Mr. Robot |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ** | **** | *** | **** | ** | ***** | ***** | 86% |
Inhalt:
Elliot Alderson (Rami Malek) ist ziemlich durch. Seit gut einem Jahr besucht er eine Psychologin (Gloria Reuben) und hält sich mit Morphin über Wasser. Seine schweren Angstzustände machen ihm dennoch weiter zu schaffen und nicht nur seine dissoziativen Störungen isolieren ihn von der Außenwelt. Trotzdem hat Elliot einen festen Job, den er durch seine Kindheitsfreundin Angela (Portia Doubleday) erhielt. Bei der "Allsafe Cybersecurity" ist Elliot einer von vielen Programmierern, die vor allem für den Schutz von "E Corp" arbeiten. Wenn man nun bedenkt, dass sowohl Angela als auch Elliot durch besagte Großfirma jeweils einen Elternteil verloren haben, ist ihre Tätigkeit schon mehr als nur ironisch, und es ist daher erst recht kein Wunder, dass vor allem Elliot das riesige Unternehmen vornehmlich als "Evil Corp" bezeichnet.
Das endgültige Aufklären der damaligen Krebstode durch "E Corp" ist jedenfalls noch immer ein großes Anliegen Elliots, denn das Ableben seines Vaters durch Leukämie konnte der junge Mann nie wirklich verkraften. Wie es der Zufall (oder etwas in der Art) so will, begegnet Elliot bald einem Mann (Christian Slater), der sich selbst "Mr. Robot" nennt und Elliot die Chance bietet, für ihn als Hacker tätig zu sein. Gemeinsam mit anderen jungen Leuten, wie z.B. der eigenwilligen Darlene (Carly Chaikin) oder dem chilligen Mobley (Azhar Khan), plant Mr. Robot einen großen Hackangriff auf "E Corp", welcher die westliche Welt für immer verändern soll. Hilfe bekommt die kleine Gruppe, die sich selbst "fsociety" nennt und durch selbstgedrehte Videos auf ihre Taten aufmerksam macht, von der chinesischen Hackergruppe "Dark Army", welche ebenfalls große Ziele verfolgt.
Während der Planung für den großen Coup geraten Elliot und Mr. Robot jedoch ständig in Konflikt und auch bei "E Corp" geschieht Problematisches. So wird Terry Colby (Bruce Altman), aktuell Technischer Direktor von "E Corp", durch die Hacks der "fsociety" öffentlich bloßgestellt und auch der eigentlich aufrichtige Gideon Goddard (Michael Gill), aktuell Chef von "Allsafe Cybersecurity" steht kurz davor, alles (wirklich alles) zu verlieren. Als dann auch noch Elliots Freundin, seine bisherige Drogendealerin und Nachbarin Shayla (Frankie Shaw) von einem Kriminellen ermordet wird, steht Elliot auf einmal vor einem Abgrund, der ihn zu verschlingen droht. Doch irgendwie geht es für "fsociety" und deren großen Plan weiter. Vor allem der aufstrebende E-Corp-Manager Tyrell Wellick (Martin Wallström) hat bald ein unbändiges Interesse an besagtem Plan, "E Corp" in die Knie zu zwingen und sich so nicht nur an seinem Chef (Michael Cristofer) zu rächen. Selbst Wellicks Frau Joanna (Stephanie Corneliussen) akzeptiert den Weg ihres exzentrischen Mannes und ganz besonders die undurchsichtige Whiterose (BD Wong), Kopf der Hackergruppe "Dark Army", hat große Ziele mit einem Crash des globalen Finanzsystems... Doch wird Elliot jemals die Tragweite der durch den Hack entstehenden Situation händeln können? Und wird er jemals erkennen, wer Mr. Robot eigentlich ist und auf was er sich da eingelassen hat?
