Madame Christine und ihre unerwarteten Gäste |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | **** | *** | - | *** | * | ***** | **** | 74% |
Inhalt:
Die Dubreuils sind eine Musterfamilie des Pariser Mittelstands. Papa Pierre Didier Bourdon), der als Bauunternehmer durch harte Arbeit zu etwas Geld gekommen ist, und seine Frau Christine (Karin Viard) leben mit ihrer erwachsenen Tochter Francoise (Michele Moretti) auf mehr als 300qm. Ein Stockwerk tiefer sind die Bretzels ebenfalls zu dritt: Béatrice (Valérie Bonneton) arbeitet als Dozentin an der Hochschule; Gregory (Michel Vuillermoz) ist erfolgreicher Autor und hat gerade mit einem neuen Buch begonnen; gemeinsam haben sie eine einjährige Tochter. Nebenan ist ein Exzentriker (Patrick Chesnais) sogar der alleinige Bewohner. Komplettiert wird der illustre Kreis durch ein älteres jüdisches Paar im Obergeschoss und die mürrische Hausmeisterin (Josiane Balasko).
Als die Regierung angesichts einer vorherrschenden Kältewelle beschließt, Bewohner größerer Wohnungen zur kostenlosen Aufnahme von Untermietern zu verpflichten, reagiert jeder auf seine Art: Für die Dubreuils bricht eine lange schwelende Ehekrise aus, die Bretzels lassen durchblicken, dass es mit der von ihnen oft eingeforderten Zuvilcourage bei ihnen selbst nicht so weit her ist, das jüdische Paar zieht auf die andere Straßenseite in eine Wohnung, die klein genug ist, um eben keine Untermieter aufnehmen zu müssen und die Hausmeisterin wittert eine Chance auf schnelles Geld. Einzig dem Exzentriker kann es gar nicht schnell genug gehen, schließlich wünscht er sich schon lange etwas Gesellschaft.
Kritik:
Diese französische Komödie hält dem Zuschauer gnadenlos einen gesellschaftlichen Spiegel vor die Augen. In mindestens einem der von Alexandra Leclère mit viel Fingerspitzengefühl in Szene gesetzten Charaktere und ihren Handlungsweisen und Motiven dürfte sich wohl jeder wiederfinden können. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es mehr der stille Humor und die feine situative Gestik sind, die den Zuschauer unterhalten, als die traditionellen komödiantischen Stilmittel. Dafür bietet der Film Einiges zum Nachdenken. Die leicht episodenhafte Erzählweise ist den chronologisch ineinander verschachtelten Parallelhandlungen der Hauptcharaktere geschuldet und sorgt für ein etwas ungleichmäßiges Spannungsniveau.
Schauspielerisch steht Valérie Bonneton als Béatrice Bretzel derweil weit über allen anderen Darstellern. Wie ihr die Selbstsicherheit und das Grinsen buchstäblich aus dem Gesicht fallen, als sie erkennt, welch schicksalshafte Fehlentscheidung sie getroffen hat, ist schon alleine sehenswert. Ansonsten sind es vor allem die vielen exzellenten Nebendarsteller, die beim Zuschauer Sympathiepunkte sammeln. Firmine Richard als Haushälterin Philomena und Sandra Zidani als obdachlose Madeleine sind da nur zwei Beispiele unter vielen.
Am Ende bleibt der Film natürlich irgendwie doch in seinem Genre und alles findet einen runden Abschluss. Dass die wage Hoffnung, etwas aus der Filmhandlung für die Zukunft gelernt zu haben, das Einzige ist, was schlussendlich bleibt, ist ein Manko des Films. Es stellt sich zwar das für Wohlfühlkomödien typische Feeling nach Filmende ein, doch irgendwie erscheint das angesichts der Ernsthaftigkeit des Themas dann doch eher zu wenig.
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