Yossi |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
** | ** | * | - | *** | *** | *** | ** | 55% |
Inhalt:
Yossi Hoffman (Ohad Knoller) ist mittlerweile Kardiologe an einem Krankenhaus in Tel Aviv. Er lebt ein verschlossenes, einsames Leben nur für seine Arbeit. Selbst zu seinen Arbeitskollegen hat der verwundbare Mittdreißiger kaum Kontakt. Doch eines Tages taucht eine Patientin (Orly Silbersatz) im Krankenhaus auf, die ihm bekannt vorkommt. Er behandelt sie und er verfolgt sie, um sie nach Hause zu fahren. Ein paar Tage später sucht er sie sogar zuhause auf, um mit ihr über einen gut 10 Jahre zurückliegenden Vorfall zu sprechen. Als der Chefarzt Moti (Lior Ashkenazi) Yossi empfiehlt, endlich Urlaub zu nehmen, fährt er mit dem Auto in die südliche Stadt Eilat. In einem Schnellrestaurant trifft er auf eine Gruppe von jungen Soldaten, die ihren Bus verpasst haben. Deswegen bietet Yossi, der selbst einmal Soldat war, an, die vier Männer zu fahren. Unter ihnen befindet sich auch der lebensfrohe und selbstbewusst schwule Tom (Oz Zehavi), der die Freundschaft zu Yossi sucht. Dennoch kann Yossi die Vergangenheit und seinen Partner Jagger, der in einem Militäreinsatz gestorben ist, nicht vergessen und loslassen. Kritik:
Regisseur Eytan Fox ("The Bubble") drehte 10 Jahre nach seinem mehrfach ausgezeichneten Erfolgsfilm, dem Romantikdrama über die beiden Soldaten "Yossi & Jagger – Eine Liebe in Gefahr", eine Fortsetzung. Es hilft, wenn man den ersten Film gesehen hat, aber "Yossi" funktioniert auch allein stehend. Nach dem Tod Jaggers im ersten Film konnte sich die weitere Geschichte natürlich nur noch um Yossi drehen. Itay Segal, der nicht das Drehbuch zum ersten Teil schrieb, macht Yossi zu jemandem, der sich tief in Selbstmitleid suhlt. Yossi hat (als emotionalen Schutz vor der Trauer) einige Pfunde zugelegt und sich niemals zu seiner Homosexualität bekannt. Die wenigen Kontakte, die er zu Männern sucht, sind eher halbherzige, oberflächliche Treffen. Und am Ende des Films ist es fast eine Liebesgeschichte, die nie passiert wäre, weil der Hauptcharakter schmollt. So stark hält Yossi an Vergangenem fest und ist mit sich selbst beschäftigt. Weil "Yossi & Jagger" eine Art schwules Romeo und Julia war, der großes Gefallen beim Publikum gefunden hat, lasten hohe Erwartungen auf der Fortsetzung durch denselben Regisseur. Dass Fox und Segal jedoch Yossi als einen depressiven Trauerklos anlegen, der nur schwer zu etwas zu bewegen oder begeistern ist, macht ihn als Protagonisten nicht sonderlich sympathisch. Da musste sich Hauptdarsteller Ohad Knoller sehr ins Zeug legen, damit sich Yossis depressiv-träges Wesen nicht gänzlich auf den Film und somit den Zuschauer überträgt.
Ja, zugegeben ist es durchaus realistisch, dass sich Yossi nach dem Tod seines Geliebten in die Isolation zurückzieht. Dass er nach 10 Jahren darin festgefahren ist, muss man so hinnehmen. Dass Zuschauer dies über die Dauer von 84 Minuten ertragen müssen, ist jedoch kaum zu ertragen – zumal einem diese eigentlich kurze Filmdauer wesentlich länger vorkommt. So enden Fox' und Segals Versuche einer Fortsetzung und einer Charakterstudie weitestgehend traurig…
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