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Wenn du mir, dann ich dir: Ruhige, friedliche Dialoge und ausdruckslose Minen? David O’Russell präsentiert in dieser Lovestory mit Bradley Cooper und Jennifer Lawrence knappe zwei Stunden das genaue Gegenteil. Mit dabei sind auch Jacki Weaver und der überragende Robert de Niro als Elternpaar.
Pat (Bradley Cooper) beim Tanzwettbewerb.
Inhalt:
Wer hat den größten Knall? Dieser Frage müssen sich die Hauptcharaktere – und die Zuschauer – dieser Dramödie gleich mehrfach stellen. Da wäre zunächst mal Pat (Bradley Cooper), der seine Frau in flagranti mit einem Liebhaber erwischt hat, ausgerastet ist und vom Gericht zu 8 Monaten Psychiatrie verdonnert wurde. Inzwischen ist er wieder draußen, lebt vorübergehend bei seinen Eltern und muss immer noch in einer ambulanten Therapie die traumatische Erfahrung aufarbeiten. Weiter geht es mit seinem Vater (Robert De Niro), der als Buchmacher arbeitet und völlig vom Football, genau den Philadelphia Eagles besessen ist. Seine Mutter Dolores (Jacki Weaver) hat sich in der Ehe arrangiert und fängt immer dann, wenn es brenzlig wird, an zu kochen oder zu backen. Als nächsten kommen Pats beste Freunde Ronnie (John Ortiz) und Veronica (Julia Stiles), die sowohl mit Pat als auch mit seiner Frau Nikki (Brea Bee) befreundet sind und unter der Situation, ihrem Babystress und der angespannten Beziehung zu Veronicas Schwester Tiffany leiden. Tiffany (Jennifer Lawrence) ist junge Witwe und als Flittchen verrufen. Auch sie war in psychiatrischer Behandlung und neigt noch immer zu spontanen Nervenzusammenbrüchen.
Inmitten dieses gesellschaftlichen Pulverfasses versucht Pat beharrlich, seinem einzigen Ziel näher zu kommen: Er möchte seine Frau Nikki zurückgewinnen. Doch per richterlicher Anordnung darf er sie nicht kontaktieren. Als er bei einem gemeinsamen Abendessen bei Ronnie und Veronica die Tiffany kennen lernt, eröffnet sich ihm plötzlich ein Ausweg. Tiffany bietet an, ihm zu helfen, wenn er dafür mit ihr auf einem Tanzwettbewerb tanzt. Was zunächst wie ein einfacher, vielversprechender Deal erscheint, bringt Pat aber schon bald in einen schwierigen Konflikt: Er muss sich zwischen dem gemeinsamen Training mit Tiffany und dem Besuch eines Footballspiels entscheiden, bei dem er seinem Vater Glück bringen soll, der sein ganzes Vermögen auf einen Sieg der Eagles gesetzt hat…
Mutter Dolores (Jacki Weaver) und Vater Pat Sr. (Robert De Niro) hätten gerne mehr Zeit mit Pat, um ihm helfen zu können.
Kritik:
Gutes Benehmen ist oft eine Frage der Erziehung. Schlechtes Benehmen aber offenbar auch. Zumindest bekommt man bisweilen den Eindruck, wenn man „Silver Linings“ schaut, da hier zu weiten Teilen des Films in ruflautstärke kommuniziert wird, wobei nicht selten zwei oder mehr Leute gleichzeitig reden oder sich die Gesprächspartner auf offener Straße streiten. Dass man dabei als Zuschauer nicht völlig einem gewiss vorhandenen Nervfaktor erliegt, liegt an der durchweg soliden, bei Jennifer Lawrence und Jacki Weaver sehr guten und bei Robert De Niro gewohnt superben schauspielerischen Leistung und der Kameraführung, die ständig in Bewegung bleibt und immer wieder geschickt in die Perspektiven der Augen einzelner Akteure wechselt.
Während die Geschichte an sich nicht neu ist, sind es vor allem die Details in der Charakterzeichnung, die diesen Film sehenswert machen. Jacki Weaver in der Rolle von Pats Mutter Dolores ist hierfür ein gutes Beispiel. Oft steht sie nur im Hintergrund und spiegelt in ihrem Gesicht die durchlebten Emotionen wieder. Für die Rolle des Vaters, der so ganz und gar nicht perfekt ist und mit der Aufgabe, seinem Sohn zu helfen, an seine eigenen Grenzen stößt, passt Robert De Niro einfach wie die Faust aufs Auge. Er hat zwar wesentlich weniger direkte Gags wie in Komödien wie „Meine Braut, ihr Vater und ich“, wirkt aber auch lange nicht so nachdenklich wie z.B. in „Stone“. Eher durchschnittlich ist die Leistung von Bradley Cooper, der zwar einige gute Szenen hat, dem aber oftmals das letzte Bisschen fehlt, um wirklich in den Emotionen, die Pat durchlebt, vollends überzeugend zu wirken. Besser ist da schon Jennifer Lawrence, die neben ihrem gelungenen ersten Erscheinen zwei Schlüsselszenen im Film hat, in denen sie die Diskrepanz zwischen Tiffanys ausgeprägtem Selbstbewusstsein und ihrer eigenen Verletzlichkeit wunderbar zum Ausdruck bringt. Unerklärlich hingegen ist die Besetzung von Brea Bee als Pats Ehefrau Nikki. Sie passt überhaupt nicht in das Bild, das man sich von Pats großer Liebe gemacht hat – aber vielleicht war auch genau das das Ziel…
Wahre Eagles-Fans: Pat (Bradley Cooper) und sein Vater (Robert De Niro).
Ein weiterer Punkt ist auffällig: Obwohl Football und die Philadelphia Eagles einen nicht unerheblichen Anteil im Leben einiger Charaktere und im Film spielt, wird keine einzige Szene aus einem Spiel gezeigt. Es läuft zwar der Fernseher und man hört Kommentatoren, aber zu sehen bekommt man ansonsten nur Fans und Trikots. Das ist bei der anderen Sportart, dem Tanzen ganz anders: Hier werden erst Ausschnitte aus einer professionellen Performance geboten, die den Hintergrund einer Szene bildet, anschließend verfolgt eine streckenweise wunderbar rotierende Kamera den Tanz von Pat und Tiffany.
Alles in allem kann „Silver Linings“ gut unterhalten. Für Fans von Robert De Niro ist der Film Pflicht. Wer sich von Jennifer Lawrence Talent überzeugen möchte und eine Lovestory mit überwiegend aggressivem Ton in den Dialogen mag, für den lohnt sich ebenfalls der Besuch.
Ist es wirklich kein erstes Date? Pat (Bradley Cooper) und Tiffany (Jennifer Lawrence) bestellen sicherheitshalber ein Frühstück.
Tiffanys Lieblings-Pose (Jennifer Lawrence).
Pats Psychiater Dr. Cliff Patel (Anupam Kher) ist auch Eagles-Fan.
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Fakten |
Originaltitel: Silver Linings Playbook
deutscher Kinostart am: 03.01.2013
Genre: Dramödie / Lovestory
Regie:
David O. Russell Länge: ca. 117 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Senator/Central
Dieser Film wurde bewertet von: RS(76%)
Texte: RS
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