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Als Pferdewirtin Wiebke sich entschied, ein zweites Kind zu adoptieren, hatte sie nicht damit gerechnet, ein so schwieriges Problemkind wie Raya zu bekommen.
Inhalt:
Wiebke (Nina Hoss) lebt mit ihrer Adoptivtochter Nicolina (Adelia-Constance Ocleppo) auf einem Pferdehof, auf dem sie u.a. Pferde für berittene Polizeistaffeln ausbildet. Da in Deutschland die Adoption für alleinstehende Frauen praktisch unmöglich ist, entscheidet sie sich, erneut ein Kind aus Bulgarien zu adoptieren.
Raya allerdings entwickelt sich zunehmend aggressiv. Zu Beginn hat Wiebke dies noch auf die Eingewöhnung geschoben. Nachdem Raya allerdings erst ihre Schwester und dann Kinder in der Kita so stark gebissen hat, dass diese ins Krankenhaus mussten, entscheidet sie sich zu einer umfangreichen Untersuchung.
Bei dieser stellt der behandelnde Psychiater fest, dass bei Raya der Bereich im Gehirn, der für Empathie verantwortlich ist, praktisch nicht vorhanden ist. Raya ist somit zu absolut keinen Gefühlen imstande.
Wiebke (Nina Hoss) und ihre Adoptivtochter Nicolina (Adelia-Constance Ocleppo) besuchen ein Waisenhaus in Bulgarien.
Wiebke erkundigt sich in dem Kinderheim über Rayas Vergangenheit und erfährt, dass diese als Kleinkind Tage neben ihrer toten Mutter zugebracht und durch Beißen versucht hat, diese wieder aufzuwecken.
Also entscheidet sich Wiebke, die fehlende Mutter-Kind-Bindung durch drastische Maßnahmen nachzuholen. Allerdings auch dies erfolglos.
Als sie sich nicht mehr zu helfen weiß und darüber nachdenkt, Raya in ein betreutes Wohnheim zu geben, offenbart ihr ein bulgarischer Mitarbeiter am Pferdehof, dass er noch eine weitere Möglichkeit der Heilung kennt: eine Art „Hexe“, die Raya auf andere als weltliche Störungen untersuchen kann.
In ihrer Verzweiflung greift Wiebke nach diesem letzten Strohhalm.
Adotpivtochter Raya (Katerina Lipovska) hat keinerlei Empathie und ihr Verhalten erschreckt nicht nur Wiebke.
Kritik:
"Pelikanblut" von Regisseurin Katrin Gebbe greift in groben Zügen die gleiche Thematik auf, wie bereits Nora Fingscheidt dies in „Systemsprenger“ getan hat: Ein Kind entspricht nicht gesellschaftlichen Normen, da es frühkindliche Traumata erlitten hat.
Dabei wird in dem zwei Stunden umfassenden Film knapp 1,5 Stunden Fokus auf das psychosoziale Drama rund um die Familie gelegt und eine Parabel zwischen der erfolgreichen Pferdetrainerin und der verzweifelten Mutter gezogen.
Während es so gelingt, ein störrisches Pferd zu erziehen und erfolgreich eine Bindung zwischen diesem und der Polizisten, die es reitet, wieder herzustellen, scheitert sie mit ähnlichen Methoden, Vertrauen und Konsequenz, an Raya.
Gebbe hat dieser Entwicklung einen Großteil des Filmes gespendet und damit diesen künstlich aufgebläht. Als dieser plötzlich in Richtung Exorzismus abdriftet passiert etwas, das den Tod für jeden Film bedeutet: Es stellt sich die Frage, wie lange der denn noch läuft.
Das Problem bei Stilbrüchen, vom psychosozialen Drama hin zu Horrorelementen bei Filmen, die den Exorzismus behandeln, ist dabei immer die Zeit. Der Klassiker „Der Exorzist“ handelt mit ähnlichen Strukturen: Ein Kind handelt völlig unnatürlich, wird untersucht und irgendjemand schlägt einen Exorzismus vor, der dann mindestens die Hälfte des Films einnimmt.
Ein schöner Tag... oder?
Bei "Pelikanblut" wirkt diese Exorzismusgeschichte wie ein künstlich dazuerfundenes Element das davon ablenken soll, dass Gebbe kein richtiges schlüssiges Ende finden kann. So berichtet Raya schon früh von einem „Monster“, das sie beobachtet, sie malt das auch auf Wände, das wird aber als Fantasie abgetan, anstatt hier schon früher anzuschließen.
In einer Schlüsselszene taucht dann das „Monster“, für den Zuschauer nicht aber für die Protagonisten, schon sichtbar auf. Hier wurden viele Chancen vertan, mit weniger Zeit mehr zu erreichen.
Auch die Liebesgeschichte zwischen Wiebke und dem Polizisten Benedict (Murathan Muslu) will nicht so richtig zünden; die Nebengeschichte wirkt ebenfalls wie zufällig in die Story eingebunden.
Pferdewirtin Wiebke kann mit den Tieren umgehen... mit Raya auch?
Bei allem Gemecker gibt es auch positives: So ist die schauspielerische Leistung von Nina Hoss und vor allem Adelia-Constance Giovanni Ocleppo als Nicolina herausragend. Insbesondere letztere sorgt mit einem Satz für den gruseligsten und furchteinflößendsten Moment in dem ganzen Film: „Hast Du auch Angst vor ihr?“ fragt sie eines Nachts ihre Mutter.
Auch die Kameraführung ist hervorzuheben, wenn der Hof in diesigem blau-grau gezeigt wird und vereinzelt Pferde durch das Bild laufen, fängt das eine düstere Atmosphäre ein, der man sich schwer entziehen kann.
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Fakten |
Originaltitel: Pelikanblut
deutscher Kinostart am: 24.09.2020 auf DVD/Blu-ray ab: 09.04.2021
Genre: Drama / Horror
Regie:
Katrin Gebbe Länge: ca. 125 Minuten FSK der Kinofassung: ab 16 freigegeben Kinoverleih: Leonine
Dieser Film wurde bewertet von: AL(36%)
Texte: AL
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Trailer
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
18.05.2024 |
23:00 |
3Sat |
25.09.2023 |
22:30 |
One |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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