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leer Follow the money – Staffel 1



 
Aufmachung Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** **** **** ** **** ** *** **** 68%
 

 
Die 10teilige dänische Serie versucht sich an dem Thema Wirtschaftskriminalität. Die Macher der meisterhaften Serie Borgen schaffen es aber nicht, deren Niveau zu halten. Mit einigen Längen und dramaturgischen Schwächen kommt „Follow the money“ nicht über ein gutes Mittelmaß hinaus.

Follow the money – Staffel 1


Ein osteuropäischer Arbeiter wird tot in der Nähe eines Windparks aufgefunden. Der ermittelnde Kommissar Mads Justesen (Thomas Bo Larsen) glaubt nicht an einen Unfall.
Der Tote war als Subunternehmer für das kleine, aber mittlerweile äußerst erfolgreiche Energieunternehmen Energreen tätig. Justesen werden bei den Nachforschungen Steine in den Weg gelegt, sein Vorgesetzter will den Fall abgeschlossen sehen.

Justesen sieht Energreen und dessen CEO Alexander (Sander) Sødergren (Nikolaj Lie Kaas) kritisch und sucht nach einer Mitschuld am Tod des Arbeiters. Unterstützung findet er im Dezernat für Wirtschaftskriminalität, wohin er sich versetzen lässt. Mit seinem Kollegen Alf Rybjerg (Thomas Hwan) sucht er nach Beweisen für illegale Insidergeschäfte.

Wer an diesen Praktiken bei Energreen beteiligt ist, recherchiert auch die junge Juristin Claudia Moreno (Natalie Madueño). Je höher sie im Unternehmen aufsteigt, desto klarer wird Moreno das Ausmaß des Betruges. Getrieben zwischen ihrem Ehrgeiz und Sorgerechtsstreitigkeiten mit ihrem Ex-Mann um den gemeinsamen Sohn, muss sich Moreno entscheiden, auf welcher Seite sie steht.

Follow the money – Staffel 1


„Follow the money – Staffel 1“ hat die Zutaten, die viele Zuschauer an einer skandinavischen Serie lieben. Ein komplexes Handlungsgeflecht, eigenwillige Charaktere, deren Lebensalltag einen Teil der Handlung ausmacht, und ein kühles, klar strukturiertes Ambiente.
Aber auch wenn die Serie alle diese Bausteine besitzt, heißt das nicht, dass sie auch überragend sein muss. Hier befinden wir uns im guten Durchschnitt.
Nach zwei Folgen lässt sich die augenfälligste Schwäche der Serie nicht mehr wegdiskutieren: Die Langatmigkeit des Handlungs- und Spannungsaufbaus. Es passiert nicht viel. Den Figuren und ihrer Lebenssituation wird so viel Platz gelassen, dass eine gewisse Ermüdung entsteht. Aber gerade nur so sehr, dass meine Neugierde dennoch gewinnt und ich die Serie weiterschaue. Getreu nach dem Motto: „Da muss doch was passieren.“

Ein zweiter Punkt, der zur Langatmigkeit beträgt, sind vier Handlungsstränge, die in ihren Grundzügen dem Zuschauer erklärt werden müssen. So wird ein scheinbar komplexes Gebilde aufgebaut, das sich letztendlich doch als ziemlich einfach herausstellt. Es wird schnell klar, dass das Hauptmotiv Geld ist, ganz wie der Titel Follow the money vorausahnen lässt.
Anders als in der hervorragenden Serie Borgen, geht es hier um Wirtschaftskriminalität nicht um Politik. Konnte Borgen sich noch dadurch auszeichnen, dass die Politik an sich schon durch die Themen Machtspiele und Korruption punktet, fehlen gerade solche spannenden Komponenten hier völlig.

