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Der neuste Almodóvar-Film wartet mit heißblütigen Gefühlen und einer recht vielschichtigen Geschichte auf: Der erblindete Regisseur Mateo Blanco (Lluís Homar) muss sich 14 nach seinem Unfall erneut dem Verlust seiner geliebten Lena (Penélope Cruz) stellen. Intellektuell anspruchsvoll und bildschön.
Inhalt:
Der ehemalige Regisseur Mateo Blanco (Lluís Homar) erblindete vor 14 Jahren. Seit seinem tragischen Unfall kann er keine Filme mehr drehen, schreibt aber immerhin noch Drehbücher. Weil ihm sein visuelles Leben geraubt ist, nennt sich Mateo nur noch Harry Caine und verdrängt seine Erinnerungen. Mateos Leben in Dunkelheit funktioniert nur, weil sich seine treue Produktionsleiterin Judit (Blanca Portillo) um ihn kümmert und Judits Sohn Diego (Tamar Novas) ihm beim Schreiben hilft.
Mateo erfährt, dass Millionär Ernesto Martel (José Luis Gómez) gestorben ist, und dann steht auch noch der junge Filmemacher Ray X (Rubén Ochandiano) vor Mateos Tür und will unbedingt ein fast verleumderisches Drehbuch mit ihm schreiben. Mateo ist vorsichtig und nach einem Treffen mit Ray X stellt sich heraus, dass Mateos Vermutung richtig und Ray X in Wirklichkeit Ernesto Junior ist, der sich nach dem Tod seines Vaters endlich traut, zu seiner Homosexualität zu stehen. Mateo hat seine Gründe, Ernesto Junior abzulehnen.
Filmemacher Ray X (Rubén Ochandiano, Mitte) hat Hintergedanken, als er Mateo (Lluís Homar, rechts) um eine Zusammenarbeit bittet. Links: Judits Sohn Diego.
Durch einen Drogenunfall landet Diego im Krankenhaus. Um Judit, die auf Reisen ist, nicht zu alarmieren, holt Mateo Diego ab und betreut ihn. Als Diego nach Mateos Unfall fragt, gibt er sich seinen Erinnerungen hin, die durch Ernestos Tod und das unverhoffte Auftauchen dessen Sohns geweckt wurden. Wie eine Gutenachtgeschichte beginnt Mateo von seiner Liebe zu der schönen Lena (Penélope Cruz) zu erzählen:
Lena arbeitet als Sekretärin für Ernesto Martel, doch um ihre Familie zu unterstützen, arbeitet sie nebenbei als Callgirl. Als Lenas Vater seine Krankenhauskosten nicht bezahlen kann, lässt sie sich auf Ernesto ein und wird nicht nur seine Mätresse, sondern später auch seine Frau. Lena möchte aber nicht nur Hausfrau sein und boxt eine Karriere als Schauspielerin durch. Beim Vorsprechen für Mateos neusten Film verlieben sich Lena und Mateo auf Anhieb, aber mit Ernestos Eifersucht ist nicht zu spaßen…
Millionär Ernesto Martel (José Luis Gómez) nutzt Lenas Situation schamlos aus...
Kritik:
Pedro Almodóvar ist der bekannteste und meist beachtete spanische Regisseur unserer Zeit und Liebling bei Preisverleihungen. Sein Film „Alles über meine Mutter“ von 1999 gewann nicht nur den Oscar für den besten ausländischen Film und sein Folgewerk „Sprich mit ihr“ von 2002 brachte Almodóvar einen Drehbuch-Oscar ein. Die nachfolgenden Filme „La mala educación – Schlechte Erziehung“ und besonders „Volver – Zurückkehren“ fanden bei einem Millionenpublikum Anklang.
„Zerrissene Umarmungen“ ist Almodóvars 17. Film, sein längster und teuerster. Die gebrochene Erzählung zeigt vielerlei Doppelungen: zwei Zeitebenen, doppelte Identitäten und Liebesverflechtungen, sowie Film im Film. Die Dramatik des Films funktioniert gut und Almodóvar webt Humor und vielfältige Anspielungen in sein Film-Noir-Beziehungsdrama, zeigt darin sowohl die Schönheit als auch die Abgründe der Leidenschaft. Gleichzeitig ist es seine Hommage an Kinematografie. Die Schwäche ist die Erzählstruktur mit der langen Rückblende auf die Liebesgeschichte, die andererseits eine angenehme Abwechslung zum gewohnten Schema bietet.
Diego (Tamar Novas) und die treue Produktionsleiterin Judit (Blanca Portillo).
"Zerrissene Umarmungen" ist auch Almodóvars vierter Film mit der 35-jährigen Penélope Cruz, die Anfang 2009 für die beste weibliche Nebenrolle in Woody Allens Film "Vicky Cristina Barcelona" den Oscar erhielt, nachdem sie für "Volver" als Hauptdarstellerin nominiert war. Die spanische Schönheit zeigt in "Zerrissene Umarmungen" einmal mehr, warum sie als Schauspielerin so geschätzt ist: Cruz hat nicht nur das schöne Gesicht einer Audrey Hepburn, sondern auch eine sehr ernsthafte, beinahe melancholische Ausstrahlung. Sie geht in emotionsgeladenen Szenen auf, beherrscht aber auch leise Töne.
Obwohl Cruz ihre Leistung in Interviews immer gerne herunterspielt, sieht man ihr Talent in jeder einzelnen Einstellung. Sie ist der Augenanker in jedem Film. In "Zerrissene Umarmungen" spielt sie eine fassettenreiche Frau, die sich gegen die Eifersucht ihres viel älteren, reichen Mannes emanzipiert und trotz allem zu ihrer Liebe stehen will. "Los abrazos rotos" (so der Originaltitel) weiß darum, Cruz in jeder Hinsicht zu einer Ikone zu erhöhen.
Durch diesen Film wird Penélope Cruz wahrlich zu einer Ikone.
Zur Seite stehen ihr der erfahrene Lluís Homar ("La mala educación"), Blanca Portillo ("Volver") und der 1940 geborene José Luis Gómez ("Goyas Geister") als eifersüchtig-launischer Ehemann. Der Film beinhaltet so unterschiedliche Musik wie Elektropop von Uffie, Singer-Songwriter-Minimal von Cat Power, Flamenco von Miguel Poveda, deutschen Experimentalrock von Can, sowie einen angenehmen Score von Alberto Iglesias.
Wie gewohnt ließ Almodóvar den Film von seinem Bruder Agustín produzieren und von José Salcedo schneiden, so dass "Zerrissene Umarmungen" handwerklich perfekt ist. Allein die Erzählstruktur stellt, wie gesagt, für den Zuschauer eine Hürde dar.
Regisseur Pedro Almodóvar
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Fakten |
Originaltitel: Los abrazos rotos
deutscher Kinostart am: 06.08.2009
Genre: Beziehungsdrama / Noir-Komödie
Regie:
Pedro Almodóvar Länge: ca. 127 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Tobis
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(81%)
Texte: Martin
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Synchronsprecher
Schauspieler | Synchronsprecher |
Penelope Cruz | Claudia Lössl |
Lluís Homar | Bernd Rumpf |
Blanca Portillo | Anke Reitzenstein |
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
03.08.2022 |
13:45 |
Arte |
24.07.2022 |
20:15 |
Arte |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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