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Der Mauerfall ist schon etwas her und nun wagt sich eine ostdeutsche Familie samt Trabant auf eine Reise nach Italien. Frei nach Goethe soll es von Sachsen-Anhalt bis nach Rom gehen. Ein unvergesslicher Trip steht bevor und ein deutscher Kultfilm bahnte sich einst seinen Weg in die Herzen fast aller Zuschauer - West und Ost. Eben ein echter Klassiker der Wendezeit.


Go Trabi GoSommer 1990: Die deutsche Wiedervereinigung ist (zumindest politisch) bereits ein gutes Jahr her und bei Familie Struutz stehen die Sommerferien an. Deutschlehrer Udo (Wolfgang Stumph) will schon lange eine Reise ganz nach Goethes Vorlage Richtung Rom unternehmen und so macht er sich mit Frau Rita (Marie Gruber) und Tochter Jacqueline (Claudia Schmutzler) nun auf den Weg von Bitterfeld durch den Süden Deutschlands über die Alpen rein in die italienische Sommersonne.

Als Fahrzeug und auch als kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit dient hier Udos Trabi „Schorsch“, den der Familienvater wie ein Haustier behandelt. Mit viel Liebe, Pflege und Hingabe ist der Trabant für Udo mehr als nur ein treuer Gefährte. Was diese abwechslungsreiche Reise allerdings auch für das DDR-Kultauto noch bedeuten wird, ahnt sein Besitzer natürlich noch nicht…

Der vermeintlich gut geplante Trip bringt die Familie aus Sachsen-Anhalt jedenfalls nach Regensburg zur Westverwandtschaft (u.a. mit Ottfried Fischer), dann bis nach München, wo schon zuvor eine Autopanne das westliche Handwerkerwissen überfordert und Abhilfe nur ein anderer Ossi (Dieter Hildebrandt) bringen kann. Später folgt dann der heute noch gern von Urlaubern besuchte Gardasee, wo die Familie mit einem Zelt auf „Schorsch“ campiert und dann geht es auch bald weiter Richtung Rom, wo der Familie ihre größte Herausforderung noch bevorsteht…

Go Trabi Go
Geldsorgen? Kein Problem: Einfach ein paar Wessi mit dem Trabi eine Runde drehen lassen... dass diese es dann aber auch gleich so übertreiben müssen!


Das waren noch Zeiten! Ich erinnere mich noch, wie meine Familie und ich zu DDR-Zeiten hauptsächlich Urlaub an der Ostsee machten. Nach der Wende dann folgten dennoch stets Länder im ehemaligen Ostblock (u.a. Bulgarien, Tschechien) aber eben auch westliche Bereiche wie die Nordsee, Spanien (da vor allem die kanarischen Inseln) und eben auch Italien, wo wir mit dem Reisebus 1993 auch durch Rom tingelten. Mir ist da vor allem noch die Masse an streunenden Hunden in Erinnerung geblieben. Im Gegensatz zur Filmfamilie Struutz sind wir allerdings stets mit Reiseunternehmen unterwegs gewesen und doch hatten wir natürlich auch einen Trabi! Im Grunde hatten wir exakt den gleichen Wagen wie hier im Film – nur unserer war gelb. Ich weiß auch noch, wie der Schalthebel für den Blinker aus der Vorrichtung brach und mein Vater besagten Hebel einfach mit einem Kugelschreiber ersetzen konnte. Ja, so einfach und doch praktisch waren die Trabanten damals!

Ähnliche Probleme hat auch Udo Struutz, der seinen Trabi hier so liebt wie ein Familienmitglied. Warum das so ist, hat mich als Zuschauer allerdings nie irritiert, denn wenn man weiß, dass man als Führerscheinbesitzer in der DDR gern mal 8 – 15 Jahre auf seinen Trabant warten musste, ist die Liebe der männlichen Hauptfigur zu seinem Vehikel wenig überraschend. Und auch Udo Struutz hat während seiner filmischen Reise mit einigen Problemen an „Schorsch“ zu kämpfen und schafft es dennoch, die problematischen Teile am Trabi komplett zu ersetzen – auch, wenn er dafür extra auf einer Schrotthalde im Westen Halt machen musste. Wie die Familie allerdings mit den fehlenden Reifen weiter nach Italien kommen will, soll bitte jeder selbst herausfinden…

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Geklaute Reifen. Ist die Reise der Familie damit gescheitert?

