Der Pass |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | *** | **** | ** | **** | * | **** | ***** | 80% |
Inhalt:
Ein krimineller Schlepper wird tot auf einem Bergpass gefunden – schön inszeniert und für aller Augen sichtbar. Weil die Leiche scheinbar gezielt im deutsch-österreichischen Grenzbereich drapiert wurde, wird die junge deutsche Komissarin Ellie Stocker (Julia Jentsch) aus Berchtesgaden gerufen, um sich dieses augenscheinlichen Mordes anzunehmen. Ebenfalls herangezogen wird der österreichische Inspektor Gedeon Winter (Nicholas Ofczarek), der jedoch wenig Begeisterung für diesen Fall aufbringt. Der abgebrühte Ermittler hat daher auch kein Problem, den Großteil der nun anstehenden Ermittlungen der zielstrebigen Ellie zu überlassen.
Doch sowohl Ellie Stocker als auch der inzwischen mehr und mehr motivierte Gedeon Winter glauben nicht, dass es sich hier um den Gesuchten handelt. Vor allem der zynische Inspektor kämpft bald nicht nur mit seinen persönlichen Dämonen, sondern auch mit dem Druck von außen, die Ermittlungen endlich zum erfolgreichen (aber eben falschen) Abschluss zu bringen.
Kritik:
Da soll noch einer sagen, dass deutsche Produktionen eher langweilig daherkommen. Gut, meistens stimmt das zwar, aber diese Miniserie schafft es doch tatsächlich, für eine dauerhafte Grundspannung und interessante Charaktere zu sorgen - und all das dürfte sicherlich nicht nur an der Beihilfe aus Österreich liegen. Zugegeben, der aus Wien stammende Theaterschauspieler Nicholas Ofczarek übertrumpft hier alle seine Kollegen. Kein Wunder, dass der Österreicher 2019 für seine Darstellung als zynischer Inspektor hier gleich mehrfach als Bester Schauspieler (u.a. Goldene Kamera und Bayerischer Fernsehpreis) nominiert gewesen ist. Doch auch der übrige Cast um die Berlinerin Julia Jentsch als Komissarin oder den Dresdner Franz Hartwig als ganz spezielle Hauptfigur sorgt für eine dem Plot entsprechende Darstellung. Zurecht bekam Daniela Tolkien 2019 den Fernsehpreis der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie "Casting". Hinzu kommen die Goldene Kamera und der österreichische Film- und Fernsehpreis "Romy" 2019 in der Kategorie "Beste Serie".
Von den Darstellern abgesehen ist auch die Inszenierung teilweise durchaus preisverdächtig. Die dunkle Jahreszeit zieht sich hier wie ein schweres Tuch durch die Folgen und liegt oft düster über der komplexen Suche nach dem Serienmörder. Das gewählte Ambiente des Alpengebiets tut dabei sein Übriges und gibt der Sky-Produktion damit nicht nur ihren scheinbar nichtssagenden aber eben doch allumfassenden Serientitel. Dass man ungefähr zum Ende der Hälfte aller Folgen bereits erfährt, wer der Täter ist, tut der bereits erwähnten Grundspannung derweil keinen Abbruch, denn die Ermittler wissen es eben nicht und dass diese Art der Herangehensweise für den Zuschauer durchaus funktioniert, haben schon TV-Hits wie "Columbo" bewiesen, wo der Täter bereits zu Beginn einer jeden Folge gezeigt wurde und man dem Inspektor bei der Suche beiwohnen durfte. Zudem ist es in "Der Pass" auch durchaus sinnvoll, den Gesuchten mit in den Mittelpunkt der Geschehnisse zu rücken. So wird dann nämlich auch die andere Seite des Gesamtplots gut beleuchtet und der Spannungsbogen wird neu gespannt und bleibt so weiterhin bestehen. Zusätzlich kommt weiterer Tiefgang in die Story. Obendrein kann man nach der üblichen Tätersuche bald einer ziemlich cleveren Art von Katz-und-Maus-Spiel zwischen Behörden und Mörder beiwohnen. Das sorgt dann zusätzlich dafür, dass auch der letzte Zuschauer bis zum Ende dran bleibt, um zu erfahren, wie es mit diesem Fall und eben auch mit den einzelnen Charakteren zuende gehen wird.
Eines wird beim Gucken jedenfalls ziemlich schnell klar: Hier handelt es sich nicht um eine von vielen heimischen Produktionen. Eine deutsch-österreichische Serie mit absolut solider Darstellung und sauberer Machart wird aufgefüllt mit einer Hollywood-artigen Inszenierung und Dramaturgie. Über allem schwebt dann das Gefühl von heimischer Kulisse und örtlichen Einflüssen. Eine neue Zeit scheint jeweils angebrochen, denn bereits andere heimische Streamingserien wie "Dark" oder "Dogs of Berlin" beschreiten mit der beschrieben Art der Inszenierung von Beginn an auch ähnliche Wege.
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