Scorpion |
|
Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | ** | **** | *** | ** | *** | **** | 77% |
Inhalt:
In einer kleinen Halle in einem Industriegebiet irgendwo in L.A. hat sich Walter O’Brien (Elyes Gabel) sein kleines Reich geschaffen. Und Walter ist nicht irgendwer, schließlich hat das Genie und IQ-Wunder schon als Kind die NASA gehackt. Naja, nun jedenfalls hat er mit dem Psychologen Toby Curtis (Eddie Kaye Thomas), dem Mathegenie Sylvester (Ari Stidham) und dem Technikwunderkind Happy Quinn (Jadyn Wong) eine Gruppe Hochbegabter um sich geschart, deren Potential er fördern will. Als im ersten Fall noch die Kellnerin Paige (Katherine McPhee) hinzustößt, deren Sohn Ralph (Riley B. Smith) ebenfalls hochbegabt ist, erhält das Team „Scorpion“ von Agent Cabe Gallo (Robert Patrick) einen Auftrag von Homeland Security und ist fortan finanziell abgesichert.
Parallel zu den Fällen muss sich Walter in der ersten Staffel allerdings auch noch um seine an MS erkrankte Schwester Megan (Camille Guaty) kümmern. Außerdem wird die aufkeimende Romanze zwischen Paige und Walter immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Während Walter noch damit kämpft, wie er sich ausdrücken soll und wie er alte Fehler vermeidet, erscheint unvermittelt Drew (Brendan Hines) auf der Bildfläche und will seine seit Jahren verwaiste Vaterrolle für Ralph einnehmen. Und auch Agent Gallo hat so manche überraschende Leiche im Keller, die es nach und nach aufzuarbeiten gilt.
So wie die zweite Staffel endete, knüpft die dritte nahtlos an: Walter muss eine neue Emotion an sich kennenlernen: Er ist eifersüchtig auf Tim, der mit Paige das romantische Wochenende erleben darf, das eigentlich Walter für sich vorbereitet hatte. Zumindest wäre es romantisch, hätte nicht Walter für die eine oder andere Einschränkung gesorgt. Bestätigt von Paiges Mutter Veronica (Lea Thompson), die so gerne die Schwiegermutter von Team Scorpion wäre, wechselt Walter in Bezug auf Tim immer wieder seine Strategie. Doch als dieser endlich verschwindet, stürzt die nun anstehende Fernbeziehung Paige in eine emotionale Krise, unter der schnell das ganze Team leidet. Zum Glück ist für Ablenkung reichlich gesorgt, schließlich gilt es, eine Hochzeit vorzubereiten und Sylvester kandidiert für den Stadtrat, tatkräftig unterstützt von Cabe. Abschließend sei noch erwähnt, das auch Ray ein Wiedersehen feiert, auch wenn dies nicht alle im Team Scorpion mit Wohlwollen sehen… Kritik:
..by RS: Oft kopiert und doch nie erreicht: Selten hat eine Serien-Crew in einem Actiongenre so gut funktioniert, wie beim Achtziger-Jahre-Kult "A-Team". Doch "Scorpion" bringt in der Tat alle notwendigen Zutaten mit. Vom egoistischen aber nie absichtlich fehltretenden Teamleiter Walter, über den Psychologen mit leichtem Knall, den vom Punkt an unsympathischen Agent Gallo, der erst nach und nach seine wahren Absichten und Werte durchblicken lässt, bis zum hypochondrischen Mathe-As ist alles dabei. Und für Technikbasteleien braucht’s natürlich auch noch ein Technik-Genie. Und Happy ist von ihrem Charakter her mindestens genauso eigensinnig wie B.A. es einst war. Hinzu kommt mit Paige und Ralph noch eine menschlich-familiäre Nuance, die große Teile der Rahmenhandlung und der unterschwelligen Erotik trägt. Durch diese sehr gelungene Zusammenstellung der Charaktere funktionieren die meisten Folgen schon fast im Alleingang. Dass der eigentliche Anlass und die Logik der Lösungen oftmals hanebüchen zusammengeschustert sind, mag man als geneigter Zuschauer gerne vernachlässigen, wenn man erst mal in den Kosmos dieser Serie eingetaucht ist. Das Zusammenspiel und die One-Liner, die sich die Charaktere schon mal zuwerfen sind einfach zu erfrischend, um sich bei solchen Detailfragen aufzuhalten. In Sachen Ausstattung kann die Serie bisweilen aus dem Vollen schöpfen. Obwohl auch hier bei der Action oft auf Notwendigstes geschnitten wurde, ist das gezeigte ordentlich umgesetzt. Mit Las Vegas, Weihnachten und dem Valentinstag, die allesamt jeweils in Serienfolgen eingebunden wurden, ließen die Serienmacher keine Option aus, um die menschliche Seite ihrer Figuren auszuzeichnen.
