Einmal Hans mit scharfer Soße |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | *** | * | *** | ** | **** | **** | 75% |
Inhalt:
Bei jeder gemeinsamen Autofahrt stehen Papa Ismail (Adnan Maral) und seine Tochter Hatice (Idil Üner) an derselben Ampel. Und die Jahre vergehen, ohne dass Hatice einen Mann findet. Auch andere Gemeindemitglieder schöpfen schon Verdacht und machen sich hinter seinem Rücken über Papa lustig. Doch Hatice denkt gar nicht daran, sich einfach einen türkischen Mann zu suchen, womit sie ihre Karriere an den Nagel hängen, zuhause bleiben und Kinder kriegen müsste. Da bleibt sie doch lieber Single. Doch ihre Schwester Fatma (Sesede Terziyan) sieht das ganz anders. Sie hat ihren Mann fürs Leben schon gefunden – sie ist sogar bereits schwanger. Deshalb muss sie natürlich schleunigst heiraten. Doch Papa erlaubt keine Hochzeit der jüngeren Tochter vor der älteren.
Um ihrer Schwester zu helfen, beschließt Hatice, einen Freund vorzutäuschen. Der erste, der ihr dabei einfällt ist ihr schwuler Bekannter Gero (Max von Thun). Das gemeinsame Essen mit Hatices Familie endet jedoch in einem Desaster. Zurück in Hamburg auf der Arbeit, versucht die Putzfrau, Hatice mit dem neuen Kollegen Ali (Haluk Piyes) zu verkuppeln, was jedoch beide nicht wollen. Als schließlich doch noch überraschend Hannes (Steffen Groth) auftaucht, der nicht nur bezaubernd aussieht, sondern sich auch dank eines köstlichen, von Hatices Schwestern zubereiteten Mals schnell herumkriegen lässt. Doch wieder macht Papa die Situation mehr als kompliziert. Er besteht darauf Hannes zu einem bestimmten Zeitpunkt kennenzulernen, an dem dieser nicht kann. Dies zwingt Hatice erneut dazu, sich solange in Lügen zu verstricken, bis außer ihrer Mutter (Siir Eloglu) schließlich gar niemand mehr zu ihr hält.
Kritik:
Einmal Hans mit scharfer Soße ist eine unterhaltsame Komödie, die einerseits mit den Widersprüchen zwischen kulturellen Traditionen und Integrationsbestrebungen einer modernen türkisch-stämmigen Frau in der deutschen Gesellschaft spielt und auf der anderen Seite das filmische Grundschema der Notlüge verfolgt, die solange zwangsläufig zur nächsten führt, bis das gesamte Kartenhaus zusammenstürzt. Auffallend dabei ist der ständige positiv-unterhaltsame Unterton, der im Wesentlichen durch das „ältere Semester“ geprägt wird. Auf der einen Seite ist dies dem aus „Türkisch für Anfänger“ bekannten Adnan Maral zu verdanken, der herrlich gutmütig-starrköpfig ist, andererseits Siir Eloglu, die als Mutter nicht nur gut kocht, sondern mit spitzer Zunge an den richtigen Stellen Akzente setzt und die die Überzeugungen von Emine hervorragend umsetzt, z.B. wenn sie ganz bewusst als Besitzerin eines deutschen Passes nur noch deutsch sprechen will.
Während man diesen kurzweiligen Film genießt, merkt man es vielleicht gar nicht, aber Regisseurin Buket Alakus hat bei der Verfilmung der Buchvorlage von Hatice Akyün eine der Hollywood-Grundregeln invertiert: Mit Ausnahme von Papa sind alle männlichen Charaktere in diesem Film stereotype, auf Klischees reduzierte Mittel zum Zweck. Man erfährt nahezu nichts über sie, es gibt noch nicht einmal den kleinsten Ansatz von Tiefe. Der eine ist schwul und findet natürlich rein zufällig bei der ersten Gelegenheit einen neuen Partner, der nächste ist das blonde Dummchen, dann kommt der hübsche, romantische Verführer und schließlich gibt es noch den nervigen Kollegen und einen Lehrbuch-Macho. Normalerweise wäre diese Vorgehensweise typisch für Hollywood-Frauenrollen bei Filmen, die sich um eine männliche Hauptperson drehen – hier funktioniert es andersherum ebenfalls bestens, um Hatice und ihre Situation noch mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Dadurch wird „Einmal Hans mit scharfer Soße“ zu einer runden Sache und einem Film, über den man auch beim zweiten Anschauen immer noch gut Schmunzeln kann.
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