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Die Abteilung Cyber-Kriminalität (Unit 42) der Brüsseler Polizei bekommt es mit allerlei skurrilen Fällen zu tun. Hinzu kommen persönliche Traumata der Hauptfiguren. Moderne Krimiserie mit abgeschlossenen Folgen und sehr düsterer Gesamt-Atmosphäre.
Inhalt:
Als Sam (Patrick Ridremont) zu seiner neuen Abteilung in den Keller des Dezernats geschickt wird, staunt er nicht schlecht über Billie (Constanze Gay), Bob (Tom Audenaert) und Nassim (Roda Fawaz), die dort das Computer-Reich der Cyber-Abteilung erschaffen haben. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht, denn der erste Fall kommt schneller als gedacht. Während Sam hierbei auf seine Erfahrungen als Mordermittler zurückgreifen kann, sind Tatorte mit Leichen für Billie noch absolutes Neuland. Sie hat sich als Ex-White-Hat in die Polizeilaufbahn reingemogelt und sucht nebenbei auch noch ihren verschollenen Freund, den Hacker „Chaos“. Doch zunächst ist erstmal die Expertise der taubstummen Gerichtsmedizinerin Alice (Danitza Athanassiadis) gefragt, die sich nur mit Bob in Gebärdensprache verständigen kann. Als der Fall auf Touren kommt, gerät Sam, der nach dem Tod seiner Frau alleine für seine beiden kleinen Kinder sorgen muss, schnell an seine Grenzen.
Die erste Staffel der Serie behandelt in zehn Folgen viele Themen mit aktuellem gesellschaftlichem Bezug oder zumindest facettenreichen Verbrechen mit Cyber-Zusammenhang. So geht es um Sterbehilfe, IS-Rekrutierung, Voyeurismus, vorgetäuschte SM-Morde, persönliche Vendetta und nicht zuletzt um einen Blackout, der belgische Atomkraftwerke beeinträchtigt.
Bei den 10 Folgen der zweiten Staffel rückt die Rahmenhandlung um die privaten Schicksalsschläge und Glücksmomente der Hauptfiguren noch stärker in den Mittelpunkt. Besonders Sam und Billie stehen dabei mehr als einmal vor sehr schwierigen Entscheidungen. Aber auch Sams Chefin Hélène Janssens (Hélène Theunissen) hat einen Mordfall in der Familie zu beklagen, der in das Ressort der Cyber-Abteilung fällt.
Kritik:
Man merkt es eigentlich erst, wenn man danach wieder etwas anderes sieht: Die Düsternis, die vielen Bildern von „Unit 42“ anhaftet, ist allgegenwärtig. Es fängt schon damit an, dass die Büros im Untergeschoss sind, zieht sich aber durch alle Folgen und ist ein gelungenes Stilmittel um die persönlichen Traumata der Hauptfiguren (gestorbene Ehefrau und Mutter, verschollener Freund, unterdrückte Homosexualität, Schuldgefühle wegen beruflicher Fehler und Einsamkeit aufgrund von Taubstummheit) immer wieder mit den abgeschlossenen Handlungen der einzelnen Folgen zu verweben. Hierdurch schafft „Unit 42“ auch eine gute Balance zwischen der Weiterentwicklung der Hauptfiguren und der Eigenständigkeit der Episoden, die auch einen Quereinstieg in die Serie ermöglicht.
Kriminalistisch bietet „Unit 42“ – mit Ausnahme der Abschlussfolge von Staffel 1 – keine Herausforderungen, was durch teilweise explizit dargestellte Gewalt ausgeglichen wird. Leider schießt dieser Pseudo-Realismus dabei auch immer wieder weit über das Ziel hinaus, womit sich diese Serie für einen Teil der Krimi-Fans definitiv disqualifiziert hat. Wer diese Unappetitlichkeiten in Kauf nimmt, wird aber in der ersten Staffel bisweilen mit Folgen-Plots belohnt, die aktuelle gesellschaftspolitische Brennpunkt-Themen in den Mittelpunkt rücken: Islamismus, Kinderschändung und Pädophilie bekommen dabei ebenso ihren Platz wie Sterbehilfe oder persönliche Rachefeldzüge. Und wenn am Schluss ein Cyber-Angriff gewisse belgische Atomkraftwerke bedroht, verfehlt die gezeigte Hilflosigkeit des Krisenstabs nicht ihre Wirkung.
Auch aus den USA kennt man Serien und Filme, die sich mit Cyber-Thematiken beschäftigen und die Personengruppen von Black-Hats und White-Hats berühren. Ähnlich wie bei „CSI: Cyber“ sind es auch hier nicht die großartigen Überraschungen, sondern vielmehr oft die Dummheit der Anwender, die diese in eine Cyber-Attacke laufen lässt oder zum Datensammeln im Internet einlädt.
Schauspielerisch gefallen die Hauptdarsteller ganz gut, wobei vor allem Constance Gay immer wieder mit ihren Blicken arbeitet. Auch Roda Fawaz kann als Nassim überzeugen, der einerseits wegen seiner Herkunft in Konflikte gerät und andererseits sein schwules Coming-Out erlebt. Ähnlich wie bei „Cold Case“ oder auch „River“ tauchen tote Personen auf, die allerdings hier außer dem Zuschauer niemand sieht – lediglich Sam erahnt bisweilen die Anwesenheit seiner an Krebs gestorbenen Frau.
Die einzelnen Folgen sind auf eine gute Länge geschnitten und bieten immer einen stimmungsmäßig runden Abschluss. Insgesamt ist „Unit 42“ eine moderne Krimiserie, die vor allem wegen der thematischen Vielfalt der Folgen und der Art, mit der die Hauptfiguren die einzelnen Konfliktthemen reflektieren, lohnenswert ist.
Hintergrund:
Episodenguide Staffel 1:
- Von Angesicht zu Angesicht (Face à face)
- Blinder Gehorsam (Foi et loi)
- Avatar (Avatar)
- Blut und Tugend (Sang et vertu)
- Lebendige Erinnerung (Mémoire vive)
- Wahltag (Vote ultime)
- Verbunden (Connectées)
- Auge um Auge (Oeil pour oeil)
- Standby (Mise en veille)
- Reboot (Reboot)
Episodenguide Staffel 2:
- Blog-Mom (1)
- Blog-Mom (2)
- Game Battle
- Hot Spot
- Firewall
- Cyber Love
- Unter die Haut
- Das Leben danach
- Der Schein trügt
- Chaos
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Fakten |
Originaltitel: Unité 42
Produktionsjahr: 2017 - 2019 auf DVD/Blu-ray ab: 16.08.2019
Genre: Krimi
Laufzeit/Folge:
ca. 52 Minuten
Diese Serie wurde bewertet von: RS(75%)
Texte: RS
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
16.02.2024 |
21:55 |
ZDF NEO |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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