Der Medicus |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | *** | *** | **** | ** | **** | ***** | 80% |
Inhalt:
Im England des elften Jahrhunderts nach Christus stirbt die Mutter dreier Kinder an der sogenannten „Seitenkrankheit“. Auch der eingereiste Bader kann ihr nicht helfen. Der junge Rob Cole (Adam Thomas Wright) ist einer der Verbliebenen. Trotz der Ohnmacht des Baders (Stellan Skarsgård) möchte das junge Waisenkind die Kunst des Heilens erlernen und folgt dem rastlosen Wanderer von nun an auf Schritt und Tritt. Nach einiger Zeit stellt der mittlerweile erwachsen gewordene Rob (Tom Payne) fest, dass das Wissen des Baders schnell an seine Grenzen stößt. Darum macht er sich auf, um bei dem sagenumwobenen Ibn Sina (Ben Kingsley) im Orient in die Schule zu gehen.
In Isfahan angelangt trifft er in seiner Verkleidung als Jude schnell auf neue Freunde. Christen sind nämlich im damaligen Reich der Kalifen unerwünscht. Nach seiner Aufnahme in Ibn Sinas Medicus-Schule hängt sich Rob voll in sein Studium. Das Einzige, was ihn ablenkt, ist die schöne Rebecca (Emma Rigby), der er auf seinem Weg durch die Wüste bereits begegnet ist. Sie ist jedoch mit einem reichen Juden (Stanley Townsend) verheiratet, für den sie extra aus Spanien geholt worden ist. Nebenbei bedrohen die von den Mullahs angetriebenen fundamentalistischen Muslime Isfahans die Juden der Stadt. Der Shah (Olivier Martinez) hält schützend seine Hand über die gewinnbringende Minderheit, doch wie lange noch – denn auch er scheint von der Seitenkrankheit ergriffen worden zu sein…
Kritik:
Die Romanverfilmung eines Bestsellers ist immer eine schwierige Aufgabe. Gerade bei einer so facettenreichen Handlung wie in „Der Medicus“. Daher sollte man nicht zu hart ins Gericht gehen mit Drehbuchautor (Jan Berger) und Regisseur (Philipp Stölzl). Dennoch lassen sich aus der Perspektive des Zuschauers, der den Roman gelesen hat, einige entscheidenden Handlungspunkte vermissen. Sei’s drum! Länger als zweieinhalb Stunden sollte der Film auch nicht sein! Daher betrachten wir den Film aus der cineastischen Sicht und nicht als penibler Bücherwurm. Es bleibt ja außerdem die Hoffnung auf die versprochene Langfassung als TV-Mehrteiler.
Wirkliche Spannung kommt trotzdem eher selten auf. Zu leicht schafft es der junge Engländer in die Schule des scheinbar höchsten Gelehrten der damaligen Welt – quasi durch pures Glück und Zufall. Der Ausgang fast jeden Moments, der Spannung erzeugen soll, ist zu leicht absehbar. Action gibt es auch höchstens während einiger Kampfszenen am Ende. Auf wirkliche Schlachtszenen muss der Zuschauer jedoch verzichten – wahrscheinlich reichte dafür das Budget von 26 Millionen dann doch nicht aus. Für den naiven Zuschauer bietet der Film sogar einen ganz besonderen Service: Wer etwa nicht wusste, dass es im 11. Jahrhundert n. Chr. in England keine modernen Krankenhäuser sondern nur einfache Bader gab, wird mit dieser Information zu Anfang des Films belehrt. Auch reicht es nicht, dass Rob Cole vor seiner Reise in den Orient erfährt, dass diese ein Jahr dauert. Bei seiner Ankunft mit dem Schiff trägt er schließlich einen Bart, damit auch Sechsjährige in Begleitung ihrer Eltern (FSK 12) verstehen, dass nun etwa ein Jahr vergangen ist. Nicht ganz passend zur Altersfreigabe sind die verschiedenen Verstümmelungsszenen, in denen sich Rob beispielsweise zu seiner Tarnung selbst beschneidet. Zwar wird nicht immer viel gezeigt, doch manchmal löst das Ungesehene mehr aus als das, was man sieht.
Musik begleitet den Film die meiste Zeit: mal ruhig, mal melancholisch, mal hektisch. Sie ist durchaus gut eingesetzt, lässt jedoch ein bisschen Abwechslung in den Motiven vermissen. Das Motiv für den Orient ist sicherlich gut gewählt, da sich der Großteil des Films jedoch dort abspielt, hätte man ein wenig an der Varietät feilen können.
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