Unter Männern - Schwul in der DDR |
|
Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | *** | - | - | *** | **** | **** | 83% |
Inhalt:
Der 1983 in der DDR geborene Regisseur Ringo Rösener hat seinen Staat kaum bewusst erlebt, ging dieser doch 1990 in die Bundesrepublik auf. Rösener fragte sich, ob er seine Homosexualität auch so frei hätte leben können, hätte die DDR fortbestanden. Deswegen interviewt Rösener sechs Männer, die mit ihren Lebensberichten ein vielseitiges Bild des schwulen Lebens in der sozialistischen DDR zeichnen. Spätestens 1968 war Homosexualität in der DDR vollkommen straffrei, doch wurden schwule Aktivisten wie Staatsfeinde überwacht. Diese Erfahrung machte Eduard Stapel, dem ebenfalls die Priesterweihe versagt war. Dennoch durfte er für die evangelische Kirche ein schwules Netzwerk aufbauen. Der Friseur Frank Schäfer bekam zwar auch die Staatsgewalt zu spüren, doch ließ er sich nicht davon abbringen, DDR-Punk zu entwickeln und offen zu leben. John Zinner hingegen outete sich in seinem Thüringer Kaff und wollte doch nie wegziehen, obwohl es dort nicht so anonym-einfach wie in Berlin ist. Kritik:
„Unter Männern – Schwul in der DDR“ hat bei seiner Uraufführung auf der Berlinale 2012 spannende und sehr vielseitige Geschichten von der anderen Seite der Mauer zugänglich gemacht. Bislang gab es bloß zwei Zeitdokumente zu diesem Thema: „Coming Out“, den ersten und einzigen schwulen Film der DDR von 1989, sowie „Westler“ von 1985, der teilweise heimlich in Ost-Berlin gedreht wurde. Ansonsten war wenig über homosexuelles Leben in der DDR bekannt oder dokumentiert. Umso interessanter ist es, dass die Regisseure Rösener und Stein nicht das Anliegen haben, eine Art abschließendes Resümee oder vollständige Enzyklopädie anzufertigen, sondern sie lassen es zu, dass die sechs sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten ihrer Protagonisten nebeneinander stehen. Das wird der individuellen Wahrnehmung und Erfahrung gerecht, ohne alles über einen Kamm zu scheren. Der Film ist differenziert, ehrlich und lohnenswert. Auf der anderen Seite der provokanten Zurschaustellung Schäfers liegt zum Beispiel der 80-jährige pensionierte Lehrer Christian Schulz, der sich nie öffentlich bekannte, ein sehr zurückhaltendes Leben führte und dieses heutzutage beinahe bereut. Bei dem Film hat er nur deswegen mitgewirkt, damit andere es vielleicht einfacher haben. Ein edles Ansinnen, das den Film bereichert. Zu verdanken ist dies Röseners echtem Interesse an seinen Protagonisten und, dass er sich ebenso sehr als Person in den Film einbringt. Auch die Filmbewertungsstelle Wiesbaden würdigte dies und verlieh „Unter Männern“ das Prädikat besonders wertvoll. Hintergrund:
Jetzt
unter maennern schwul in der ddr (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
Streaming-Angebote |
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.