Tango Libre |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | *** | ** | **** | ** | *** | *** | 66% |
Inhalt:
Nach einem Überfall auf einen Geldtransporter werden die zwei Kriminellen Fernand (Sergi López) und Dominic (Jan Hammenecker) gefasst und zusammen in ein Gefängnis gebracht. JC (François Damiens) ist einer ihrer Wärter. In seinem freizeitlichen Tango-Kurs lernt er Alice (Anne Paulicevich) kennen, die ihn bereits im ersten Moment fasziniert. Kurz darauf sieht er sie in der Besuchszeit der Gefangenen, wie sie mit Fernand redet, der ihr Mann zu sein scheint. Bald schon findet er sich in einem Konflikt zwischen seinen Gefühlen und seiner Pflicht als Gefängniswärter gefangen, ist es ihm doch untersagt Kontakt zu Freunden und Familie der Insassen aufzunehmen. Dennoch: JCs Gedanken drehen sich nur noch um Alice und den Tango mit ihr! Fernand erfährt bald darauf, dass der stille Wärter mit seiner Frau Tango tanzt und gerät in Eifersucht. Aus seiner Not heraus bittet er andere Insassen um ihre Mithilfe den argentinischen Tanz der Leidenschaft zu erlernen. Dominic ist weiterhin Fernands Freund, scheint jedoch auch eine gemeinsame Vergangenheit mit Alice zu haben. Und wie passt Alices Sohn Antonio in das Bild, das immer mehr aus den Fugen gerät? Als Dominic sich angesichts seiner bevorstehenden zwanzigjährigen Gefängnisstrafe das Leben nehmen möchte, bricht das Chaos aus und jeder Charakter reagiert unterschiedlich auf die Schockmeldung…
Kritik:
Bei „Tango Libre“ erwartet den Zuschauer trotz verheißungsvollem Titel etwa kein Tanzfilm, sondern vielmehr ein französisches Drama über fünf völlig verschiedene Charaktere. Die größte Entwicklung vollzieht wohl JC, der am Anfang recht unscheinbar auf den Zuschauer wirkt, im Laufe der Handlung jedoch durch Alices Einfluss immer mehr zu seiner leidenschaftlichen Seite findet. Alice ist neben JC die zentrale Figur des Films. Sie ist die Frau, die alle Protagonisten miteinander vereint. Sie zieht jeden in das gemeinsame Boot. Wird es am Ende untergehen? Alice setzt alles daran, dass es ihrer Familie gut geht. Antonio (Zacharie Chasseriaud) ist wesentlicher Bestandteil dieser Familie. Fernand, Alices Mann, gibt ihm während der Besuchsstunden väterliche Ratschläge und sieht seiner abzusitzenden Strafe optimistisch entgegen, fängt sogar aus Liebe zu Alice an, Tango zu lernen. Dominic ist der weitaus düsterste Charakter, dessen Selbstmordversuch alle Beteiligten in einen Strudel von Gefühlen und Chaos zieht. Sein Handeln löst den Höhepunkt des Films aus. Er ist der Meinung, die 20 Jahre Gefängnis überstehe er nicht.
Der Film arbeitet mit sich überschneidenden Szenen. Schnelle Bildwechsel sind ebenso zu sehen wie ruhige melancholische Szenen, die generell überwiegen. Dank der Musik fällt es dem Zuschauer leicht, die passende Stimmung des jeweiligen Szenarios rasch zu erhaschen. Gelegentlich wirkt die entspannende Musik jedoch auch etwas eintönig, da in solchen Momenten keine wirkliche Spannung aufkommt. Sobald die Musik einsetzt, scheinen alle Charaktere in eine Art Trance zu verfallen, einem Tango bestehend aus sich kreisenden Gedanken und Gefühlen. Die verschiedenen Szenenschauplätze sind zwar nicht zahlreich, aber dafür umso besser ausgefeilt. Der offene Besucherraum des Gefängnis bietet eine hervorragende Grundlage für sich überschneidende Dialoge. Durch dieses Stilmittel spielt der Regisseur mit der undeutlichen Situation zwischen Alice und allen Beteiligten. Die Gefühle dieser Frau zu erahnen, fällt im ersten Moment schwer, offenbaren sie sich jedoch erst im Laufe des Films. Das Ende des Films ist ein denkbares Ergebnis aus dem Gefühlsstrudel der Beteiligten. Es hätte genauso gut anders ausgehen können. Zum Titel passt es jedoch ganz gut, da der „Tango Libre“ eben nicht eingegrenzt werden kann, sondern sich seinen Weg in die Freiheit bahnt…
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