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leer Der Junge muss an die frische Luft


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
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Zu Julius Weckauf als Hans-Peter Kerkeling kann man nur eins feststellen: Der Junge spielt sie alle an die Wand.

Der Junge muss an die frische Luft


Sieben lange Jahre ist es jetzt her, dass Hape Kerkeling – umjubelter Komiker, Showstar, Sänger und Kabarettist – der großen Fernsehbühne den Rücken gekehrt hat. Sieben Jahre, eigentlich genug Zeit, um in der Erinnerung weit nach hinten zu rutschen. Doch die Deutschen lieben ihren putzigen Hans-Peter aus dem Ruhrpott: Da kannste halt nix machen, gell! Wann immer es einen Film von oder über den heute 54-Jährigen gibt, wallfahren sie alle ins Kino; fast so, als wäre es eine Pflicht. Das war bei „Kein Pardon“, „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ und einer langen Latte weiterer Erzeugnisse so, in denen er uns alle als Darsteller erfreute. Ein Publikumsmagnet war auch „Ich bin dann mal weg“ von 2015 - ein Titel, der es sogar zum geflügelten Wort geschafft hat. Am liebsten wäre die ganze Nation geschlossen zum Jakobsweg aufgebrochen. Und das Phänomen wiederholt sich nun mit Kerkelings Kindheit, welche die Regisseurin und Oscarpreisträgerin Caroline Link („Nirgendwo in Afrika“) liebevoll-gebrochen auf die Leinwand gebannt hat. Der Erfolg des aktuellen Streifens übertrifft gleich zu Beginn alle Erwartungen. Insgesamt wird mit rund vier Millionen Kinogängern gerechnet. Was wären seine Omas Bertha (Ursula Werner) und Änne (Hedi Kriegeskotte) stolz auf ihn gewesen!

Doch erst mal geht alles sehr bescheiden los. Wer jemals erfahren wollte, wie es im kohlefinsteren Ruhrpott der 1970er Jahre zuging, weiß das, nachdem die Lichter im Saal wieder angegangen sind - harte Leute, harte Worte, goldene Herzen. Unterstützt durch das einfühlsame Drehbuch von Ruth Toma, bückt sich „Der Junge muss an die frische Luft“ hinunter zum alltäglichen Klein-Klein tief im Westen der alten Bundesrepublik. Der Film folgt darin getreu dem Buch, in dem das Nicht-Besondere liebevoll und auf vielen Seiten ausgebreitet wird. Inhaltlich geht das so: Der 1964 geborene Nachwuchs der Kerkelings ist ein fröhlicher Junge, den so leicht nichts aus der Bahn wirft. Seine vielköpfige Familie umgibt ihre Kinder, die damals noch keine „Kids“ sind, mit Wärme und Humor. Wenn die Kleinen Glück haben, kommen sie in den Genuss eines Kinderfilms auf dem Schwarz-Weiß-Fernseher. Oder es gibt „lecker“ Apfelkuchen von der „Omma“.

Der Junge muss an die frische Luft

Eine ziemlich heile Welt, die mit dem Selbstmord der Mutter Margret (Luise Heyer) irgendwann einen derben Riss erfährt. Schuld ist die Unfähigkeit der Ärzte: Als die junge Frau wegen chronischer Beschwerden mit der Kieferhöhle operiert werden muss, verliert sie ihren Geruchs- und Geschmackssinn. Die Folge ist eine sich verschlimmernde Depression; den wunden Endpunkt dieser Krankenakte schildert „Der Junge muss an die frische Luft“ ebensowenig beschönigend wie zuvor das Buch: Margret erlaubt dem etwa achtjährigen Hape, so lange er will vor dem klobigen TV-Gerät auszuharren. Als er irgendwann ins Bett kriecht, neben die Mutter, atmet diese kaum noch. Verstört versucht Hans-Peter, die für ihn nicht begreifliche Situation auszublenden. Als schließlich der Vater (Sönke Möhring) von der Arbeit nach Hause kommt, ist es längst zu spät, die geliebte Mama verstorben. Die Großeltern übernehmen trotz der einen oder anderen körperlichen Einschränkung das Regiment. Beide versuchen, zusammenzuhalten, was auseinanderzubrechen droht. Hape und sein Bruder Josef sollen, soweit möglich, weiterhin unbeschwert aufwachsen können. Somit erweist sich der vielbeachtete Film auch als eine Hommage an familiäre Bindungen: Das Blut eben doch dicker ist als Wasser und Liebe viele Grenzen überwindet.

Der Junge muss an die frische Luft

Die Kritik lobt übrigens einstimmig den Auftritt des 11-jährigen Julius Weckauf, der seine meist längst erwachsenen Schauspielkollegen mit dem kleinen Finger an die Wand spielt. Dabei ist es eher einem Zufall zu verdanken, dass dieser Junge aus Jüchen vor die Kamera geriet: Ein Kunde regte Julius` Eltern in deren Geschäft dazu an, ihren Sproß zum Casting zu schicken. Kein Wunder, dass der begabte Teenager schließlich den Vertrag als Hauptdarsteller unterschreiben durfte: Die Ähnlichkeit zwischen (erwachsenem) Promi und dem kindlichen Hape auf der Leinwand scheint derart markant, dass man sich auf einer Zeitreise glaubt. Es sollte nicht verwundern, wenn dieser Mini-Kerkeling eine ähnlich überwältigende Karriere hinlegte wie sein großes Vorbild.

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Fakten
Originaltitel:
Der Junge muss an die frische Luft
 
deutscher Kinostart am:
25.12.2018
 
Genre:
Biographie / Komödie
 
Regie:
Caroline Link
 
Länge:
ca. 95 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 6 freigegeben
 
Kinoverleih:
Warner
 
Dieser Film wurde bewertet von:
rousseau(86%)
 
Texte:
rousseau
 
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