Anatomie eines Falls

 
Nachdem ihr Mann durch einen Sturz ums Leben gekommen ist, wird Sandra (Sandra Hüller) vor Gericht gestellt. Auch ihr halb-blinder Sohn Daniel (Milo Machado-Graner) muss aussagen, damit die Geschworenen zwischen Mord und Selbstmord entscheiden können. Großartige Darstellung der Hauptdarstellering – aber in nahezu jedem Moment deutlich zu lang.

Als nervend laute Musik durch das einsam in den französischen Alpen gelegene Haus wummert, bricht Sandra (Sandra Hüller) ein Interview mit einer Studentin ab und ihr halb-blinder Sohn Daniel (Milo Machado-Graner) entscheidet sich, eine Runde mit dem Hund zu gehen. Als er zurückkommt, entdeckt er die im Schnee liegende Leiche seines Vaters, der offenbar aus einem Fenster im Dachboden gestürzt ist.

Monate später erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Sandra, weil sie überzeugt ist, dass es sich nicht um einen Selbstmord handelt. In akribischer Kleinarbeit wird nun der mögliche Tathergang und das Leben der beiden vor Gericht rekonstruiert. Dabei werden auch Tonaufnahmen eines Streits genutzt, die heimlich angefertigt wurden und Sandra in keinem guten Licht erscheinen lassen. Auch Daniel soll eine Aussage treffen und gerät in ein moralisches Dilemma, weil er Probleme damit hat, zunächst für sich selbst zu entscheiden, was eigentlich passiert ist.

Im Mittelpunkt von „Anatomie eines Falls“ steht die Figur der Mutter, die großartig von Sandra Hüller in Szene gesetzt worden ist. Ihr ist es in herausragender Form gelungen, den Zuschauer an den Emotionen ihrer Figur teilhaben zu lassen – was vor allem für die Beziehung zu ihrem Sohn gilt. Regisseurin Justine Triet hat ihr dafür besonders viel Spielraum eingeräumt, wodurch der Film leider aber auch in fast allen Szenen einen Tick zu lang ausgefallen ist. Dies gilt besonders für die Musik am Anfang und die Streitszene in der Rückblende.

Die Regisseurin spielt allerdings auch lange mit der Erwartungshaltung des an amerikanische Kinoproduktionen gewöhnten Publikums mit all ihren Twists und Who-donit-Regeln, womit sie uns allen mehr als einmal einen Spiegel vors Gesicht hält. Am Ende sollte man sich selbst durchaus einmal kritisch fragen, was man wann und warum gedacht hat. Technisch hat Justine Triet zudem viel mit der Kamera gearbeitet, die manchmal zum Beispiel Blicke spiegelt.

Alles in allem ist „Anatomie eines Falles“ ein sehenswertes Exemplar des europäischen Kinos und bietet in Person von Sandra Hüller eine der wohl besten schauspielerischen Leistungen seit langem.

für alle Bilder gilt:
Sandra Hüller, Foto: Peter Hartwig, © Plaion Pictures
© LesFilmsPelleas LesFilmsDePierre

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Fakten
Originaltitel: Anatomie d'une chute   deutscher Kinostart am: 02.11.2023   auf DVD/Blu-ray ab: 29.02.2024   Genre: Drama / Krimi   Regie: Justine Triet   Länge: ca. 150 Minuten   FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt   Kinoverleih: Plaion Pictures   Dieser Film wurde bewertet von: RS(60%)   Texte: RS   Diesen Film bewerten!