Feuchtgebiete |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ***** | *** | *** | **** | **** | **** | ***** |
90% |
Inhalt:
Die gerade mal 18 Jahre alte Helen Memel (Carla Juri) hat ein ziemlich ungezwungenes Verhältnis zu ihrem Körper, Hämorrhoiden, Sex und Hygiene, rutscht gerne mal über die Klobrille oder eckt mit einem losen Mundwerk an. Vor allem ihre Mutter (Meret Becker), bei der Helen lebt, kommt damit kaum klar, ihr Vater (Axel Milberg) hingegen sieht es schon etwas lockerer. Ihre Unverschämtheit hat ihr aber auch die Freundschaft zum Nachbarsmädchen Corinna (Marlen Kruse) eingebracht. Manchmal tauschen die beiden Blutschwestern ihre Tampons und an einen Abend haben die beiden die versehentlich vergessenen Drogen ihres Dealers allesamt durchprobiert. Als Helen sich beim Rasieren am Anus verletzt, muss sie sich im Krankenhaus einer Operation unterziehen. Nun scheint endlich die Gelegenheit gekommen zu sein, ihre Eltern durch einen gleichzeitigen Krankenbesuch wieder zusammenzubringen. Dafür spannt sie auch den Pfleger Robin (Christoph Letkowski) ein. Dessen Freundin sieht es gar nicht gern, dass er für Helen auch Fotos von ihrer Analwunde machen soll und sich Robin und Helen allmählich näher kommen. Dann soll Helen auch ohne ersten Stuhlgang entlassen werden, aber ihre Eltern haben sich doch immer noch nicht an ihrem Krankenbett versöhnt... Kritik:
Nach dem weltweiten Erfolg des – teils als Schmuddelroman oder Pornografie verschmähten – Skandal-Bestsellers „Feuchtgebiete“ von TV-Moderatorin Charlotte Roche („Fast Forward“, „Eden“) war es fast zu erwarten, dass es eine Verfilmung geben würde. Aber wer das provokante Buch gelesen hat, wird sich fragen, wie man die expliziten Beschreibungen von sexuellen Handlungen, Verletzungen und vielen anderen Tabubrüchen in kinoverträgliche Bilder übersetzen kann, ohne frigide oder gekünstelt zu wirken. Ein anderer Knackpunkt: wie fangen die Filmemacher die absackenden Spannungsbögen in der zweiten Hälfte der Romans auf. Das Ergebnis ist eine große Überraschung: die Verfilmung ist sehr locker und unverschämt, charmant und witzig und setzt sich durch eine zeitlich springende Erzählweise über manch eine Schwäche der Vorlage hinweg. Mit-Autor und Regisseur David Wnendt („Kriegerin“) und der einzige Produzent Peter Rommel („Halt auf freier Strecke“, „Wolke 9“) hatten wohl trotz der Koproduktion durch ZDF und einiger Fördergremien recht freie Hand bei der Umsetzung. Zusammen mit dem ausgezeichneten Kameramann Jakub Bejnarowicz („Gnade“) sowie Cutter Andreas Wodraschke („Das weiße Rauschen“, „Die fetten Jahre sind vorbei“) konnte so ein ästhetischer, aufregend geschnittener Film entstehen, der recht untypisch fürs deutsche Kino ist. Am meisten sticht jedoch die hierzulande unbekannte schweizerische Hauptdarstellerin Carla Juri hervor, die nach zwei Schweizer Filmpreisen bei der Berlinale 2013 als Shooting-Star ausgezeichnet wurde. Sie ist selbstverständlich das Gesicht des Films, mit dem alles steht und fällt. Auch wenn die 27-Jährige eigentlich schon zu alt für die Rolle der 18-jährigen Helen zu sein scheint, verkörpert sie diese doch sehr präsent, direkt und angenehm ungeniert, ja, irgendwie unschuldig.
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