Laurence Anyways |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
** | *** | **** | *** | ***** | ** | *** | ***** | 82% |
Inhalt:
Laurence Emmanuel James Alia (Melvil Poupaud) ist Literaturdozent und Autor und lebt mit seiner Freundin Fred, eigentlich Frédérique (Suzanne Clément), eine ziemlich wilde Liebe in den 1980ern. Zu seinem 35. Geburtstag schenkt sie ihm eine Reise nach New York. Sie muss ihn etwas dazu drängen, doch erreichen sie nicht einmal die Grenze. Denn während der Autofahrt offenbart Laurence ihr, dass er sein ganzes Leben lang unterdrückt hat, dass er transsexuell ist. Jetzt endlich möchte er als die Frau leben, die er ist.
Fred kauft Laurence eine Perücke, die er jedoch nur Fred zuliebe trägt. Es fällt beiden nicht leicht, sich den Reaktionen ihrer Umwelt zu stellen. Laurence Mutter scheint zum Beispiel kein Problem mit seiner Transsexualität zu haben, aber davon hören will sie auch nicht. In Restaurants werden sie komisch angekuckt, bis Fred ausrastet. Als Laurence sich letztendlich traut, in seiner wahren Gestalt vor seine Studenten zu treten, wird er von ihren Reaktionen überrascht.
Kritik:
Xavier Dolan wurde vor vier Jahren mit seinem ersten Film, "I Killed My Mother", in Cannes und weltweit als Regiewunderkind gefeiert. Mit spielerischem und doch sehr souveränem Stil hatte der damals fast 20-Jährige ein Werk von emotionaler wie auch filmischer Brillanz geschaffen. Schon während des Drehs dazu stieß er auf eine private Geschichte in seinem Filmteam, die er in "Laurence Anyways" verarbeiten wollte. Es war angeblich von Anfang an sein Herzensprojekt, das er über Jahre entwickelte. Doch weil er noch nicht die finanziellen Mittel für die Umsetzung hatte, setzte er zwischenzeitlich "Herzensbrecher" um. Auch dieser wurde in Cannes uraufgeführt und festigte Dolans Ruf genug, um "Laurence Anyways" drehen zu können.
Man merkt aber auch Dolans Ehrgeiz, jeden Film noch perfekter durchzustilisieren, sich der Welt zu beweisen und den Regiewettbewerb von Cannes zu gewinnen. Dolan scheute sich nicht, lautstark sein Bedauern kundzutun, mit "Laurence Anyways" nicht endlich in Cannes' Hauptwettbewerb gelandet zu sein, sondern zum dritten Mal in der Sektion Un Certain Regard. So konnte er nicht den Regiepreis gewinnen. Dass der Film zumindest die Queer Palm gewonnen hat, wird ihm vermutlich wenig Trost sein, denn bekanntlich hat Cannes keinen allzu großen Anteil schwul-lesbisch-queerer Filme. Man kann Dolan seine jugendliche Verbissenheit kaum krumm nehmen, bekommt aber an manchen Stellen den Eindruck, dass der Kanadier über die perfekte Ästhetik ein wenig die Handlung oder Tiefe aus den Augen verloren hat.
Auch wenn es, wie wirklich alles in seinem Film, so gewollt ist, zieht Dolan sich damit aus der Affäre, dass Laurence sowohl männlicher als auch weiblicher Vorname sein kann. So bleibt die Identitätsstiftung durch die namentliche Abgrenzung verwehrt. Andererseits ist auch Frédériques männlicher Spitzname Fred spielerisch zu verstehen. Aber die seelischen Vorgänge Transsexueller und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und Sexualität kann wohl kaum durch einen auffälligen Ohrring, etwas Make-Up, eine Perücke und hübsche Kleidung abgehandelt sein. Leute, die von der Thematik betroffen sind oder sich damit auseinandersetzen wollen, werden hier möglicherweise nicht ganz auf ihre Kosten kommen.
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