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Regisseur Fatih Akin hat mit Tristan Göbel und Anand Batbileg eine mögliche Interpretation des Jugendromans „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf abgeliefert - und zwar eine richtig gute.
Kritik:
Das Schöne an Literatur ist ja, dass sich jeder Leser seine eigene Welt der geschriebenen Geschichte bebildert und damit erschafft. Insofern ist eine Literaturverfilmung immer nur eine mögliche Interpretation des Vorgegebenen.
Mit Spannung wurde daher die Verfilmung des erfolgreichen Jugendromans „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf durch den Regisseur Fatih Akin erwartet. Wie sehr wird sich Akin an die Romanvorlage halten und kann er den Zauber des Buches in Bilder transportieren, ist das überhaupt möglich? Akin ist dieses Kunststück tatsächlich gelungen. Vieles hat man sich als Leser anders vorgestellt, aber die Atmosphäre der Geschichte ist von Anfang an spürbar.
„Tschick“ ist eine Erzählung über Außenseiter, die wegen ihrer Herkunft und familiärer Probleme in der Schule ausgegrenzt werden. Die beiden 14jährigen Schüler Maik (Tristan Göbel) und Tschick (Anand Batbileg) haben es schwer in der Schule. Der eine kommt aus Russland und erscheint zum Unterricht betrunken, der andere hat eine Alkoholikerin zur Mutter (etwas übertrieben gespielt von Anja Schneider).
Die beiden Jungen sind absolut unterschiedlich, aber die Ausgrenzung haben sie gemeinsam. Das verbindet sie und schließlich freunden sie sich an und verbringen die Sommerferien gemeinsam, indem sie mit einem geklauten Auto (einem Lada Niva) durch das Land fahren. In dieser Zeit entsteht eine tiefe Verbindung zwischen beiden. Ihre Zuneigung ist ungekünstelt und ehrlich, sie ist das Gegenteil des angeberischen Gehabes ihrer Mitschüler.
Göbel und Batbileg spielen diese Rollen authentisch und zurückhaltend. Ja, so sind 14-jährige tatsächlich, wenn sie ehrlich sind und sich Zeit für ihre Entwicklung lassen. Regisseur Akin lässt ihnen Zeit, ihre Rollen einzunehmen und das entspricht der Romanvorlage exakt: Es geht nicht um das Laute, Gekünstelte, die Verstellung, die Heranwachsende einnehmen wie bei „Fack ju Göhte“, sondern um Schüchternheit, Abwarten, die Dinge laufen lassen. Die Stimmung, die Akin damit entwickelt, ist exakt die des Buches. Weil er so behutsam mit den Darstellern und der Geschichte umgeht, hat er die Faszination des Romans gelungen eingefangen.
Auch wenn man als Zuschauer, der zuerst die Romanvorlage gelesen hat und dem nach dem Film viele Szenen einfallen, die man sich ganz anders vorgestellt hat, manchmal irritiert ist, so muss man Akin doch zugestehen, dass er eine mögliche Interpretation abgeliefert hat, und zwar eine richtig gute.
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Fakten |
Originaltitel: Tschick
deutscher Kinostart am: 15.09.2016
Genre: Literaturverfilmung / Tragikomödie / Roadmovie
Regie:
Fatih Akin Länge: ca. 93 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Studiocanal
Dieser Film wurde bewertet von: Bernd(80%)
Texte: Bernd
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Datum | Uhrzeit | Sender |
16.03.2024 ²) |
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12.12.2023 |
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