Wenn Geldgewinn als Triebfeder für die Hauptfiguren reichen soll, dann muss dies aus der persönlichen Biographie begründet sein. Geld kommt automatisch mit Machtgewinn. Das ist ein klassisches Motiv, das einer Figur und damit der Handlung Tiefe gibt. Dies fehlt hier vollkommen und dadurch wirkt die Serie seltsam flach und unmotiviert.
„Follow the money“ verlässt sich fast als Konsequenz daraus auf seine Hauptcharaktere, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Aber auch hier sind zu viele Schwächen.

Follow the money – Staffel 1

Die Handlung entwickelt ein Figurendreieck, dass aber leider nicht die Tragfähigkeit für 580 Minuten hat. Dieses Figurendreieck bilden der Kommissar Mads Justesen, der CEO von Energreen Alexander Sødergren und sein Protegé Claudia Moreno, die Chefjustiziarin der Firma.

Mads Justesen wird schon in einer der ersten Szenen als der eigensinnige und sich nicht Autoritäten unterordnende Mensch dargestellt. Als er am Tatort im Meer ein Objekt schwimmen sieht, von dem er einen Zusammenhang mit dem Toten vermutet, wartet er nicht bis Bergungsspezialisten am Tatort erscheinen. Waghalsig springt er selbst in die Fluten und birgt den entscheidenden Beweis für die Identität des Toten.
Mads ist der Typ wortkarger Einzelgänger, so wie wir ihn schon oft in skandinavischen Krimis gesehen haben. Der Drehbuchautor Jeppe Gjervig Gram schafft es hier nicht, eine Figur zu entwickeln, die sich von den mittlerweile zu oft gesehen Kommissaren unterscheidet.
Komplett im Gegensatz zu dem Polizisten Mads steht der Privatmensch. Der liebevolle Vater und Ehemann, der sich aufopfernd um die an MS erkrankte Frau kümmert. Dieser Gegensatz ist so stark, dass er nicht sehr realistisch wirkt. Die Kompromisslosigkeit, die ihn ansonsten auszeichnet, fehlt hier. Auch als seine Frau fremdgeht, wendet er sich nicht ab. Es sind kaum Emotionen, wie Enttäuschung oder Wut, für den Zuschauer zu spüren. Dieser Handlungsstrang scheint merkwürdig inhaltsleer.

Der Gegenspieler Alexander Sødergren bleibt farblos. Hier hat der Autor einen holzartig geschnitzten Prototypen des geldgeilen Kapitalisten kreiert.
Nach außen charmant, ist Sødergren ohne jede Emotion nur am finanziellen Erfolg von Energreen interessiert. Das könnte eine interessante Mischung sein und wir haben genug Beispiele in der Filmgeschichte, wo das hervorragend und mitreißend herübergebracht wird. Nur springt hier kein Funke über. Leider fehlt Kaas die schauspielerische Größe, einer flachen Figur ein wenig Leben einzuhauchen.

Zu jedem charismatischen Bösewicht gehört der naive Protegé, der sich anfangs von der Aura, die diesen Menschen umgibt, angezogen fühlt. Nach einiger Zeit entdeckt er, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Der anfangs begeisterte Schüler wendet sich gegen seinen Meister und besiegt ihn (oder auch nicht).
Eine solche Beziehung wird hier auch aufgebaut. Da ist die junge Juristin Claudia Moreno, die Karriere machen will. In ihrer ersten Szene ist sie diejenige, die dem Unternehmen Energreen Millionen im Jahr durch eine Vertragsänderung einbringt. In der entsprechenden Vorstandssitzung gibt ihr der Leiter der juristischen Abteilung nicht die Gelegenheit zu glänzen, sondern verkauft die Idee von Moreno als seine eigene.

