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Woher kommt eigentlich das Geld? Eine einfache Frage für jede Bank, meint ihr? Weit gefehlt: Dokumentarfilmerin Carmen Losmann hat akribisch festgehalten, wie Geldhäuser, Politik und Wirtschaft der Frage ausweichen und erstaunliche Abhängigkeiten offengelegt. Mit konsequenter Bildsprache umgesetzter, fesselnder Dokumentarfilm – ein sachliches Komplementärstück zu Spielfilmen wie Margin Call.
Architektur des Geldes: Ihre Transparenz steht in fundamentalem Gegensatz zur Undurchdringlichkeit des Bankenkapitalismus.
Kritik:
Ein Tisch mitten in der Fußgängerzone, an dem eine ungewöhnliche Partie Monopoly gespielt wird: Es gibt kein Geld „einfach so“ von der Bank, sondern nur, wenn man einen Kredit aufnimmt. Dies ist eine anschauliche Verbildlichung, wie sie gerne auch in sogenannten Wirtschafts-Planspielen angewendet wird. Wie dort wird auch hier mit typischen Falschannahmen aufgeräumt. Das bietet ordentlich Stoff zur Reflexion, die die Filmemacherin Carmen Losmann sodann auch eingefangen und in mehreren Etappen in ihren Film geschnitten hat, was eine gute Abwechslung zum sonstigen Interview-Stil darstellt.
Neben dem Hinweis, dass viele Personen und Firmen nicht in diesem Film auftauchen wollen, sind es dann doch einige Banken, Investmentgesellschaften und der Autobauer BMW, die offensichtlich die zusätzliche Publicity mitnehmen wollten und dann doch – teilweise sichtlich mühevoll – Frage und Antwort standen. Während man sich zunächst dabei ertappt, wie man die Frage nach dem „Woher kommt das Geld?“ selbst als naiv abtun will, kommt man schnell ins Staunen, wie sich die Zusammenhänge und Kreisläufe nach und nach entfalten. Auch vor der Aufbereitung der Erkenntnisse mit dem durchgängig genutzten Zoom-Effekt kann man den Hut ziehen. Dieses Stilmittel funktioniert ebenso gut wie die Ansichten von Häuserfassaden und wenigen eingestreuten Außenaufnahmen in Fahrstühlen oder Eingängen von Bürogebäuden.
Wo kommt Wirtschaftswachstum her? Mit einer ausnahmsweise leicht verständlichen Antwort wartet Dr. Nicolas Peter, Finanzvorstand der BMW Group, auf.
Nachdem die initiale Frage der Entstehung es Geldes geklärt und die Kreisläufe der Verschuldungen gemeinsam nachvollzogen sind, ist man als Zuschauer einigermaßen desillusioniert: Wir sind offenbar gefangen mitten in einem endlosen Nullsummenspiel endlos fortwährender Kapitalvermehrung… Lediglich eine Frage steht unbeantwortet im Raum: Warum wurde der Finanzvorstand von BMW mit keinem einzigen Ford-Zitat konfrontiert? Oder warum hat dieser nicht mit einem gekontert? Wo Nicolas Peter heute schlicht ausführt, dass das Produkt halt weniger kosten müsse, als es einbringe, wurde Ford, offenbar in vollem Verständnis des Systems, einst philosophisch: „Es ist nicht der Unternehmer, der die Löhne zahlt – er übergibt nur das Geld. Es ist das Produkt, das die Löhne zahlt“. Dies wiederum hätte wunderbar in die Schlussszene des Fußgängerzonen-Monopolys gepasst.
„Oeconomia“ bietet knapp 90 lehrreiche Minuten, ist ansprechend und locker inszeniert und eignet sich damit sowohl für das private Heimkino als auch als Vorbereitung für eine Gruppendiskussion. In jedem Fall ist es ein Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte, – nicht zuletzt, um die Auswirkungen politischer Forderungen wie einer schwarzen Null oder die Gefahren von Finanzkrisen besser zu verstehen. Und ob das, was heute wie ein Hamsterrad erscheint, wirklich ausweglos ist, wird wohl nur die Zukunft zeigen.
Wie wird Geld produziert? Eine simple Frage bringt Peter Praet, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, in Erklärungsnot.
Wirtschaftspublizistin Samirah Kenawi bringt die Logik des Geldkreislaufs auf stringente Art und Weise auf den Punkt.
Für alle Bilder gilt:
© Neue Visionen Filmverleih
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Fakten |
Originaltitel: Oeconomia
deutscher Kinostart am: 15.10.2020 auf DVD/Blu-ray ab: 25.03.2021
Genre: Dokumentation
Regie:
Carmen Losmann Länge: ca. 89 Minuten FSK der Kinofassung: ab 0 freigegeben / Freigegeben ohne Altersbeschränkung Kinoverleih: Neue Visionen
Dieser Film wurde bewertet von: RS(71%)
Texte: RS
Vertrieb (für Heimkino): Neue Visionen
FSK der Heimkino-Fassung: ab 0 freigegeben / Freigegeben ohne Altersbeschränkung
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