Sein letztes Rennen |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | **** | * | **** | - | ***** | **** | 82% |
Inhalt:
Kastanienmännchen basteln? Traurige Lieder singen? Nur noch pappige, kohlenhydratarme Diätkost? Das kann es doch noch nicht sein! So jedenfalls denkt Paul Averhoff (Dieter Hallervorden), nachdem er mit seiner Frau Margot (Tatja Seibt) ins Altersheim umziehen musste, weil Margot bereits mehrfach gestürzt ist und Versorgung braucht, die die einzige Tochter Birgit (Heike Makatsch) nicht bieten kann, da sie als Flugbegleiterin oft tagelang unterwegs ist. Während sich die anderen Bewohner bereits weitestgehend mit ihrem Schicksal abgefunden haben, braucht Paul etwas, das ihm zeigt, dass er noch am Leben ist. So beschließt der Marathon-Olympiasieger von 1954, mit dem Training für den Berlin Marathon zu beginnen. Seine Frau Margot, die ihn auch damals schon immer trainiert hat, kann er schnell auf seine Seite ziehen, doch die Mitbewohner und das Pflegepersonal vermuten eine psychische Erkrankung. Aber als eine alte Autogrammkarte die Runde macht und die Erinnerungen an jenen Sommer 1954 bei den anderen zurückkehren, setzt sich nach und nach die Begeisterung durch. Richtig ernst genommen wird er schließlich, als er überraschend gegen den Pfleger Tobias (Frederick Lau) ein Rennen gewinnen kann.
Obwohl dies zeigt, dass Paul seinen Plan tatsächlich erfolgreich in die Tat umsetzen könnte, beginnen hiermit plötzlich auch die Schwierigkeiten. Heimleiterin Rita (Katrin Saß) sieht die Gesundheit der Bewohner gefährdet, verbietet Pauls Laufen und verbannt Tobias in den Nachtdienst. Als dann ein Psychologe engagiert wird, der Pauls Unzurechnungsfähigkeit feststellen soll, damit man ihn ruhigstellen kann, platzt diesem der Kragen. Er aktiviert seinen Freund Reinhold Beckmann, um auf den Zustand im Pflegeheim aufmerksam zu machen. Doch in Wirklichkeit droht von einer anderen Seite eine viel größere Gefahr: Margots Gesundheit ist stärker gefährdet, als zunächst gedacht.
Kritik:
Überraschend ernsthaft, teilweise traurig, dann wieder Mut machend kommt dieser Dieter-Hallervorden-Streifen daher, der absolut gar nichts mit seinen alten Klassikern gemein hat. Untermalt von kraftvollen, teilweise überbelichteten Bildern und einem intensiven Soundtrack wagt sich Kilian Riedhof mit viel Fingerspitzengefühl an eine kritische Frage unserer Gesellschaft: Wie kann man würdevoll altern? Wieviel Respekt verdient jemand, der jahrelang mit beiden Beinen im Leben stand und nun auf fremde Hilfe angewiesen ist? Ohne Bevormundung erlaubt dieser Film dem Zuschauer, auf diese Frage für sich selbst eine Antwort zu finden. Ermöglicht wird dies durch die unterschiedlichen Mitbewohner, die mit ihrer persönlichen Situation und dem Miteinander jeder auf ihre eigene Art umgehen.
Was wäre ein Film über einen Marathon-Läufer mit dem Titel „Sein letztes Rennen“ ohne einen echten Marathon? Also wird hier natürlich der Berlin Marathon gezeigt, gespickt mit Reportagen von Matthias Opdenhövel, die wohl Authentizität erzeugen sollen. Das Finale des Marathons – und auch des Films – findet folgerichtig im Berliner Olympiastadion statt und bietet Anlass für Diskussionen. Wir sind der Meinung, dass das von Autoren und Regisseur gewählte, typisch amerikanische Ende für diesen Film eine gute Wahl ist. Auch wenn die Glaubwürdigkeit hier ein wenig auf der Strecke bleibt, kann man diese Minuten genießen und der Funke springt auf das Publikum über. Der eine oder andere möchte am liebsten aufspringen und klatschen! In diesem Sinne, bietet „Sein letztes Rennen“ eine gelungene Mischung aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltung.
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