Kritik:
Ohne jetzt zuviel zu verraten: "Mr. Robot" ist wesentlich komplexer, als die ohnehin schon umfangreiche Inhaltsgabe vermuten lässt. Es geht nämlich nicht nur um Hacken und den anarchistischen Kampf gegen die herrschende Elite. Es geht auch um die dissoziative Identitätsstörung der Hauptfigur und die Frage, wer (oder was) dieser "Mr. Robot" eigentlich ist. Und da wir hier bei cineclub.de ungern spoilern, kann zum Inhalt der Serie nun auch erstmal nicht viel mehr geschrieben werden. Aber zusammenfassen können wir wie folgt: Auf der einen Seite haben wir einige tiefgründige Charaktere (vor allem natürlich die Hauptfigur selbst), die es zu entschlüsseln gilt. Auf der anderen Seite haben wir ein riesiges Konglomerat, welches alle Belange des heutigen Lebens kontrolliert - Finanzen, Wirtschaft, Ernährung, Erziehung, Unterhaltung usw. Daraus kombinieren die Macher der Serie im Grunde eine Firma, die all die mafiösen Stränge unserer heutigen Zeit gezielt in ein Unternehmen packt. Einerseits dient das dem besseren Verständnis des geneigten Zusehers, andererseits ist das auch nicht sonderlich weit hergeholt... Und in der Mitte dieser beiden Seiten stehen halt die Hackerangriffe und die Ereignisse, die daraus resultieren (für manche Leute gewollt, für andere eine völlig neue Erfahrung) und welche die beiden eben genannten Seiten handlungsmäßig zusammenführen und zusammenhalten.
Während der Inhaltstext vor allem die Vorgänge in Staffel 1 beschreibt, bietet Staffel 2 einen Blick hinter die Kulissen der bereits erwähnten Charaktere. Während in den 10 Folgen der ersten Staffel die große Firma und der geplante Hack (samt dessen Umsetzung) dargestellt wird, werden in der zweiten Staffel all jene Fragen aufgegriffen, die durch Staffel 1 entstanden sind - und diese Fragen beziehen sich vor allem auf die Charaktere, besonders natürlich den des Elliot Alderson. Übrigens großartig verkörpert vom bisher unbekannten Rami Malek, der im Jahr 2016 dafür auch einen Emmy-Award (der größte US-Fernsehpreis) in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller in einer Dramaserie" erhielt. Die Abwechslung von psychischer Belastung, hin zu großer Freude, hin zu Trauer bis zur Angst, von Drogenkonsum, Drogenentzug über Erkenntnis, Verzweiflung, Kontrolle bis Cleverness - die Rolle des Elliot hat Sam Malek schon jetzt alles abverlangt und wird es sicher auch weiterhin tun. Doch auch Carly Chaikin sei hier gelobt. Zuvor als oberflächliche und neureiche Püppi in der Comedyserie "Suburgatory" gesehen, überzeugt sie hier ebenso als leicht durchgeknallte und doch mehr als menschliche Möchtegern-Anarchistin, die eine ganz besondere Bindung zu Elliot hat... Und auch die übrigen Darsteller machen ihre Sache hervorragend. Ob der Schwede Martin Wallström als machthungriger Jungmanager, die Dänin Stephanie Corneliussen als seine ebenso machthungrige Frau oder BD Wong, der hier eine Doppelrolle einnimmt.
Die Art, wie die Macher um Sam Esmail (der Erfinder der Serie) den komplexen Inhalt hier darstellen, ist aber auch sehr hilfreich. Nahaufnahmen von Gesichtern, deren Mimiken aktuelle Handlungsstränge wiederspiegeln, Farbspiele der Umgebung, musikalische Untermalung, Schnitttechnik und und Drehorte - alles dem Konzept dienlich. Und das Konzept von Sam Esmail, der einst sagte, dass er "Mr. Robot" eigentlich erst als Film konzipierte, lautet: Handlung und Emotionen stehen im Mittelpunkt und das Hacken selbst ist eher Mittel zum Zweck. Wie die heutige Gesellschaft mit der Technisierung der heutigen Zeit umgeht, wird in "Mr. Robot" auch mehr als deutlich. Ein schönes Beispiel ist eine privat recht einsame FBI-Agentin (Grace Gummer) aus Staffel 2, die mit einem Minicomputer namens "Alexa" kommuniziert und sich von dem Gerät tiefgründige Gespräche erhofft, während sie im Berufsleben die "fsociety" jagt und ihr dabei auch immer näher kommt. Auch Elliots soziale Phobie, welche in Staffel 1 direkt aufgegriffen wird, gibt den Zeitgeist der heutigen Gesellschaft gut wieder. Und die ständige Nutzung der New Yorker U-Bahn bringt auch immer wieder interessante Einblicke in die menschliche Gegenwart zum Vorschein. Zuletzt sei auch noch eine Mitarbeiterin von "E Corp" erwähnt, die in einem supermodernen Haus lebt, welches von Elektronik lebt. Ob Hintergrundmusik, Zimmertemperatur, Fernseher oder ein Pulsmesser am Handgelenk - alles arbeitet automatisch und soll den sogenannten Fortschritt verdeutlichen. Dass Elektronik und Menschlichkeit jedoch selten harmonieren, dürfte klar sein...
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