Don Jon |
|
Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ***** | **** | ** | **** | ***** | *** | ***** |
94% |
Inhalt:
Jon (Joseph Gordon-Levitt) nimmt sein Glück am liebsten selbst in die Hand – vor Internetpornos sitzend. Nichts macht ihn so sehr an, und ja, er ist wohl pornosüchtig. Der Macho kommt in seinem festgesteckten Terrain von seinen Kumpeln, seiner Familie, seinem Fitnessstudio, seinem Auto, seiner Kirche gut klar. Bis er eines Nachts in der Disco dem scharfen Geschoss Barbara (Scarlett Johansson) begegnet, die Jon völlig anmacht. Doch Barbara stellt sich als extreme Romantikerin heraus, die sich Schnulzen anschaut und Pornos verteufelt. Seinen Gefühlen für Barbara zuliebe gibt sich Jon alle Mühe, auf seine Pornos zu verzichten… Kritik:
"Don Jon" war eine der unterhaltsamsten und überraschendsten Entdeckungen der Berlinale 2013 (damals noch mit dem Festivaltitel "Don Jon's Addiction"). Der ehemalige Kinderdarsteller Joseph Gordon-Levitt, Jahrgang 1981, hatte sich in den letzten 25 Jahren zwar schon durch Gregg Arakis schwules Mysterydrama "Mysterious Skin", durch "Die Regeln der Gewalt" oder die beiden Christopher-Nolan-Filme "Inception" und "The Dark Knight Rises" gründlich von seinen ersten Rollen (z.B. im kitschigen TV-Film "Danielle Steele – Unter dem Regenbogen") befreit. Er hatte auch schon einige Kurzfilme gedreht (wobei Kurzfilme häufig unter dem Radar der normalen Kinogänger bleiben). Trotzdem kam es ziemlich unvermittelt, dass Gordon-Levitt mit einem selbstgeschriebenen Langfilmdebüt auftaucht. Überraschend war auch der Fakt, dass Gordon-Levitt nicht nur einen wunderbar ironischen Ton trifft, der fast ins Gesellschaftssatirische geht, sondern auch seinen unerwartet selbstsicheren Stil konsistent bis zum Ende durchhält. Schon allein dass er mit seinem leicht bubihaften und doch smarten Gesicht glaubwürdig den Macho raushängen lässt, ist eine herausragende Leistung. Dass er Hollywood-Liebling Scarlett Johansson in eine tussige, in pink gekleidete Kreuzung aus Mariah Carey und Alicia Keys verwandelt, ist subversiv. Doch dass er das Genre der romantischen Komödie durch das Erwachsenenthema Porno aufbricht und in einem sehr frischen, sich wiederholenden und doch Fortschritt zeigenden Stil erzählt, erhebt den Film über vieles, was das amerikanische, häufig sehr formelhafte Kino sonst so zu bieten hat. Ähnlich wie der deutsche Komödiant Mario Barth, aber ironischer und moderner, spielt Gordon-Levitt recht gängige Vorurteile über Machomänner und Schnulzenfrauen aus. Ja, es hat doch etwas Formelhaftes, wie der machohafte pornokuckende Kerl und die schnulzenliebende Blondine… Aber seht selbst, wie sich der Film über allzu klischeebehaftete Darstellungen erhebt. Nämlich dann, wenn beide irgendwie einsehen müssen, dass ihre virtuellen Fantasiewelten (sei es Porno oder die glückliche Hollywoodromanze) nicht mit dem vermeintlichen Traumpartner korrelieren. Lasst euch nur bloß nicht von relativ deftigen Äußerungen am Anfang ablenken, denn der Film bietet dem Zuschauer ein vielseitiges Kinoerlebnis, das von Lachen, sich Gedanken machen bis hin zum Herzen brechen reicht. Und freut euch schon auf Julianne Moore, die das I-Tüpfelchen des Films ist.
Jetzt
don jon (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
TV-Termine
Streaming-Angebote |
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.