Freischwimmer |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ** | *** | ** | - | ** | **** | *** | 65% |
Inhalt:
In einer beschaulichen deutschen Kleinstadt irgendwo im Süden der Republik scheint die Welt stehen geblieben. Bäcker, Metzger und Friseursalon machen jeden Morgen pünktlich auf und zwischen japanischen und afrikanischen Touristen plätschert das gutbürgerliche Leben der Bewohner nur so vor sich hin. Doch im ortsansässigen Kafka-Gymnasium ist noch etwas Action angesagt. Sportlehrer Richard Sammer (Devid Striesow) heizt zwei Schüler im Schwimmunterricht zu einem Wettbewerb an und wie immer ist Sportlerass Robert (Philipp Danne) der umjubelte Gewinner. Und weil Robert mit der hübschen Bäckerstochter Regine Weyler (Alice Dwyer) zusammen ist und Lehrer Sammer als zukünftiger Ehemann seiner Mutter schon die Stiefvaterrolle inne hat, sind diese beiden Männer verständlicher Weise die Hassobjekte unserer heutigen Hauptfigur: Rico Bartsch (Frederick Lau) ist der geborene Looser und seine offensichtliche Hörschädigung macht es nicht besser. Ständig wird er von seinen Klassenkameraden gehänselt und Freunde hat der verklemmte Einzelgänger sowieso nicht. Auch mit seinem Berufswunsch als Deutsche-Bahn-Mitarbeiter eckt er bei den Erwachsenen eher an. Doch der Zufall verändert von einem auf den anderen Tag das ruhige Leben der Gemeinde, denn als Robert nach dem Schwimmen einen für Rico bestimmten Liebesknochen (ein längliches Kuchenstück mit Sahnefüllung) verspeist, stirbt er kurz darauf an dem vergifteten Gebäck.
Nun könnte man meinen, dass Rico selbst für Roberts Tod gesorgt hat, doch da keine richtige Untersuchung stattfindet, bleibt er auf freiem Fuss. Ohnehin scheint der Sonderling selbst überrascht vom Tod seines verhassten Mitschülers. Und der Schock sitzt tief, weshalb Rico auch erstmal nicht mehr zur Schule geht, was für seine Mutter (Dagmar Manzel) auf Dauer natürlich keine Lösung darstellt. Zum Ausgleich lässt ihn die verwitwete Apothekerin, die dem Vater ihres einzigen Kindes einst in nebliger Nacht beim Ertrinken im nahe gelegenen Fluss zusah, im Familienbetrieb mitarbeiten. Um nicht ganz den aktuellen Lernstoff zu versäumen, bittet Rico seinen Klassenlehrer Martin Wegner (August Diehl) dann auch um Privatunterricht. Dabei kommen sich die beiden näher und Rico erfährt von Wegners besonderem Interesse über das Thema der Ruhe und Stille. Dass der Deutschlehrer mit der lebensfrohen Musiklehrerin Michaela Rammelow (Fritzi Haberlandt) zusammen ist, wirkt somit beinahe wie eine Farce. Vor allem, weil der Pädagoge diese Beziehung noch geheimhalten möchte. Doch trotz dessen scheint Wegner sowohl ein guter Lehrer und gebildeter Mensch zu sein, als auch ein aufgeschlossener Zuhörer und verständnisvoller Partner.
Kritik:
Der Thrill eines Ereignisses, wie es im wahren Leben sein könnte - eben ohne künstlich erzeugte Spannungsmomente (wie passende Hintergrundmusik). Regisseur Andreas Kleinert, der bisher nur einige Folgen der beliebten TV-Serie "Polizeiruf 110" drehen durfte, versucht nun in "Freischwimmer" solch ein Wagnis und das ist auch durchaus einen Applaus wert. Jedoch schaut man Filme eben auch, um der Realität ein Stück weit zu entfliehen bzw, um das Leben noch intensiver gezeigt zu bekommen. Und vor allem beim Thriller-Genre sollte man darum auch nicht auf die genannten Techniken zu sehr verzichten, denn ansonsten plätschert die Handlung nur so vor sich hin. Da Kleinert aber das Risiko bewusst einzugehen scheint, passiert leider genau dieses Missgeschick und die Story wirkt phasenweise sehr schleppend. Auch der erwähnte Verzicht auf passende musikalische Untermalung war ein Fehler, denn so erkennt nicht einmal der geneigte Thriller-Fan, welche Szenen man wirklich als Spannungsbogen erkennen soll und welche nicht. Man kommt mit den inhaltlichen Abläufen kaum voran und ist somit oftmals eher unterfordert. Ständig wartet man auf die Handlung, die sich aus dem am Anfang stattfindenden Mordanschlag entwickeln müsste. Stattdessen erfährt man, wie unfair der Sportlehrer zu seinem baldigen Stiefsohn ist und wie hinterhältig die umworbene Schönheit Regine eigentlich sein kann. Dadurch wird zwar deutlich, dass der Regisseur versucht, dem Zuschauer die Abgründe der einzelnen Hauptfiguren aufzuzeigen, doch das verwirrt zusätzlich. Da diese Verwirrung am Ende aber nicht dazu genutzt wurde, mehrere Figuren des Films als mögliche Täter des vorangegangenen Mordes wahrzunehmen, sind die einzelnen Szenen völlig umsonst und verlangsamen nur den Fortlauf der eigentlichen Geschichte.
Dafür aber machen die gewählten Schauspieler ihre Aufgabe sehr gut. Vor allem August Diehl, den viele aus "23 - Nichts ist so wie es scheint" kennen dürften, wo er den ehemaligen Hacker Karl Koch spielt. Als junger, ambitionierter Lehrer liefert Diehl hier eine ausgezeichnete Darstellung ab. Absolut sympatisch zu seinem Schüler Rico, aber gegenüber seinen verbeamteten Kollegen eher zurückhaltend, sind es vor allem seine von Enttäuschung gepregten Hetzreden über die veraltete deutsche Schulreform, welche wahrhaftig jeden Kegelabend versauen dürften. Doch auch Hauptdarsteller Frederick Lau (bekannt aus "Die Welle") brilliert als introvertierter Sonderling in seiner jugendhaften Darstellung und lässt im gesamten Film einen realen Bezug vermuten.
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