Diego Maradona |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | *** | ** | **** | * | ** | ***** | 78% |
Inhalt:
Aufgewachsen in einem der unzähligen Armenviertel im Argentinien der 1960er Jahre blieb dem kleinen Diego Armando Maradona Franco als Freizeitbeschäftigung oft nur der Fußball. Dass der einzige Sohn einer einfachen Arbeiterfamilie mit diesem scheinbar simplen Hobby später seine persönliche Lebensgeschichte schreiben würde, ist dabei sogar recht schnell deutlich geworden. Als Teenager wurde er von den Argentinos Juniors unter Vertrag genommen und spielte bis 1982 in seinem Heimatland. Von seiner Mutter oft verhätschelt hatte Diego jedoch schon in seiner Teenagerzeit das Gefühl und das dringende Bedürfnis, mit dem Fußballspielen vor allem seiner Familie ein besseres Leben zu bescheren. Das gelang ihm auch recht schnell und nach fast 7 Jahren klopfte – wie zu erwarten – der schon damals populäre FC Barcelona an. Die dortigen zwei Jahre waren für Diego jedoch eher ein Graus und so war es keine große Überlegung, als Carrado Ferlaino, damaliger Besitzer des SSC Neapel, dem jungen Argentinier einen lukrativen Vertrag mit dem bis dato eher mittelklassigen Fußballverein aus dem Süden Italiens anbot. Im Jahr 1984 begann damit nicht nur für den belächelten Verein, sondern auch für Diego eine unvergesslich erfolgreiche Zeit, welche bis heute die Geschichte des Fußballs im Allgemeinen prägt. Wie sehr dieser Volkssport die Napoli-Fans, die Menschen der Stadt und den ganzen Ort selbst beeinflusst hat, ist atemberaubend und verstörend zugleich. Auch der Einfluss der italienischen Mafia, die Bedeutung der italienischen Politik und die in diesen Jahren stattfinden Weltmeisterschaften (1986 in Mexiko und 1990 in Italien) werden hier aufgezeigt. All das samt der Gier aller Verantwortlichen (sportlich wie politisch) auf dem Rücken eines einzigen Spielers hat mehrere Leben arg bereichert und ein einziges Leben derweil dauerhaft negativ beeinflusst. Dass es Diego persönlich nie um das Geld oder den Ruhm ging, sondern das Spiel auf dem Platz für ihn einfach immer nur die Möglichkeit der Flucht bot – damals vor der Armut und gewisser Langeweile, später vor den Problemen und Unannehmlichkeiten – dürfte am Ende auch dem letzten Zuschauer klar werden…
Kritik:
Ich wusste nie viel über Diego Maradona, denn mein Fußballinteresse begann erst Mitte der 1990er Jahre. Einzig die üblichen Informationen wie „kommt aus Argentinien“ und „ist einer der besten Spieler aller Zeiten“ oder auch „privat ziemlich kaputt“. Natürlich war auch mir seine „die Hand Gottes“-Aktion bei der WM 1986 bekannt. Das war es im Grunde aber auch schon. Als im Jahr 2019 dann klar wurde, dass es eine Doku über diesen besonderen Fußballer im Kino geben wird, dachte ich mir, dass ich mir diese vielleicht sogar in einem der Lichtspielhäuser anschauen werde. Allerdings lief der Film nur in wenigen Kinos in Deutschland und am Ende war die Gelegenheit vertan.
In dieser Doku, wo die Hauptfigur noch am Leben ist und sich selbst zu unzähligen Momenten in seiner sportlichen Laufbahn äußern kann, gibt Kapadia also der anderen Seite der Medaille die Aufmerksamkeit. So darf Maradona seine Sicht auf die Dinge beschreiben. Doch auch Familienmitglieder und außenstehende Experten (zumeist unabhängige Journalisten und Sporthistoriker) unterstützen dabei die Sichtweise, dass der Argentinier zwar am Ende auch seine persönlichen Dämonen (vor allem bzgl. Drogenmissbrauch und eigener Naivität) hatte, der Untergang aber eben auch von außen forciert wurde. Vor allem, nachdem Maradona beinahe im Alleingang für das Rausfliegen der italienischen Nationalmannschaft bei der heimischen WM 1990 verantwortlich war… und dieses Spiel fand auch noch im Stadion in Neapel statt!
Was am Ende vor allem hängen bleibt, ist, dass es bei Diego Maradona stets zwei Persönlichkeiten gab und gibt, die der Argentinier sich selbst von Beginn an angeeignet hatte: Die eine Person ist die Privatperson Diego und die andere Person ist der Fußballspieler Maradona. Und vielleicht kommt es nur mir so vor, aber ich glaube ohne diese Abgrenzung im Innen und Außen würde auch ein Diego Maradona heute längst nicht mehr leben...
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