Die meisten Folgen der ersten Staffel folgen einem einheitlichem Aufbau, bei dem vor allem dem Vor- und Nachspiel im Kreise des Teams für die Folgenlänge von durchschnittlich ca. 40 Minuten überraschend viel Raum gegeben wurde. Einzig die Folge „Das Experiment“ (OT: True Colors), fällt aus dem Rahmen, da sie mit einem Cliffhanger beginnt und anschließend in Gesprächen der Seriencharaktere mit der Psychologin Dr. Cassandra Davis in Rückblenden erzählt wird. Obwohl die Chance, die Perspektiven der Teammitglieder mit filmischen Mitteln zu unterscheiden, ausgelassen wurde, punktet die Folge dennoch in mehrfacher Hinsicht: Zum einen geht hier mal eine Geschichte nicht automatisch gut aus, wie es sonst in dieser Serie etwas zu oft vorkommt. Zum anderen stellt die Einbeziehung der aus „Navy CIS: L.A.“ bekannten Linda Hunt in ihrer Rolle als Hetty Lange einen Serien-Crossover dar, der einige Fans begeistern dürfte.
Auch in der dritten Staffel steht in einem weiten Handlungsbogen Sylvester im Mittelpunkt. Die Zeichnung seines Charakters wird konsequent durchgehalten, wenngleich sein Wahlkampf als angehender Stadtrat die eine oder andere Albernheit parat hält. Vor allem Happy-Darstellerin Jadyn Wong und Robert Patrick als Cabe Gallo ist es zu verdanken, dass sich die Serie an diesen Stellen nicht allzu ernst nimmt. Highlight der Staffel ist – neben den andauernden Spannungen zwischen Walter und Paige – deren Mutter Veronica, die vorübergehend in den alten Wohnwagen in der Werkstatt einzieht. Lea Thompson schlüpft mit Bravour in die Al-Mundy-Rolle der sympathischen Diebin und legt auch im Zusammenspiel mit Ralph-Darsteller Riley B. Smith einen ganz starken Auftritt als Großmutter hin. Dazu kommen wie so oft Happy und Toby als angehendes Ehepaar, und auch ein gewisser Psychiater mit Internet-Diplom darf nochmal sein Können unter Beweis stellen. Neben der gut funktionierenden Rahmenhandlung bleiben die einzelnen Folgen der dritten Staffel auf recht durchschnittlichem Niveau. Dass man ein ums andere Mal Studiokulissen anderer Serien oder aus vorherigen Staffeln wiedererkennt, mindert aber genauso wenig den Spaß wie so manche Ungereimtheit in den wie immer unter typischem Zeitdruck ablaufenden Lösungsszenarien. Dafür setzt die Serie in den letzten Folgen der dritten Staffel zu einem enormen Endspurt an. Endlich kann man einmal erleben, wie Team Scorpion arbeitet, wenn der typische Zeitdruck fehlt, die ständigen guten Ideen einmal ausbleiben und sich stattdessen Zweifel im Team auftun. Sogar Sylvester erlebt in den vermeintlich letzten Tagen seines Lebens eine ungewöhnliche, auch optische, Metamorphose…
Ein paar Worte noch zur schauspielerischen Performance: In dieser Kategorie punktet ohne Zweifel Elyes Gabel mit seinen Gesichtsausdrücken, Blicken und Dialogen. Ansonsten ist alles außer Tobys Hut und Agent Gallos Sonnenbrille eher (oberes) Mittelmaß. Allein die Rolle der Paige Dineen wäre noch hervorzuheben, da Katherine McPhees teilweise ausdrucksschwachen Betonungen in den Dialogen durch die deutsche Synchronisation dank der emotionaleren Interpretation von Giuliana Jakobeit deutlich aufgewertet werden.
