Nationalstraße |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ** | ** | ** | *** | * | *** | **** | 65% |
Inhalt:
Vandam ist zufrieden mit seinem Alltag. Er ist wieder clean und seine Tischkumpanen in Luckas Kneipe feiern ihn als Nationalhelden, weil er der erste war, der die Fäuste erhob, als die samtene Revolution Tschechien in ein neues Zeitalter führte. Es war zwar eigentlich auf Seiten der Polizei und gegen einen Studenten, aber das muss man ja nicht ständig erwähnen. Gerade als sich Vandam (Hynek Cermák) ernsthaft Gedanken darüber macht, wie er aus seiner heimlichen Schwärmerei für Lucka (Katerina Janecková) mehr machen kann, zerstört ein Fremder jäh alles. Milner (Václav Neuzil) taucht in der Kneipe auf und bedrängt Lucka. Schnell wird klar, dass sie ihm nicht nur Geld schuldet, sondern da auch schon einmal mehr war. Trotzdem beschließt Vandam – gegen alle Widerstände – dass er Lucka helfen muss. Immer an seiner Seite ist dabei sein treuer Freund Psycho (Jan Cina). Schließlich springt er sogar über seinen Schatten und besucht seinen Bruder Roman (Jiri Langmajer), den er seit 10 Jahren nicht gesehen hat, auch wenn das unliebsame Erinnerungen an den gemeinsamen Vater heraufbeschwört. Kritik:
Es gab schon reichlich Filme, die ähnlich ausweglose Situationen portraitiert haben. Wenn Vandam die Brechstange in die Hand nimmt und in den Wellness-Club stürmt, dann muss man unweigerlich an „Falling Down“ denken. Doch an diesen Klassiker kommt „Nationalstrasse“ nicht heran. Dafür bietet er umso mehr eine ruhige und konsequente Figurenzeichnung und einen souverän aufspielenden Hauptdarsteller Hynek Cermák, der zudem in Dietmar Wunder seinen perfekten Synchronsprecher gefunden hat, dessen markante Stimme sowohl das Filmintro als auch das Filmende aus dem Off begleitet. Dietmar Wunder interpretiert Vandam ähnlich wie seine Serienhauptrolle des Willie Garson als Mozzie in White Collar. Während die Glatze die hauptsächliche optische Ähnlichkeit der beiden Figuren darstellt, eint sie das Misstrauen, mit dem sie dem System im Gesamten und den auf sie selbst bezogenen Regeln und Anweisungen im Speziellen begegnen. Damit wird Vandam zu einem sehr speziellen Charakter. Einerseits agiert er am Rande der Realität, andererseits wird er von seinem Umfeld dafür respektiert, dass Gerechtigkeitssinn besitzt und bisweilen im Viertel für Recht und Ordnung sorgt. Das Zusammenspiel zwischen Hynek Cermák und Jan Cina als Psycho funktioniert gut. Vor allem die gemeinsamen Fahrten in Vandams altem Skoda ziehen sich wie ein roter Faden durch den Film. Doch diese Dialoge und viele andere sehr ruhige Momente stehen in krassem Kontrast zu den wenigen aber sehr intensiven Gewaltszenen. Spätestens da weiß man, woher Vandam seinen Namen hat. Während die harmlose Kneipenprügelei am Anfang noch ausgelassen wird, bleibt die Kamera später gnadenlos drauf, was dem Film zu Recht die FSK-16-Einstufung beschert hat. Auf eine gewisse Art spielt der Film in einer Liga mit Werken wie „Fisherman’s Friends“, bei dem es u.a. auch um den Erhalt der geliebten Kneipe ging, und „Ein Becken voller Männer“, in dem die Protagonisten ebenfalls vom System vernachlässigt sind. Jeglicher Wohlfühlfaktor ist hier jedoch ausgespart. Stattdessen werden selbst die Höhepunkte wie eine vorzeitige Ejakulation inszeniert, was den negativen Verlauf der Geschichte noch intensiviert. Die gezeigten Rückblenden aus der Kindheit des Protagonisten tun dann noch ihr Übriges.
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