charakter bezeichnen, der sich noch zu der Figur Raoul Duke aus „Fear and Loathing in Las Vegas“ entwickeln wird. Also kein Drogentrip nach dem nächsten, sondern eher Sauftouren ohne Ende.
Die Schwäche des Films ist der inkonsequente Umgang des Regisseurs und Drehbuchautors Bruce Robinson (der nach 19 Jahren wieder einen Film drehte) mit der Handlung. Im Gegensatz zu Terry Gilliam, der in „Fear and Loathing in Las Vegas“ in jedem Moment deutlich machte, dass es eigentlich keine Handlung gibt, versucht Robinson Spannung aufzubauen, legt immer wieder viel Wert auf einzelne Handlungsstränge – nur um am Ende völlig ins Leere zu laufen und den Zuschauer etwas unzufrieden zurückzulassen. Es ist zwar richtig, dass „The Rum Diary“ tatsächlich eine Geschichte zu erzählen hat, doch hätte eine unkonventionellere und weniger handlungsorientierte Dramaturgie und Inszenierung dem Film gut getan. Aber das soll niemanden daran hindern sich auf 116 unglaublich unterhaltsame Minuten einzulassen. Die vielen abgefahrenen Ideen, die nur von einem Hunter S. Thompson stammen können, das wundervolle Setting in Puerto Rico, und die erstklassigen Darsteller, allen voran Johnny Depp, sind Grund genug, dem Film eine Chance zu geben. Das gilt sowohl für Fans als auch für Hasser von „Fear and Loathing in Las Vegas“.
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