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**** * ** - ** - **** **** 65%
 

 
Was haben der Weinviertler Bäckerssohn Georg Öfferl, die Pariserin Apollonia Poilâne, der Harry-Brot Geschäftführer Hans-Jochen Holthausen und Puratos Sauerteigbankhüter Karl de Smedt gemeinsam? Sie können in Harald Friedls Dokumentation das Wort ergreifen und ihre Perspektive erläutern.

Brot (von Harald Friedl)


Und diese Perspektiven sind in der Tat höchst unterschiedlich. Auf der einen Seite steht das Bäckerhandwerk. Sowohl in der österreichischen Heimat des Regisseurs, in der eine Familienbäckerei den Umschwung vom kommerziell-orientierten Backbetrieb (zurück) zur Biobäckerei geschafft hat, als auch an zwei Pariser Beispielen, bei denen Sauerteigbackwerk und Croissants pure Symbiose aus Kunst, Gesundheit und Genuss sind.

Auf der anderen Seite stehen Back-Industrien wie Harry-Brot, auf dessen Innovationskraft, Produktionsstärke und auch die Qualität Geschäftsführer Hans-Jochen Holthausen mächtig stolz ist. Und natürlich die Backmittelprozenten, vorgestellt am Beispiel von Puratos.

Abgerundet wird das Ganze durch die übergreifende Perspektive von Forschung und Politik, bei der die Auswirkungen des unbekannten Mix aus Pestiziden und Enzymen auf der einen und die Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite mit Hilfe eines grünen Europaparlamentariers und Landwirts beleuchtet werden.

Brot (von Harald Friedl)


Wie bereits eingangs erklärt, lässt Harald Friedl seine Protagonisten selbst das Wort ergreifen. Ohne mit dem Holzhammer, aber durch die ineinander geschnittenen Abschnitte durchaus mit nachhaltiger Wirkung inszeniert der Regisseur mit seinem Werk eine Gesellschaftskritik, macht aber gleichsam auch Mut, indem er Wege für die Zukunft aufzeigt.

Wenn Hans-Jochen Holthausen mit vollem Stolz seine Besucher durch seine blitzblanke Brötchenfabrik führt, wenn Karl de Smedt erläutert, wie wichtig es ist, dass der Bäcker jederzeit entspannt „gute“ Backwerke produzieren will, dann klingt das erstmal alles gar nicht so schlimm. Aber spätestens, wenn man die – offenbar ernstgemeinte – pseudo-autarke Mars-Produktionsanlage vorgesetzt bekommt, dürfte auch dem letzten Zuschauer klar geworden sein, wie ernst sich Interviewgeber und Filmemacher gegenseitig genommen haben.

Brot (von Harald Friedl)

In ansprechendem Tempo geschnitten und fast vollständig auf szenischen Interview-Antworten basierend (teilweise in französischer oder englischer Sprache mit deutschen Untertiteln), ist „Brot“ handwerklich gut umgesetzt und erzeugt einen gewissen Spannungsbogen um die nicht deklarierten Brotzusatzstoffe und deren Wechselwirkungen mit dem Pestizidgehalt des Mehls. Die musikalische Untermalung ist dabei allenfalls Beiwerk, lenkt aber auch nicht ab.

Auch am Ende verzichtet Harald Friedl auf den erhobenen Zeigefinger. Stattdessen lässt er seine Biobäckerin selbst die ernüchternde Erkenntnis aussprechen: Wenn der kleine Bäcker nicht vollständig auf Backmischungen verzichtet (und auf 100% Bio setzt), ist er kaum noch besser als der Supermarkt.

Brot (von Harald Friedl)

Brot (von Harald Friedl)

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Fakten
Originaltitel:
Brot
 
deutscher Kinostart am:
25.06.2020
 
Genre:
Dokumentation
 
Regie:
Harald Friedl
 
Kinoverleih:
Real Fiction
 
Dieser Film wurde bewertet von:
RS(65%)
 
Texte:
RS
 
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