Guten Tag, Ramón |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | *** | *** | - | **** | * | ***** | ***** | 82% |
Inhalt:
Ramon (Kristyan Ferrer) ist in einer unglücklichen Situation. Sein eigener Bruder ist in dem mexikanischen Grenzort, in dem er mit seiner Familie lebt, tief in Drogengeschäfte verstrickt. Doch das ist nichts für Ramon und deshalb will er nicht für ihn arbeiten. Doch die einzige Alternative, das nötige Geld für den Unterhalt der kleinen Familie und die Medizin für seine Großmutter zu bekommen, ist die Flucht in die USA, um von dort Geld nach Hause zu schicken. Hierbei hat Ramon aber wenig Glück: Nachdem er zum fünften Mal zurückgeschickt wurde, sucht er nach Alternativen. Als ein guter Freund ihm von einer Tante in Deutschland erzählt und er gleichzeitig ein wenig Geld für ein Grundstück erhält, das ihm gehörte, entscheidet er spontan, nach Deutschland zu fliegen. Kritik:
Kristyan Ferrer trägt diesen Film auf seinen Schultern. Unterstützt durch die mit geschickter Hand geführte Kamera berührt er mit den sich auf seinem Gesicht wiederspiegelnden Emotionen das Herz des Zuschauers. Dadurch überspielt er auch jede Momente, in denen der Film in der für das deutsche Publikum untertitelten Version schwächere Momente hat. Für das mexikanische Publikum, das millionenfach für diesen Film in die dortigen Kinos strömte, war es ja genau andersherum. In der spanischsprachigen Version sind die deutschen Passagen untertitelt, was der sich aus der Tonlage und der Wortwahl der Dialoge ergebenden Konnotation eine größere Bedeutung zukommen lässt. Interessant ist sicherlich auch, den Film auf DVD ohne jegliche Untertitel anzuschauen, um sich in die Situation der Akteure hineinzuversetzen. „Guten Tag, Ramon“ erhebt nicht den Anspruch, allgemeingültige Aussagen über die deutsche (oder die mexikanische) Gesellschaft zu treffen oder besonders realistisch zu bleiben. Vielmehr zeichnet er die typische dramatische Kurve einer fiktiven Handlung, in der an einer wichtigen Stelle, in diesem Fall in Person von Ingeborg Schöner, eine engelhafte Figur erscheint. Außerdem wurde der Spielort geschickt gewählt: Ramon erlebt Deutschland nicht in der hektischen Anonymität einer Großstadt sondern in der Kleinbürgerlichkeit einer Kleinstadt mit Tante-Emma-Laden anstelle von Aldi und einem Haus, das vollständig von allein lebenden Senioren bewohnt wird. Trotzdem spart Regisseur Jorge Ramírez Suárez nicht mit einigen Szenen, die vor allem dem deutschen Zuschauer vor Augen führen, wie unsinnig typisch deutsches Verhalten manchmal auf einen Außenstehenden wirkt. Warum wird jemand, der ausländisch aussieht und der auf eine auf Deutsch gestellte Frage nicht antwortet, automatisch auf Englisch zugetextet, auch wenn er das möglicherweise noch weniger versteht als Deutsch? Muss der belehrende Tonfall in solchen Situationen wirklich sein? Weitere Beispiele sind mit Geiz und Pingeligkeit charakterisierte Randfiguren. Seine wahrscheinlich stärkste Szene hat der Film in einem Doppeldialog, als Ramon und Ruth gemeinsam speisen und sich gegenseitig erzählen und zuhören. Dieses Zuhören ist es, auf das Erlösung für alte Probleme, Verständnis für aktuelle Sorgen und die von da an bestehende tiefe emotionale Verbundenheit gründen.
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