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Die britische Coming-of-Age-Serie pendelt zwischen der ersten großen Liebe und der Akzeptanz, eine Gestaltwandlerin zu sein. Diese Mischung ergibt keine Action geladene Serie, sondern den Versuch, sich den beiden Themen emotional zu nähern: Ein schwülstiges Drama, dass wohl eher Jugendliche als Erwachsene anspricht.
Percelle Ascott, Sorcha Groundsell (Bildnachweis: Aimee Spinks / Netflix)
Inhalt:
John McDaniel (Sam Hazeldine) will mit seinen Kindern June (Sorcha Groundsell) und Ryan (Arthur Hughes) nach Schottland umziehen. Die Mutter Elena (Laura Birn) hat ihre Familie drei Jahre zuvor verlassen. Sie lebt heute mit dem Wissenschaftler Dr. Halvorson (Guy Pearce) und dessen Frau Runa (Ingunn Beate Øyen) zurückgezogen in Norwegen.
June steht kurz vor ihrem 16. Geburtstag und lebt unter der permanenten Kontrolle ihres Vaters. Obwohl die Aufsicht des Vaters fast lückenlos ist, hat sich June in den Klassenkameraden Harry (Percelle Ascott) verliebt. Beide planen gemeinsam auszureißen.
Die Flucht gelingt. Auf einer einsamen Straße halten die beiden an, um einem liegengebliebenen Fahrer zu helfen. Die Panne erweist sich als Falle. Während Harry dem Fahrer hilft, steigt aus dem Wagen ein bärtiger Wikingertyp, der sich als Steinar (Jóhannes Haukur Jóhannesson) vorstellt. Er spricht June mit ihrem Namen an und hat angeblich eine Nachricht ihrer Mutter Elena auf seinem Handy. Steinar, Halvorsons Handlager, hat den Auftrag, June zu entführen und nach Norwegen zu bringen.
Harry sieht, wie Steinar sich June nähert. Es kommt zum Kampf, bei dem Harry Steinar überwältigen kann.
June und Harry übernachten in einem Motel. Harry wacht am nächsten Morgen alleine auf. Es klopft und Steinar steht an der Tür. Aber es ist nicht Steinar, sondern June, die die Gestalt von Steinar angenommen hat.
Lise Risom Olsen (Bildnachweis: Aimee Spinks / Netflix)
Kritik:
June ist eine Gestaltwandlerin. Wenn Angst sie überwältigt, nimmt sie die Gestalt von der Person an, die sie in diesem Moment berührt. Vollkommen unvorbereitet übernimmt sie die Gestalt von Steinar und zerbricht fast daran. Ihre Mutter, ebenfalls eine Gestaltwandlerin, hat die Familie drei Jahre zuvor verlassen und die Hilfe des Wissenschaftlers Dr. Halvorson gesucht.
Der Vater versucht, June, so gut es geht, vor diesem Schicksal zu schützen. Die erste große Liebe zwischen June und Harry macht Johns Plan, sich nach Schottland in die Einsamkeit zurückzuziehen, einen Strich durch die Rechnung.
Die scheue, zarte June, der tapfere Harry, der undurchsichtige Dr. Halvorson und sein zwielichtiger Handlager Steinar sind die Hauptfiguren in dieser Mystery-Drama-Serie, die eher auf Jugendliche zugeschnitten ist, als auf Erwachsene.
Die junge Liebe wird schwülstig und wortreich inszeniert und ist ebenso aseptisch wie die unsterbliche Liebe von Bella und Edward. June hat mehr Tränen in den Augen als ein Strahlen im Gesicht. Für das Zielpublikum ist das wohl der richtige Ton. Die Überdramatisierung der eigenen Gefühlswelt ist ein Anrecht, das die Jugend gerne für sich einfordert.
Ingunn Beate Oyen, Guy Pearce, Laura Birn, Percelle Ascott (Bildnachweis: Richard Hanson / Netflix)
Schade ist nur, dass diese Liebesgeschichte alles andere eigenartig überdeckt. Das Thema Gestaltwandlung ist in den Hintergrund gedrängt. June scheint sich nicht einmal die Frage zu stellen, was Gestaltwandeln für sie bedeutet. Sie hat keinen Plan und sie entwickelt auch keinen in den acht Folgen dieser Staffel. Auch scheint sie nicht im mindesten zu interessieren, woher die Kräfte kommen oder wie sie sie einsetzen kann. Junes Wunsch, die Kräfte nicht zu besitzen, sind emotional durch ihre Angst getrieben, Harry verlieren zu können. Das zeugt noch nicht von einer starken jungen Frau. Vielleicht haben die Drehbuchautoren dies für eine zweite Staffel vorgesehen.
Kern der Handlung sind Emotionen. Liebe, Angst vor dem Verlassen Werden und Fürsorge. Der Mystery Aspekt der Serie wirkt wie willkürlich beigemischt, um die Handlung aufzupeppen. Das ist meines Erachtens aber gründlich misslungen. Die Gestaltwandlung ist nicht die treibende Kraft der Handlung.
Guy Pearce (Bildnachweis: Aimee Spinks / Netflix)
Wenn die Serie auch nicht komplett durch ihre Handlung überzeugen kann, dann aber definitiv durch die Darstellerriege. Sorcha Groundsell als June und Jóhannes Haukur Jóhannesson als Steinar sind wirklich überzeugend in der Body-Switch-Szene. Wie Jóhannesson die verletzliche June spielt, ist beeindruckend.
Auch Guy Pearce überzeugt als getriebener Wissenschaftler, der um seine Theorie zu beweisen, Anstand und Menschlichkeit hinter sich lässt.
Sehenswert sind auch die Landschaftsbilder Norwegens und Englands. Gerade das norwegische Refugium von Dr. Halvorson liegt traumhaft schön in einem Fjord eingegrenzt von schroffen Felsen. Aber Landschaft ist nicht alles.
Für Jugendliche mag die Serie ihren Reiz haben, aber auch für dieses Zielpublikum wünsche ich mir weniger Schwulst und mehr Inhalt.
Arthur Hughes (Bildnachweis: Aimee Spinks / Netflix)
Ingunn Beate Oyen (Bildnachweis: Aimee Spinks / Netflix)
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Fakten |
Originaltitel: The Innocents
Produktionsjahr: 2018
Genre: Mystery
Laufzeit/Folge:
60 Minuten
Diese Serie wurde bewertet von: PeTra(63%)
Texte: PeTra
Diese Serie bei Wikipedia
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
16.02.2024 |
22:25 |
3Sat |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
Streaming-Angebote
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