..by Conway: Das A-Team der Neuzeit? Selten so einen Schmarn gelesen! Zwar ist mir auf Nachfrage hin klar geworden, worauf diese Aussage von RS basiert, jedoch ist sie für mich bei den "Scorpion"-Charakteren viel zu schwammig und am Ende auch zu unpassend. Die Serie "Leverage" könnte man noch als eine Art A-Team der Neuzeit bezeichnen, denn da ist es nicht nur auf die Charaktere, sondern auch auf das Prinzip der dortigen Fälle (den einfachen Leuten helfen) bezogen. Aber zurück zu "Scorpion": Da haben wir ein paar geniale Köpfe und dennoch versuchen die Macher ständig, die Fähigkeiten der Figuren in behördliche Fälle zu integrieren. Typisch, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich beim amerikanischen Heimatsender der Serie um CBS handelt. Wer sich im Netz einmal die dortigen Serien (abgesehen von den Sitcoms) anschaut, wird erkennen, dass es ständig um US-patriotische Narrative geht. Und dann kommt da endlich auch mal eine Serie um die Ecke, die mehr inhaltliches Potential bringen könnte und was macht man draus? Man lässt die Hauptfiguren vermeintlich sinnvolle (da dem Land dienliche) Aufgaben ausführen und nebenbei versucht man noch, sie in die heutige Gesellschaft besser zu integrieren - vor allen den Anführer der bunten Truppe, der zwar den höchsten IQ aber auch den wohl niedrigsten EQ hat und so definitiv ja fehlerhaft sein muss, da er immer nur mit Logik argumentiert statt mit Gefühl. Dass er so natürlich schnell und häufig aneckt, ist zwar korrekt inszeniert, doch dass er sich unbedingt anpassen muss - und sei es nur der Liebe wegen - ist so nervig und lenkt von den eigentlichen Möglichkeiten und dem Potential dieser doch recht besonderen Charaktere wieder unnötig ab.
Die Zielgruppenerfassung des TV-Senders scheint sich aber sicher gewesen zu sein, dass es das ist, was die Zuschauer sehen wollen. Also vermeintlich gute Taten für die US-Regierung (auch wieder mit der klaren Ansage, dass China, Russland und der Iran schlimme Länder seien) und die Anpassung an das sogenannte Normale. Wer jedoch mal einen genaueren Blick auf die westliche Wertegemeinschaft in der heutigen Zeit legt, wird sich über kurz oder lang definitiv die Frage stellen: Ist diese Gemeinschaft es wirklich wert, sich ihr mehr und mehr anzupassen? Verdient sie die emotionale Intelligenz (EQ) eines Einzelnen wirklich so sehr, dass man sogar schon Serienfiguren dazu animieren muss? Sollte die heutige Gesellschaft wirklich als unbedingter Maßstab gelten? Ich weiß ja nicht... aber scheinbar wissen es die Macher, denn ganz nach der Logik dieser Serie sind die Genies ja total aufgeschmissen und pleite und können so auch nur durch die Zusammenarbeit mit Homeland Security und dank der menschlichen Art einer alleinerziehenden Mutter in dieser Welt überleben... furchtbar!
Hintergrund:
In der Box der ersten Staffel sind zu zahlreichen Folgen geschnittene Szenen enthalten. Diese sind teilweise noch unfertige Rohfassungen, denen CGI-Effekte fehlen und die in der deutschen Fassung untertitelt wurden. Zum besseren Verständnis werden die Szenen immer von den sie umgebenden Vor- und Nachszenen eingerahmt. Es ist durchaus sinnvoll, diese Szenen anzuschauen, da der ein oder andere Hinweis in Bezug auf die Rahmenhandlung darin vorkommt, durch den nachfolgendes Verhalten der Team-Mitglieder mehr Sinn ergibt.
Jetzt
scorpion (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
Synchronsprecher
TV-Termine
Streaming-Angebote |
[Film bewerten] - [Synchronsprecher]
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.