Die dunkelste Stunde |
|
Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | *** | *** | * | *** | - | ***** | ***** | 81% |
Inhalt:
Als die Nazis in Belgien einfallen, sind die Tage von Premierminister Neville Chamberlain (Ronald Pickup) gezählt. Niemand traut dem Parteichef der Konservativen zu, England aus der Krise zu führen und auch sein designierter Nachfolger Viscount Helifax (Stephen Dillane) ist nicht bereit, spontan in die Bresche zu springen. Also liegt es an dem eher unbeliebten Außenseiter Winston Churchill (Gary Oldman) eine große Koalition zu bilden und England durch die Krise zu führen.
Doch Churchills erste Tage im neuen Amt verlaufen nicht gerade glücklich. Die Minister seines Kriegskabinetts integrieren gegen ihn, der König hat Angst vor ihm und er eckt mit seiner Art bei allen an. Nur seine Frau Clementine (Kristin Scott Thomas) versteht ihn und seine Sekretärin Elizabeth Layton (Lily James) erkennt und unterstützt sein rhetorisches Talent. Als nahezu die gesamte britische Armee vor Dünkirchen in eine aussichtslose Lage gerät, ist Churchill gezwungen, sehr grausame Entscheidungen zu treffen. Gerade in dem Moment, in dem sein politisches Schicksal besiegelt zu sein scheint und England in Friedensgespräche mit den Nazis eintreten soll, befolgt er schließlich einen majestätischen Rat und tut etwas für Politiker seiner Generation völlig Unvorstellbares.
Kritik:
Dies ist Gary Oldmans großer Film. Unterstützt von der aufwändigen Maske und mit grandiosem Spiel liefert er seine ganz persönliche Interpretation von Winston Churchill und erweckt einen vollständigen Charakter zum Leben, der in seiner Vielschichtigkeit gleichsam unsympathisch, bewunderungsvoll, verletzlich und mitreißend auf den Zuschauer wirkt. Eine ganz große Leistung. Regisseur Joe Wright hat es zudem verstanden, den ganzen Film um diese Figur herum zu inszenieren, so dass Gary Oldman den nötigen Freiraum und oftmals auch die nötige Ruhe erhalten hat, die notwendig ist, damit einzelne Szenen sich richtig emotional entfalten können. Insbesondere die Begegnungen mit dem von Ben Mendelsohn gespielten King George VI sind hier hervorzuheben. Die ruhige Kamera stellt Churchill dabei oft in den Mittelpunkt und liefert ansonsten meist die Perspektive eines anwesenden Beobachters. Dabei spielen auch die Nebendarsteller sehr engagiert und kommen ebenfalls zu einigen bemerkenswerten Szenen, was insbesondere auf Ronald Pickup als Neville Chamberlain zutrifft.
Nur an wenigen Stellen wird die weitestgehend chronologische Inszenierung von filmischen Mitteln ergänzt. Da dies auch die schwächsten Momente des Films sind, war es vielleicht ganz gut so. Außerdem hat die gezeigte Wirkung von Churchills Rhetorik einen leicht bitteren Beigeschmack, wenn man merkt, wie Drehbuch und Regie den Zuschauer manipulieren wollen und man sich dieser Wirkung kaum entziehen kann, selbst wenn man es wollte. Klar, es handelt sich um geschichtliche Fakten, doch wäre eine solche Politik angesichts der gerade in Europa vorherrschenden Populismuswelle heute wieder möglich?
Aber zurück zum Film: Joe Wright und Drehbuchautor Anthony McCarten haben sich bewusst auf einige wenige Monate aus der Regierung Churchill konzentriert. Und das war gut so. Hierdurch gibt es keine im Zeitraffer vorbeifliegenden Monate oder Jahre, keine (künstlich) gealterten Darsteller und es bleibt ausreichend Raum, die Bedrohlichkeit der Situation in Szene zu setzen und die einzelnen Charaktere auszuformen. Inhaltlich spricht „die dunkelste Stunde“ damit sowohl diejenigen an, die bereits über einiges geschichtliches Hintergrundwissen verfügen, als auch Zuschauer, die außer seinem Namen vor dem Filmbesuch nicht viel über Winston Churchill wissen.
Jetzt
die dunkelste stunde (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
TV-Termine
Streaming-Angebote |
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.