Life |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | *** | *** | **** | ** | ** | **** | 77% |
Inhalt:
Einst war Charlie Crews (Damian Lewis) ein Streifenpolizist mit einer vielversprechenden Karriere. Doch auf einmal wird er zum Verdächtigen eines Mehrfachmordes. Die Opfer waren Freunde von Crews, und nur die damals sehr kleine Tochter überlebte das schreckliche Verbrechen. Die Beweise sprechen gegen Crews, und so gut wie alle Weggefährten wenden sich vom jungen Polizisten ab. Auch sein Partner Robert Stark (Brent Sexton) ist von Crews Schuld überzeugt, selbst Crews Ehefrau (Jennifer Siebel Newsom) hält ihre große Liebe für schuldig und reicht die Scheidung ein.
Obwohl Crews nun ausgesorgt hat und eigentlich alles hinter sich lassen könnte, beginnt der eigenwillige Buddhist wieder beim LAPD zu arbeiten. Diesmal direkt eingesetzt in der Mordabteilung arbeitet er fortan mit der jungen Ermittlerin Dani Reese (Sarah Shahi) zusammen. Diese hat endlich ihre Alkoholsucht überwunden und steht ebenso wie Crews unter Beobachtung von Lt. Karen Davis (Robin Weigert), die selbst einst Streifenpolizistin war, als Crews verhaftet wurde. Sie ist auch eine von Crews' Verdächtigen, denn der nach Außen so überlegt handelnde Mann will seine Freiheit auch dazu nutzen, die Drahtzieher des damaligen Verbrechens und der falschen Anschuldigungen zu finden.
Kritik:
Ein Mann wird nach ewigen Jahren aus dem Knast entlassen und für das Versagen der Justiz fürstlich entlohnt. Was bietet dieses Grundgerüst nicht für eine Menge an Möglichkeiten! Doch von Beginn an wird deutlich, dass sich diese Möglichkeiten für die Hauptfigur auf die Aufarbeitung der Vergangenheit konzentrieren werden. Was brachte ihn unschuldig in den Knast und vor allem wer und warum ausgerechnet er? Wer ist dafür verantwortlich, dass der Mann sein glückliches und solides Leben komplett verlor und wo ist der eigentliche Mörder, der ja noch immer frei herumläuft?
Zudem wird der durchaus große Rahmen der Story von Beginn an clever inszeniert: Da wird neben dem freien Leben, in welches die Hauptfigur direkt zu Beginn der ersten Folge zurückkehrt, scheinbar eine Art Dokumentation über seine Geschichte gedreht, in welcher immer wieder die Menschen aus seiner Vergangenheit interviewt werden. Dadurch entsteht für den Zuschauer mehr und mehr ein Bild über all jene Ereignisse, die damals zur unberechtigten Inhaftierung der Hauptfigur führten, und man erfährt obendrein, wie es den Menschen aus dieser Vergangenheit heute geht – vor allem jetzt, wo sie wissen, dass sie sich alle geirrt haben, ob sie es einsehen wollen oder nicht.
All das und noch mehr spricht für eine erfolgreiche und potentiell langfristig laufende US-Serie, die verschiedene Genres vereinen könnte. Doch leider bekam Staffel 1 durch den damaligen Autorenstreik, welcher zwischen 2007 und 2008 Hollywood und die TV-Industrie der USA beinahe zum Erliegen brachte, nur 11 Folgen und Staffel 2, die dann ganze 21 Folgen erhielt, war dann voller Änderungen. Ein neuer Vorgesetzter, die Doku-Atmosphäre, die den Zuschauer inhaltlich immer wieder in die Vergangenheit der Figuren führte und Dinge zu erklären versuchte, war so gut wie nicht mehr vorhanden und die ganzen einfallsreichen und für die Story durchaus gewinnbringenden Nebencharaktere wurden still und heimlich Schritt für Schritt entfernt. Die Suche der Hauptfigur nach der Wahrheit wurde derweil mehr und mehr zweitrangig und die typischen TV-Kriminalfälle bekamen dafür zunehmendes Spotlight. Damit versprüht diese anfänglich so vielversprechende Serie immer häufiger den Charme der unzähligen US-Krimi-Dramedy-Serien, von denen es schon genug gab und heute noch gibt. Und so unterhaltsam der ein oder andere Fall auch sein mag - das, was „Life“ so hervorstechen ließ, wurde gleichzeitig entweder abgeschafft oder in den Hintergrund gestellt.
Sicherlich war es auch nicht hilfreich, dass man den eigentlichen Mörder schon am Ende von Staffel 1 fand. Damit war ein großes Puzzleteil der Wahrheit schon abgeschlossen und auch die amerikanischen Einschaltquoten litten ab Staffel 2 zunehmend darunter (und unter all den eben genannten Faktoren). Von im Schnitt rund 8 Millionen Zuschauern pro Folge blieb am Ende der Serie in etwa die Hälfte, was bedauerlich ist. Dass die Serie ursprünglich wirklich vielversprechend war, sieht man übrigens auch an den deutschen Einschaltquoten. Der Sender VOX schaffte damals bei uns im Schnitt 3 Millionen Zuschauer pro Folge, was für diesen Kanal damals (und wohl auch noch heute) durchaus ein Highlight war. Doch durch die Kastrierung der eigentlich so guten Grundidee und des so umfangreich wirkenden Story-Grundgerüsts blieb nicht mehr viel – weder für die Zuschauer noch für den durchaus motivierten Cast. Schade, wirklich. Hier wurde viel verpasst und zu viel Einfluss von außen (wahrscheinlich von NBC) genommen und das zum Schaden von „Life“.
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