Dinky Sinky |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
*** | ** | * | - | * | * | ** | ** | 37% |
Inhalt:
Sportlehrerin Frida (Katrin Röver) führt ein typisch deutsches Leben. Sie hat einen vernünftigen Job, erledigt diesen auch äußerst korrekt und lebt gemeinsam mit ihrem Langzeitfreund Tobias (Till Firit) in einer fast klinisch perfekten Wohnung in der Stadt. Im Grunde gibt es also keinen Grund zur Beschwerde, doch irgendwie ist die 36-Jährige nicht komplett zufrieden. Was ihr fehlt, ist ein Kind. Auch die Tatsache, dass in ihrem Umfeld beinahe alle Frauen Kinder bekommen und bereits bekommen haben, fördert Fridas Verlangen, ebenfalls Mutter zu werden. Und an diesem Ziel arbeitet Frida mit Tobias auch bereits seit zwei Jahren, doch irgendwie will es einfach nicht klappen. Liegt es nun an ihm oder an ihr? Wie wäre es mit einer künstlichen Befruchtung oder sonstigen Therapien, um die gewünschte Zeugung endlich voranzutreiben?
Nun, Tobias ist von all diesen Vorstößen seiner Partnerin schnell überfordert und weil er auch nicht genau weiß, ob sein Kinderwunsch so groß ist wie der von Frida, beendet er kurzerhand die Beziehung zu ihr. Alleingelassen versucht Frida trotzdem, ihrem Kinderwunsch nachzukommen. Wenn selbst ihre Mutter (Ulrike Willenbacher) durch eine Dating-Webseite einen neuen Partner (Michael Wittenborn) bekommen kann, dann muss es für Frida doch ein Leichtes sein, sich einen neuen Partner zu angeln. Vor allem natürlich einen, der mit ihr alsbald ein Kind zeugen möchte. Oder muss es doch ohne Mann klappen? Möglichkeiten gibt es ja heutzutage genug…
Kritik:
Wie lautete der Satz einer gewissen Frau Merkel: „Den Deutschen ging es noch nie so gut wie heute.“ .. so in etwa, richtig? Nun, offenbar stimmt dieser Satz, denn in dieser deutschen Tragikomödie scheint alles irgendwie perfekt und akkurat - jedenfalls nach Außen. Somit gibt es auch keine Ablenkung durch wirkliche gesellschaftliche und aktuelle Probleme (z.B. in Form von Armut, Gewalt, wirtschaftlichem Kalkül, Verrohung oder Verdummung), weshalb sich dieser Film voll und ganz auf all die Probleme konzentrieren kann, die Mittelklassemenschen mit Mittelklasseproblemen sich am ehesten selbst machen. Ob durch falsche Vorstellungen, falsche Ideale, unnötigen Neid oder sonstige Gedankenfehler. Hiermit ist allerdings und ausdrücklich nicht (!) der Kinderwunsch an sich gemeint. Der geht völlig in Ordnung! Doch all die Klischees, die der Film (bzw. das Drehbuch) hier bedient, sind ein Witz, denn sie entspringen den eben genannten Konstrukten menschlichen Denkens – eben jenes Denken, welches durch äußere Einflüsse oft völlig schwachsinnige Meinungen und Verhaltensweisen produziert.
Da sitzt die Hauptfigur in einer Szene (siehe Bild von eben) an einem langen Holztisch mit unzähligen anderen Frauen und deren Nachwuchs, während manche Ehemänner im Hintergrund für einen gelungenen Ablauf dieses ach so ungezwungenen Treffens zu sorgen scheinen. Derweil beschäftigt sich die Zukunft mit Malen oder Naschen, während die Frauen (und um die geht es in diesem Film ja zumeist) über das Leben als Mütter frönen und die Hauptfigur zu all den Dingen, wo sie gerne mitreden würde aber nicht mitreden kann, freundlich lächelt und sich durch all die Gesprächsfetzen ein bisschen was von ihrer Wunschvorstellung zu erfüllen versucht… wenigstens für den Moment. Leider wird sie vom ‘drüber reden‘ natürlich auch nicht schwanger und es kommt, wie es kommen muss – ihre Sitznachbarin verkündet freudestrahlend, dass die Befruchtung ihrerseits nun endlich geklappt hat und sie und ihr Partner überglücklich sind. Und wie ihre Haut doch schon so schön ‘schwanger‘ glänzt! Ja mei, so isses halt, gell?
Schon klar, solche Szenen sollen die tragische Komik aufzeigen, in der sich die Hauptfigur zusammen mit dem Zuschauer befindet, aber sorry: “Dinky Sinky“ schafft es einfach kaum, solche Momente eindeutig rüberzubringen. Man weiß fast nie, ob das Gezeigte nun einen ernsten oder einen amüsanten Beigeschmack haben soll und wer jetzt argumentiert, dass der Zuschauer sich doch ein eigenes Bild machen könnte oder gar sollte – NEIN! Ich schaue doch keinen Film, an dem zig Leute gearbeitet haben, die mir eine Geschichte erzählen wollen, damit ich mir meine eigene Story aus deren Story zusammenbasteln kann! Ich schaue Filme, um mir die Handlung (und somit auch die Meinung) der Macher und des Casts anzusehen! Ob ich am Ende mit dem Gesehenen übereinstimme bzw. es gut finde oder nicht, ist eine andere Sache. Hier aber musste ich mir auch noch überlegen, was mir diese Szene sagen soll und welche Aussage oder Botschaft hinter der nächsten Szene steckt! Denn das Screenplay und auch die hier gewählten Darsteller sind eigentlich ganz gut. Doch auch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese deutsche Dramödie mal wieder dort versagt, wo die meisten deutschen Filme versagen – am Verbindungsaufbau zum geneigten Publikum!
Ich möchte das aber nicht weiter vertiefen, denn das hier ist und bleibt eine Filmkritik und keine Kolumne. Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass all die positiven Reaktionen auf den Film in den deutschen Printmedien mir einmal mehr aufgezeigt haben, zu welcher Sparte die meisten Autoren der entsprechenden Verlagshäuser offenbar zählen: Eben jene deutsche Mittelschicht, die in einer eigenen Realität zu existieren scheint, denn ganz ehrlich: Wie kann man einen Film voll schwangerer Frauen und mit Kinderwunsch als Hauptthema drehen, wo in der Realität die Geburtenrate hierzulande unglaublich stagniert, wo es für viele fast unmöglich ist, sich ein Kind zu leisten und wo Kinder längst nicht mehr den Schutz und die Anerkennung genießen, die sie eigentlich nötig hätten? Am Ende ging es in diesem Film einfach nur darum, wie albern sich Frauen verhalten können, wenn ihre bioligische Uhr tickt, aber sorry - der Humor dabei kommt hier kaum rüber... Deutsche Filme schaffen es einfach nicht (oder kaum), sich selbst oder wenigstens die deutsche Gesellschaft aufs Korn zu nehmen. Und wenn deutsche Leinwandwerke es doch einmal versuchen, dann scheitern sie in den meisten Fällen, weil es ihnen bei solch filmischen Ergebnissen einfach niemand wirklich abkaufen kann. “Dinky Sinky“ ist leider solch ein cineastisches Beispiel.
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