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Die deutsche Version von „Pulp Fiction“ oder nur ein schlecht-strukturierter Film?
Inhalt:
Melody (Nicolette Krebitz) soll als verdeckte Ermittlerin den Safe-Spezialisten Ben (Marc Hosemann) wieder dahin zurückbringen, wo er herkommt – in den Knast. Ihr Vorgesetzter, Komissar Kahnitz hat noch eine offene Rechnung mit Ben zu begleichen. Doch wie schon die letzte verdeckte Ermittlerin Ida (Katja Riemann), die inzwischen lieber mit illegalen Waffen handelt, verliebt sich Melody in Ben. Trotzdem versucht sie, ihren Auftrag zu erledigen, und inszeniert mit Hilfe von Percy (Axel Milberg) und Aurelia (Sunnyi Melles) einen Versicherungsbetrug. Ben soll in deren Villa einbrechen und den Safe ausräumen. Allerdings ist nicht nur die Villa nur gemietet.
Kritik:
Der Film beginnt mit einer Kamerafahrt über eine Menge lebloser Körper im Wohnzimmer einer Luxusvilla. Dadurch erhält der Zuschauer einen Ausblick auf das, war ihn in den nächsten 90 Minuten erwarten könnte.
Ohne einen weiteren Bezug kommt auch schon die nächste Szene. Melody als verdeckte Ermittlerin bei einem Drogendeal. Sie macht ihre Sache routiniert und man denkt am Anfang keineswegs, daß sie eine Polizistin sein könnte. Schließlich ist sie im Stil der 70er Jahre gekleidet und auf eine unschuldige Weise sexy. So stellt man sich kaum einen Gesetzeshüter vor.
Der Film geht genau so weiter, wie er angefangen hat. Unvermittelte Szenenwechsel, in denen der Zuschauer immer wieder in eine andere Welt gesetzt wird und sich ständig fragen muß, wie das bereits Gesehene mit der aktuellen Handlung zusammenhängt. Am Ende wird natürlich alles aufgeklärt und die Handlungsfäden laufen zusammen.
Nicolette Krebitz spielt eine leicht unterkühlte aber ständig plappernde Ermittlerin. Ohne jeden Gedanken an die Folgen macht sie sich an ihre "Opfer" ran und verdreht ihnen reihenweise den Kopf, so daß Dennis, der Kontaktmann zwischen ihr und Ben, sogar in die Psychatrie kommt. Dort erzählt er immer wieder von Melodys Plan, Ben wieder ins Gefängnis zu bringen.
Melody läßt keine Chance ungenutzt, Ben zu erzählen, sie sei eine Polizistin. Bei soviel Offenheit, kann man schon gar nicht mehr glauben, was sie erzählt, sie macht ihre Sache perfekt. Marc Hosemann glänzt in seiner Rolle. Ben kann nicht verstehen, wie Melody in sein Leben kam, sie ist ihm am Anfang egal. Doch da er sie nicht loswerden kann, versucht er mit ihr zurechtzukommen.
Die Verwirrung wird vollkommen, als Katja Riemann mit schwarzer Kurzhaarfrisur auf der Bildfläche erscheint. Als Zuschauer fragt man sich die ganze Zeit, ob sie im Film eine tragende Rolle spielt oder nur Beiwerk zum Wohle der Darstellerliste ist. Doch ihre wahre Funktion hängt mit ihrer Vergangenheit zusammen. Und das Vergangene kommt bei einem solchen Film natürlich erst am Ende.
In seiner unlinearen Erzählstruktur knüpft dieser Film an die Kultfilme der 90er Jahre, allen voran "Pulp Fiction". In Rückblenden werden die Beweggründe der Figuren klar, der Zuschauer bekommt nach und nach ein klareres Bild. Wer sich von Anfang an die Mühe macht, ein wenig mitzudenken und sich nicht nur unterhalten läßt, wird an diesem deutschen Meisterwerk seine wahre Freude haben.
"Sich in die wirkliche Welt zurückholen müssen, wenn man aus dem Film kommt. Die Aufgabe hatte ich mir gestellt." Das hat Regisseur Rainer Kaufmann meisterhaft erreicht.
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Fakten |
Originaltitel: Long Hello & Short Goodbye
deutscher Kinostart am: 15.07.1999
Genre: Film-noir
Regie:
Rainer Kaufmann
Dieser Film wurde bewertet von: hope(86%)
Texte: hope
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
05.03.2014 ²) |
01:05 |
ARD |
17.08.2011 |
22:45 |
RBB |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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