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leer Gravity


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** *** *** **** **** - ** **** 72%
 

 
Die BRαlpha-„Space-Night“ mit Hollywood-Stars: Selten war astronautisches Bildungsfernsehen so gut besetzt. Im Weltraum-Drama „Gravity“ geht irgendwann das Zeitgefühl verloren und auch das Wissen, dass man ja eigentlich in einer Hollywood-Produktion sitzt. Bis kurz vor Schluss.

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)


Moment mal: Seit wann hat denn die „Space Night“ im öffentlich-rechtlichen Spartenkanal BRαlpha so viel Geld, dass hier auf einmal George Clooney und Sandra Bullock mitspielen? Ist das der Dank dafür, dass jetzt jeder Haushalt GEZ-Gebühren zahlen muss? Nein. „Gravity“ ist eine lupenreine Spielfilm-Produktion des Mexikaners Alfonso Cuarón (unter anderem Regisseur eines Harry-Potter-Teils). Der hat offenbar in sich das Herz eines Naturwissenschaftlers entdeckt. Und räumt gründlich mit den Klischees vermeintlich segensreicher Schwerelosigkeit und friedlicher Stille im All auf.

Wer sich einen Weltraumspaziergang vorstellt wie den Sonntagsausflug mit Oma, nur weniger anstrengend, wird eines Besseren belehrt: Wenn man sich nirgendwo festhalten kann, reicht ein winziger Stupser und man rotiert um die eigene Achse wie sonst nur ein Ventilator in heißen Hochsommernächten. Zum Rotieren gibt es reichlich Anlass. Und so berauscht sich „Gravity“ ausgiebig an seiner eigenen Darstellung des Gravitationsmangels. Dass sich der Zuschauer diesem Rausch bereitwillig hingibt, liegt nicht am Ausfall der Sauerstoffversorgung. Sondern daran, dass beim Betrachten der nahezu in Echtzeit gefilmten Aktionen schon bald jegliches Zeitgefühl verloren geht.

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)

Da stört auch nicht, dass sich der Plot in rekordverdächtiger Kürze erzählen lässt - bemerkenswert in Zeiten von Episodenfilmen mit ineinander verschraubten Handlungssträngen oder mehrteiligen Fantasy-Verfilmungen: Verunglückte Besatzung einer Weltraumstation will zurück zur Erde. Für diese Mini-Story wird ein maximaler technischer Aufwand betrieben. Raumkapseln erscheinen als das, was sie wirklich sind: aus unzähligen Einzelteilen zusammengeschraubte Albträume, bei denen Haltbarkeit und Zuverlässigkeit immer noch wichtiger sind als irgendwelche Ansprüche ans Design. Steve Jobs würde hier vermutlich auch rotieren, und zwar im Grabe. Doch hilft dieser ganze detailgetreue Irrsinn, um einen quasi-dokumentarischen Charakter zu erzeugen, der sich wohltuend von pompösen Weltzerstörungs-Orgien vom Schlage eines Roland Emmerich abhebt.

Aber vermutlich ist der Hollywood-Schriftzug auch im Notfall noch vom Weltall aus zu sehen. Und so fangen George Clooneys coole Sprüche sehr schnell an zu nerven – er spielt eine Karikatur seiner selbst. In einer Schlüsselszene wird so dick aufgetragen, dass man schon den ganzen Film zu den unzähligen Teilen Weltraumschrott werfen will, der die Erde umkreist. Davon halten einen zwei Dinge ab: Der Verdacht, dass die gefährlichen Querschläger im All auch eine Allegorie auf irdische Umweltverschmutzung und ihre Folgen sein könnten. Und eine Wendung, für die das Drehbuch seinen Namen wirklich verdient.

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)

Als Belohnung für das Beharrungsvermögen zeigt Sandra Bullock, dass sie offenbar nur genügend Zeit braucht, um wirklich zu schauspielern. Am besten minutenlange Einstellungen, in denen die Kamera entweder von außen an ihrem Weltraumanzug-Helm klebt oder sogar darunter steckt. Das wäre auch noch mal ein interessanter physikalischer Exkurs: Entfaltung in einem Zustand äußerster Bedrängung. Aber nicht hier.

So wie die ganze Raumfahrt, ist am Ende auch „Gravity“ ein ständiger Kampf gegen Kräfte, die nach unten zerren. Und so fällt dann nicht nur eine lädierte Rettungskapsel Richtung festem Untergrund, sondern auch der Zuschauer auf den Boden der Tatsachen: Die US-Filmindustrie ist eben doch nicht die Nasa.

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)

Gravity (mit Sandra Bullock und George Clooney)

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Fakten
Originaltitel:
Gravity
 
deutscher Kinostart am:
03.10.2013
 
Genre:
Science-Fiction / Drama / Thriller
 
Regie:
Alfonso Cuarón
 
Länge:
ca. 91 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Warner
 
Dieser Film wurde bewertet von:
abu(72%)
 
Texte:
abu
 
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