Mali Blues |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | **** | * | * | ***** | * | *** | ***** | 75% |
Inhalt:
„Mali Blues“ zeigt ein Mali, das durch islamistische Truppen unterdrückt worden ist und nun wie ein Phönix aus der Asche aus der Trostlosigkeit wieder aufersteht. Musik war viele Jahre im Norden des Landes verboten. Musikern wurde die finanzielle sowie seelische Existenzgrundlage entzogen.
Vier Musiker, Fatoumata Diawara, Ahmed Ag Kaedi, Bassekou Kouyaté und Master Soumy, erzählen ihre eigene Geschichte und erklären ihren Bezug zu Mali, der Vergangenheit und die Nähe zur Musik. Dabei werden authentische und sehr angenehme Einblicke in die Leben dieser Künstler gewährt.
Kritik:
Von Malis beeindruckender Musikkultur hatte ich schon gehört. Doch dass es die Heimat des Blues sei, war mir neu. Sobald jedoch die erste Melodie des Filmtitels erklang, leuchtete mir sofort ein, wie sehr das zutreffen muss. All diese traditionellen Saiteninstrumente und eine Dichte an professionellen Musikern, wie sie vergleichsweise nur Länder wie Kuba aufweisen.
Die vier unterschiedlichen Ansätze und Charaktere der gezeigten Interpreten beleben die Handlung des Films. Während Fatoumata Diawara lange im Ausland gelebt hat, blieben die anderen in Mali und verarbeiten ihre Sehnsucht nach musikalischer und persönlicher Freiheit auf vielseitige Art und Weise. Master Soumy beispielsweise lebt den Hip-Hop und singt – nach eigenen Angaben – für die Bevölkerung auf der Straße. Er kritisiert Missstände und nennt Missetäter beim Namen – eine ungewöhnliche und völlig neue Praxis im sonst recht konservativen Mali. Diawara begibt sich in ihr Heimatdorf. Seit sie vor einer Zwangsheirat als Jugendliche geflohen ist, war sie nicht mehr dort. Natürlich nutzt sie die Gelegenheit, die Dorfmütter über die verwerfliche und gefährliche Praxis der Genetalbeschneidung von jungen Mädchen aufzuklären. Erstaunlicherweise stoßen ihre Worte auf scheinbares Verständnis. Während diese Aussagen für uns Europäer selbstverständlich scheinen, frage ich mich, mit welcher Absicht eine aus unserer Sicht aufgeklärte Künstlerin gezeigt wird. Mit ihrer selbstbestimmten und emanzipierten Persönlichkeit spielt sie sich jedenfalls in die Herzen des liberalen Zuschauers.
Die Brücke zur Tradition erhalten Musiker wie Ahmed Ag Kaedi. Von den Extremisten aus der Wüstenstadt Kidal vertrieben, lebt der Tuareg hauptsächlich von Musik und Zigaretten: Wenn er nicht gerade eine Gitarre in der Hand hat, raucht er Kette – und ansonsten auch. Seine Musik umschreibt die Sehnsucht nach einer Zeit, die es nicht mehr gibt und vielleicht nie wieder geben wird. Das Wüstenleben fehle ihm, sagt er. Dort wisse er, was zu tun sei, wie er zu leben habe. In Bamako, der Hauptstadt Malis, streift er seitdem auf der Suche nach seiner persönlichen sowie musikalischen Identität über staubige Straßen. Sein Lächeln verdeckt er - gemäß Brauch der Tuareg - mit seinem Turban. Der Letzte im Bunde, Bassekou Kouyaté, verbindet die Tradition und die Moderne auf neuartige Weise: Er hat seine Ngoni, ein bewährtes malisches Saiteninstrument aus Holz, ein einen Verstärker angeschlossen und rockt seitdem das Land und seine Bevölkerung. Seine Musik ist noch nicht ganz bei Heavy Metal angelangt, aber seine Ngoni-Solos lassen auf einiges hoffen. Bereits sein Vater spielte Ngoni und war ein anerkannter Künstler. Nun sei es an der Zeit, neue Wege zu gehen, meint er. Das Konzert Diawaras am Ende des Films bekräftigt die Aussage des Films: Egal, wie viel sie dir genommen haben, eines können sie dir nicht nehmen: die Liebe zur Musik.
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