Trotzdem wird Sødergren auf die junge Frau aufmerksam. Als kurze Zeit später Morenos Chef gekündigt wird, ernennt Sødergren sie zur neuen Chefin der juristischen Abteilung. Jetzt ist die Gelegenheit dieses Spiel zwischen charismatisch bösem Chef und seinem Opfer voranzutreiben. Ja, es gibt ein paar Ansätze, aber auch das bleibt flach und das Drehbuch bietet einfach nicht genug Tiefe, um hier ein komplexes Abhängigkeitsverhältnis zwischen den beiden Figuren zu entwickeln.
Trotzdem ist die Rolle der Claudia Moreno noch die interessanteste und dynamischste. Einerseits ist sie eine ehrgeizige junge Frau, andererseits eine liebevolle Mutter. Sie teilt sich mit ihrem Ex-Mann das Sorgerecht des gemeinsamen Sohnes. Als dieser wegen eines Jobs nach Paris zieht, versucht sie mit allen Mitteln, den Sohn in Dänemark zu halten.
Bei Moreno kann der Zuschauer eine Entwicklung nachvollziehen. Zu Beginn auf die Karriere ausgerichtet, stimmt sie Dingen zu, die nicht unbedingt legal und vor allem ethisch fragwürdig sind. Das ändert sich zum Schluss hin. Moreno folgt ihrem Gewissen.

Eine weitere typische Komponente darf hier auch nicht fehlen. Spielt sich die Haupthandlung in der „Hochfinanz“ ab, so kommt noch der Nebenstrang „Kleinkriminalität“ dazu. Es fällt schwer, hier die Motivation zu erkennen, warum diesem Handlungsstrang so viel Platz gegeben wird. Es wirkt fast gekünstelt und willkürlich, wie die beiden jungen Automechaniker, Nicky und Bimse, in die Handlung hineingepresst werden. Alles beginnt damit, dass sie das Auto von einem Energreen Mitarbeiter klauen, in dem sich eine große Menge Geld befindet. Ohne hier vorgreifen zu wollen, bleiben die beiden Randfiguren. Dann hätte man sie auch weglassen können.

Follow the money – Staffel 1

Das sind alles nicht die Zutaten für einen Spitzenkrimi. Aber durch die den vielen fantastischen Produktionen verwöhnt, jammere ich auf hohem Niveau. „Follow the money“ ist nicht schlecht, aber eben auch nicht hervorragend.

Was auf jedem Fall einem hohen Niveau entspricht, ist die Optik. Alles was mit Sødergren und der Firma Energreen zu tun hat, ist in kühlen Farben gedreht, vor allem weiß und Grautöne mit ein paar Tupfern Farbe, vor allem Blau. Die Kühle der Bilder wird durch die Architektur des Firmengebäudes und auch des Privathauses von Sødergren unterstrichen. Viel Glas und Ausblicke in eine weiße Schneelandschaft. Im Gegensatz dazu ist der private Bereich von Claudia Moreno warm. Braune Holztöne dominieren ihre Wohnung.

Die Bildsprache greift die unterschiedlichen Charaktere sehr gut auf und verhindert so, dass die Flächigkeit der Charakterzeichnungen zu sehr auffällt.

Alles in allem, ist „Follow the money“ eine mittelprächtige dänische Serie mit Längen. Die Reduktion auf sechs Folgen und die Verkürzung des Handlungsstranges um Nicky und Bimse hätte der Serie gutgetan. Trotzdem ist sie so unterhaltsam, dass ich mir auch die 2. Staffel anschauen werde.


Die am 27.04.2018 erschienene DVD/BD-Ausgabe von Edel:Motion enthält keine Extras.

Follow the money – Staffel 1

Jetzt follow the money (sofern schon verfügbar) auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD bei momox.de verkaufen.


 

 

Fakten
Originaltitel:
Bedrag
 
Produktionsjahr:
2016
 
auf DVD/Blu-ray ab:
27.04.2018
 
Genre:
Krimi / Drama / Wirtschaft
 
Laufzeit/Folge:
ca. 58 Minuten
 
Diese Serie wurde bewertet von:
PeTra(68%)
 
Texte:
PeTra
 
Vertrieb (für Heimkino):
Edel:Motion
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