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Die zehnteilige Science-Fiction-Serie „Altered Carbon“ ist eine bitterböse Vision einer Zukunft, die hoffentlich so nie eintreten wird. Wer düstere Science-Fiction gepaart mit ausgeprägten Gewaltszenen und einer intelligenten Story mag, kommt hier auf seine Kosten.
Klone Vorräte für die, die es sich leisten können.
Inhalt:
Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman), Elitekämpfer und Mitglied einer Untergrundorganisation, wird getötet. 250 Jahre später wird Kovacs in einem neuen Körper (Sleeve) aufgeweckt. Sein Bewusstsein und seine Erinnerungen wurden auf einem Stack gespeichert und in den neuen Körper übertragen. Mit dieser Methode kann jeder Mensch unendlich leben. Voraussetzung ist genug Geld, um sich neue Körper leisten zu können.
So gibt es Meth (Abkürzung für Methusalem), die seit 300 Jahren leben. Einer davon ist Laurens Bancroft (James Purefroy), einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt.
Er hat Kovacs auf die Erde holen lassen und ihm einen neuen Körper gegeben. Kovacs ist der letzte der Envoys, Elitesoldaten, die über besondere Techniken der Wahrnehmung verfügen. Bancroft braucht seine Fähigkeiten, um einen Mord aufzuklären. Der Mord an ihm selbst. Da zwei Tage im Bewusstsein von Laurens Bancroft fehlen, kann er sich nicht an seine eigene Ermordung erinnern.
Miriam und Laurens Bancroft.
Bevor Kovacs Bancroft trifft, wird er von der Bay-City(das frühere San Francisco)-Police aufgegriffen. Kristin Ortega (Martha Higareda) hat ein besonderes Interesse an Laurens Bancroft. Ortege und Kovacs schließen sich zusammen und ermitteln im Fall Bancroft.
Kritik:
Wenn ich nach der ersten Folge einer neuen Serie überlegen muss, ob ich die Serie weiterschauen will, dann frage ich mich, was schiefgelaufen ist.
Was waren meine Erwartungen an die „Altered Carbon“? Der Vorspann ist vielversprechend. Ein Elitesoldat, der in einem neuen Körper einen Mordfall an einem Industriemagnaten aufklären soll. Gut. Es sind viele Actionszenen zu sehen, aber in einem Trailer sind die „explosivsten“ Szenen zusammengeschnitten. Die Geschichte interessierte mich. Unsterblichkeitsprogramm, der Untertitel der Serie.
Die erste Folge besticht durch mehrere in die Länge gezogene Actionszenen, die blutige Waffen- und Nahkampfszenen zeigen. Für meinen Geschmack zu übertrieben und zu blutig. Die Geschichte selbst bleibt fragmentarisch. Es werden Andeutungen gemacht, über die Envoys, Elitesoldaten, die 250 Jahre zuvor in einen Aufstand verwickelt waren. Takeshi Kovacs ist der letzte Überlebende.
Kovacs Erinnerungen an seine Kindheit und an seine Schwester poppen immer wieder auf. Ebenso die Vernichtung der Envoys. Natürlich muss nicht alles in der ersten Folge erzählt werden, aber zu viele kleine Informationen machen den Einstieg schwierig und unterbrechen einen Erzählfluss, der so nicht zu Stande kommt.
Kovacs und Quellcrist Falconer.
Die Serie „Altered Carbon“ ist auf der Basis des Buchs „Das Unsterblichkeitsprogramm“ geschrieben. Der Erstling des Autors Richard Morgan erschien 2002 und die Filmrechte sind kurze Zeit später von der Produzentin Laeta Kalogridis gekauft worden. Es dauerte mehr als 10 Jahre vergeblicher Studiosuche, bis Kalogridis mit Netflix das Buch als Serie nach ihren Vorstellungen umsetzen konnte.
Die erste Folge beginnt direkt mit zwei parallelen Erzählungen, Kovacs der in seinem neuen Sleeve aufwacht und Kovacs, der in seinem alten Sleeve vor 250 Jahren getötet wird. Darüber die Stimme von Quellcrist Falconer (Renée Elise Goldsberry), die erklärt, wie ein Envoy sich verhalten soll, wenn er in einem neuen Sleeve aufwacht. Diese komplexe Erzählweise behält die Serie über alle 10 Folgen. Manchmal, wie zur Entspannung, bleibt die Handlung aber auch für längere Zeit auf einer Erzählebene.
Takeshi Kovacs wird uns in der ersten Folge als latent aggressiver Mensch vorgestellt. Man hat als Zuschauer ständig das Gefühl, dass Kovacs nur aus einer negativen Grundeinstellung zum Leben besteht. Zweifel, Selbsterkenntnis oder Reflexion scheinen nicht zu seinen Charakterzügen zu gehören. Desillusion fällt mir spontan als Begriff für seinen emotionalen Zustand ein.
250 Jahre sind vergangen, seit Kovacs das letzte Mal einen Körper besessen hat. In dieser Zeit sind die Meths zur Elite der Gesellschaft aufgestiegen. Laurens und Miriam Bancroft (Kristin Lehman) sind über 300 Jahre alt und gehören zur absoluten Elite. Laurens Bancroft wird als belesener Schöngeist dargestellt. Seine brutale, ja menschenverachtende Seite lernt der Zuschauer nach und nach kennen. Miriam Bancroft wirkt da eher wie die gelangweilte, sexuell unbefriedigte Ehefrau, ohne Ziel und Zweck in ihrem unendlichen Leben.
Kovacs und Ortega in einer Demonstration der Christen.
Wir erfahren am Rande, dass es ein soziales Problem zwischen den Meths und den Normalbürgern gibt, die sich Resleeving nicht leisten können. Die Randgruppe der Christen ist gegen das Resleeving und insbesondere gegen die Gesetzesvorlage 653. Darin sollen Tote, auch gegen ihren Willen z. B. für Aussagen vor Gericht in neue Sleeves geladen werden.
Nach der ersten Folge, ich war mir ja nicht schlüssig, ob ich die Serie weiterschauen wollte, habe ich angefangen das Buch zu lesen. Das Buch erzählt die gleiche Geschichte, aber in einer anderen Stimmung. Passend zur Ausbildung Kovacs als Envoy beobachtet er nach seiner Einsetzung in einen neuen Sleeve seine Umgebung. Wahrnehmen, sich dem Umfeld anpassen, das ist seine wichtigste Aufgabe, sein wichtigstes Kapital. Die Konflikte zwischen unsterblichen Meth und der normalen Bevölkerung, die sich Resleeving nicht leisten kann, wird eindringlich geschildert. Aber das eigentliche Thema des Buches ist, was macht Unsterblichkeit mit den Menschen. Das Credo des Buches: Unsterbliche werden asozial. Der Mensch interessiert nicht mehr, er ist unwichtig, die sterbliche Hülle entbehrlich, weil jederzeit ersetzbar. All das kommt in der ersten Folge (noch) nicht rüber. Es dauert, bis sich auch die Serie mit dieser Frage auseinandersetzt. Das Buch hat mich dann doch neugierig auf die restlichen neun Folgen gemacht. Als ich mich einmal auf die Bildsprache und die Erzählweise eingelassen habe, wurde ich mit einer spannenden intelligenten Serie belohnt.
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Fakten |
Originaltitel: Altered Carbon - No Body Lives Forever
Produktionsjahr: 2018
Genre: Science-Fiction
Laufzeit/Folge:
60 Minuten
Diese Serie wurde bewertet von: PeTra (84%) & Nick Bert (72%)
Texte: PeTra
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