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Wer ist der Mann, der mit einer Formel den Wert eines Menschenlebens ermittelt? Jener Ken Feinberg, der immer auf der Bildfläche erscheint, wenn einer Regierung oder einem Unternehmen Milliardenentschädigungen drohen. Dieser Frage ist Karin Jurschik nachgegangen und liefert einige Diskussionspunkte.
Kritik:
Der Dokumentarfilm „Playing God“ handelt von Ken Feinberg, Amerikas berühmtesten Entschädigungsspezialisten. Seine Aufgabe ist es, darüber zu entscheiden, welchen Geldwert Opfer als Entschädigung erhalten. Wirtschaftsinteressen soll er mit persönlichen Schicksalen unter einen Hut bringen und dabei nicht unsere westlichen Wertesysteme unterlaufen. Er selbst sagt, dass er bei seinen Entscheidungen lediglich den geltenden Gesetzen unterliegt und eine Einflussnahme Dritter, sowie menschliche Tragödien zu keiner Entscheidungsbeeinflussung führen.
Er wird immer dann beauftragt, wenn es in Amerika zu größeren Katastrophen kommt oder Konzerne eine Flut von Klagen erwartet. Das erste Mal wurde er ins Amt gerufen, als die krebserregenden Auswirkungen von Agent Orange auf die Vietnam-Kriegsveteranen bekannt wurden und die US-Regierung Entschädigungszahlungen anstatt von Klagen favorisierte. Seine größte Aufgabe war höchstwahrscheinlich, die Opfer des Terroranschlags 9/11 zu entschädigen. Nach dem Terroranschlag verabschiedete der US-Kongress ein ungewöhnliches Gesetz. Zum Schutz der Fluggesellschaften vor einer Vielzahl von Zivilprozessen wurde von den Politikern ein milliardenschwerer Fonds ins Leben gerufen. Aus diesem Fonds sollen alle Opfer entschädigt werden, die in diesem Zuge zustimmen, auf Klagen zu verzichten. Für die Höhe der jeweiligen Entschädigung entwickelt er eine Formel, die aus Antworten auf die folgenden Fragen besteht: Wie alt war der Verstorbene? Wie lange hätte er noch gearbeitet? Wie hoch war sein Einkommen und wie hoch ist der wirtschaftliche Schaden, der durch den Tod des Verstorbenen entsteht?
Auf den ersten Blick mutet dies fragwürdig an. Doch wie soll man überhaupt den „Wert“ eines Menschen in Geld bemessen. 'Am Ende ist alles Mathematik' äußert sich Feinberg. Er kennt die Geschichte hinter jedem Betroffenen des Anschlags 9/11. Ob sie ihn wirklich berühren, bleibt dem Zuschauer verborgen. Er beteuert dies zwar, doch so ganz mag man es dem Charakter Feinberg nicht abnehmen.
Die BP Ölkatastrophe hat er ebenfalls betreut. Hierbei wird man das Gefühl nicht los, dass BPs Interessen stark im Vordergrund standen, obwohl dies von Mr. Feinberg vehement abgestritten wird.
Bei seiner Arbeit hört er sich monatelang die persönlichen Tragödien der Hinterbliebenen an. Er organisiert Informationsveranstaltungen und lässt dort die Hinterbliebenen zu Wort kommen. Hierbei agiert er hochprofessionell, sympathisch und verspricht jedem Einzelnen, das Beste für ihn herauszuholen. Für seine Entscheidungen ist er trotzdem Aggressionen und Anfeindungen ausgesetzt.
Ein Opfer der BP-Ölkatastrophe.
Einblicke in sein Privatleben erhält der Zuschauer ebenfalls, so hört Feinberg zur Entspannung Opern, wobei der Fernseher zusätzlich tonlos läuft. Er öffnet den Filmemachern nicht nur sein Büro und nimmt sie zu seinen Versammlungen mit, sondern lässt sie auch in sein Wohnhaus. Hier kommt auch Feinbergs Ehefrau in der heimischen Küche kurz zu Wort.
Der Dokumentarfilm deckt sowohl einen langen zeitlichen Bereich in seinem Arbeitsleben als auch die Gesamtheit der Person Feinberg ab. Er hinterfragt das moralische System und regt zu Diskussionen an.
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Fakten |
Originaltitel: Playing God
deutscher Kinostart am: 08.02.2018
Genre: Dokumentation
Regie:
Karin Jurschik Länge: ca. 90 Minuten Kinoverleih: RealFiction
Dieser Film wurde bewertet von: Imme(60%)
Texte: Imme
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