Atomic Blonde |
|
Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ** | *** | **** | ***** | ** | ** | *** | 73% |
Inhalt:
Der sogenannte Kalte Krieg steht kurz vor dem Ende und die Berliner Mauer kurz vor ihrem Fall. Das weiß aber im Grunde noch niemand. Selbst die Agenten vor Ort ahnen nicht, in welchem historischen Zeitraum sie sich in der geteilten Stadt derzeit befinden. Immerhin aber ist allen Beteiligten klar, dass große Veränderungen bevorstehen. Das erste Opfer ist dabei ein Mitglied des britischen Auslandsgeheimdienstes SIS (inzwischen besser bekannt als MI6), der ermordet aus der Berliner Spree geborgen wird. Dem Leichnam wurde obendrein eine geheime Liste mit westlichen Undercover-Agenten gestohlen. Jene Liste soll nun die britische Agentin Lourraine Broughton (Charlize Theron) wiederbeschaffen. Auch die Suche nach einem Doppelagenten gehört zu ihren Aufgaben und beides gestaltet sich nicht sonderlich einfach.
Ihr Kontaktmann ist der SIS-Agent David Percival (James McAvoy), der aber scheinbar sein eigenes Süppchen kocht und eher unkonventionelle Methoden zu bevorzugen scheint. Sowohl die Volkspolizei der DDR als auch die westlichen Polizisten bekommen von Percival einen auf den Deckel und auch Lourraine muss sich der jeweiligen Staatsgewalt erwehren. Schlimmer aber sind die anderen Geheimdienste, die vor Ort noch mitmischen. Vor allem der KGB sorgt für Unruhe und eine Menge Blutvergießen. Möglicherweise findet Lourraine bei Merkel (Bill Skarsgard) ja die nötige Unterstützung. Wichtig wäre es schon, denn ein Ex-Stasi-Mann (Eddie Marsan), der von allen nur Spyglass genannt wird, hatte besagte Liste einst erstellt und sie dem Westen gegeben, um so sein Überlaufen zu erkaufen. Die Namen auf der Liste hat Spyglass selbst auch im Kopf und so beginnt nicht nur ein Wettrennen um das geheime Dokument, sondern auch um den Überläufer…
Kritik:
Spionage-Action im geteilten Berlin. Entsprechend vorurteilsvoll bin ich als gebürtiger Berliner (1984 im Ostteil der Stadt) an diesen Streifen rangegangen. Dass einige der Gegenspieler hier mal wieder die bösen Russen (diesmal in Form des KGB) sind, hat mich schon nicht mehr überrascht, immerhin reden wir von einer Hollywood-Produktion. Dass ausgerechnet der coole und angenehme John Goodman der Verbindungsmann der CIA ist, hat dann die amerikanische Gegenseite zusätzlich noch gut aussehen lassen. Alles also fast wie immer. Ansonsten aber versucht der Film, weniger politisch zu sein, und setzt mehr auf Action und zeitgemäßes Feeling. Damit sind vor allem der Soundtrack (mit einigen Tracks der Neuen Deutschen Welle usw.) und die guten Kulissen gemeint. Die ständig gezeigten Demonstrationen im Osten der Stadt sind derweil ebenso übertrieben (zumindest in ihrer Häufigkeit) wie die Arbeit der Grenzmitarbeiter an der Mauer. Oder glaubt wirklich jemand, dass nur der Osten auf seine fliehenden Bürger geschossen hat? Auch der Westen hat Flüchtlinge, die es über die Mauer geschafft haben, nicht selten getötet… Denn auch, wenn es die Geschichte uns so gern anders erzählt – um die Menschen ging es weder beim Mauerbau noch beim Mauerfall. Es ging um Politik, Einfluss und Macht, wie immer also bei geschichtsträchtigen Ereignissen.
Doch wie schon dieser Film gleich zu Beginn klarstellt: In “Atomic Blonde“ geht es nicht um den Mauerfall selbst. Es geht um eine coole Agentin und Charlize Theron macht ihre Sache dabei auch mindestens genauso gut wie einst Angelina Jolie als Agentin in “Salt“. Zudem haben mich die Recherchen zu diesem Film auch noch darüber informiert, dass Theron selbst ein gewisses Herzblut in diesen Film gesteckt hat. Nicht nur waren die Kampfszenen (wieder gut inszeniert von den Machern der Kampfszenen in “John Wick“) von ihr selbst performt, auch möchte Theron aus “Atomic Blonde“ eine ähnliche Filmreihe machen wie bei “Jason Bourne“. Nach dem Film kann ich sogar damit leben, denn die Hauptfigur ist recht cool und die Inszenierung war es ohnehin.
Ich muss zugeben, dass ich den gesamten Film über wirklich glaubte, dass in Berlin gedreht wurde – dabei war der Drehort in Wahrheit überwiegend die ungarische Hauptstadt Budapest. Es gab aber auch noch andere Anhaltspunkte, die den Zuschauer wirklich glaubhaft vorgaukelten, in Berlin zu sein. Sowohl die optisch gelungene Berliner Mauer, als auch die Autos (im Westen der Stadt haufenweise VW Polos, im Osten Trabis und Ladas) und die Staatsgewalt (westlich die Polizei in bekanntem Grün und ein bisschen Braun, östlich die Volkspolizei in feschem Grün-Grau) waren perfekt in Szene gesetzt. Dazu noch die erwähnte Musik aus den 80ern (natürlich auch mit nicht deutschen Songs vertreten) und zack fühlt man sich in eine noch nicht allzu ferne Zeit versetzt. Sogar einige Einspieler in manchen Fernsehgeräten wurden mit Originalbildern von damals versehen. Und weil die Schauspieler allesamt ihre Sache gut gemacht haben (selbst ein Til Schweiger kommt gut rüber… sicherlich, weil er kaum Szenen hatte) und auch die deutsche Synchro gut mitspielte, war “Atomic Blonde“ trotz der recht simplen Geschichte und einiger weniger Längen durchaus sehenswert.
Jetzt
atomic blonde (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
TV-Termine
Streaming-Angebote |
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.