Ich für meinen Teil habe definitiv noch den Mix der verschiedenen Charaktere innerhalb der rund 90 Minuten Laufzeit abgefeiert. Da treffen die überraschten Ossis auf unterschiedlichste Wessi-Typen, wie den Münchener Liedermacher Konstantin Wecker, der hier eine Art stereotypischen Playboy verkörpert, der bei einem schlauen Ost-Mädel wie Jacqueline natürlich keinen Stich setzen kann… Oder Diether Krebs als Fernfahrer, der mit seinen Trabi- und Ost-Witzen für plumpes, aber ebenso gelungenes Old-School-Feeling sorgt. Denn seien wir ehrlich – die Gags waren damals Alltag (ja, auch „drüben“). Ideal ist hier auch Komiker Dieter Hildebrandt gewählt, der als gebürtiger Pole und bekannter Münchener Kabarettist die beiden Seiten des einst geteilten Deutschlands so gesehen natürlich ideal verbinden kann. Ich für meinen Teil möchte noch auf die zuckersüße Claudia Schmutzler hinweisen, die ich damals in den 90ern als Heranwachsender schon Zucker fand und auch heute noch als ideale Darstellerin für den Ost-Mädchen-Vibe (ungezwungen und selbstbewusst) in „Go Trabi Go“ schätze und liebe!

Go Trabi Go
FKK? Für Ossis keine große Sache. Dass es sich hier aber um einen FKK-Badebereich im biederen München handelt, ist durchaus eine Erwähnung wert...

Ansonsten sei noch darauf hingewiesen, dass die Idee für diese deutsche Roadmovie-Komödie absolut perfekt in den damaligen Zeitgeist passte. Wenn man dann so Aufnahmen sieht, wie der himmelblaue Trabi als einziger seiner Zunft zwischen all den West-Autos über die Autobahn Richtung Süden donnert, dann weiß man, dass diese Szenen das perfekte Sinnbild für die Grundaussage des Streifens sind. Leider (!) verliert sich der Film im Laufe der Spielzeit immer mehr in manchmal wie hineingeworfen wirkende Spaßszenen und einen Mix aus billigem Humor und für die Handlung unbedeutende Momente, wo man sich fragt, worauf die Macher eigentlich hinaus wollten oder ob sie die Handlung nicht komplett durchdacht haben und einfach nur versuchen, die rund 60 Minuten, die sie vielleicht ja nur hatten, auf 90 Minuten Kinofilmlänge auszuweiten. Das raubt dem Streifen einige Prozente, am Ende empfehle ich ihn absolut jedem Filminteressierten, der sich für deutsche Filme interessiert und beim Gucken solcher ein bisschen in Erinnerungen vergangener Zeiten schwelgen möchte.

Go Trabi Go
Udo Struutz braucht Hilfe. Sein Trabi streikt.


  • Bei dem genutzten Trabi handelt es sich um den "Trabant 601", während für so manche Stuntszenen das 1990er Model "Trabant 1.1" zu sehen ist. Insgesamt wurden bis zu 15 Trabis für den Film verwendet. Verantwortlich dafür war der Monteur Hans-Jürgen Kuhn.
  • Theaterschauspielerin Marie Gruber, welche im Februar 2018 in Berlin verstarb, spielt hier zwar eine sächsische Mutti, stammt tatsächlich aber aus Wuppertal.
  • Der Film war mit 1.464.389 Besuchern der zweiterfolgreichste deutsche Kinospielfilm des Jahres 1991 und war auch für den Deutschen Fernsehpreis als bester Film nominiert.
  • Im Jahr 2018 startete eine Theateradaption des Films in Dresden.
  • Go Trabi Go
    Schrotthalde für Ost-Autos. Betreten auf eigene Gefahr!

    Go Trabi Go

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    Fakten
    Originaltitel:
    Go Trabi Go – Die Sachsen kommen
     
    deutscher Kinostart am:
    17.01.1991
     
    Genre:
    Komödie / Roadmovie
     
    Regie:
    Peter Timm
     
    Dieser Film wurde bewertet von:
    Conway(70%)
     
    Texte:
    Conway
     
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