Die Moskauer Prozesse |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ** | * | - | - | - | ***** | **** | 80% |
Inhalt:
Der Schweizer Milo Rau inszeniert erneut die Moskauer Prozesse um die Kunstausstellungen „Vorsicht! Religion“ und „Verbotene Kunst“ sowie um den Auftritt der Punk-Band „Pussy Riot“ in einer Kathedrale. Die Ausstellungen zeitgenössischer Kunst lösten 2003 eine derartige Agression bei einigen orthodoxen Christen hervor, dass sie die Ausstellung gewaltsam zerstörten. Der Prozess um den Skandal des „Pussy Riot“, bei dem zwei der drei Bandmitglieder für zwei Jahre inhaftiert wurden, löste im Sommer 2013 reges Aufsehen in ganz Europa aus. Der anschließende Scheinprozess dient der Legitimation des russischen Regimes. Nun soll neu verhandelt werden – auf der Grundlage einer wirklich demokratischen Rechtsordnung und der dazugehörigen Meinungsfreiheit! Gegner sowie Befürworter treten auf juristischem Boden gegeneinander an – inklusive Beteiligte der echten Prozesse. Eine für das russische Volk repräsentative Jury soll über das Urteil entscheiden.
Am dritten Verhandlungstag wird die Inszenierung von russischen Staatskräften gestört – angeblich geht es um eine Kontrolle. Nach einer einstündigen Unterbrechung kann fortgefahren werden. Milo Rau wird jedoch einige Monate später eine erneute Einreise ins Land verwehrt. Zudem hat Russland bereits die Gesetzeslage gegenüber künstlerischen Aktionen verschärft.
Kritik:
Spätestens seit der Vorbereitungszeit zu den Olympischen Spielen in Sotschi ist die Debatte um freie Meinungsäußerung in Russland am Kochen! Diskriminierung von Randgruppen und Demokratie – wie passt das zusammen, Herr Putin? Immer wieder gibt es Meldungen über die enge Verbundenheit Putins zur orthodox-christlichen Kirche. Wie lange lässt sich das russische Volk noch an der Nase herumführen?
Interessant sind hierzu insbesondere die verschiedenen Zwischenkommentare, die in einzelnen Szenen gezeigt werden. Beteiligte, Nebenrollen sowie Angehörige der Prozessteilnehmer werden persönlich nach ihrer Meinung und ihren Eindrücken gefragt, die der Prozess bei ihnen hinterlassen hat. Dabei offenbaren sich nicht nur kalte Fakten sondern sowohl blumige als auch schwarzmalerische Ansichten. Wie die Inszenierung auf einen selbst wirkt, erfährt man erst, wenn man bereit ist, fast neunzig Minuten Untertitel zu lesen – außer man ist der russischen Sprache mächtig. Von den Medien unverfälschte politische Bildung in Bild und Ton – einen Versuch ist es Wert!
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