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Nach dem Unfalltod seines Partners trauert Prof. George Falconer (Colin Firth) dermaßen, dass er sich das Leben nehmen will. Doch am geplanten Selbstmordtag sieht er auch viel Schönes und einige Menschen ziehen ihn zurück ins Leben. Phänomenales Regiedebüt von Modeschöpfer Tom Ford. Etwas träge, aber bewegend, kunstvoll und unbedingt sehenswert!

A Single Man (von Tom Ford)
George (Colin Firth) trauert, mit symbolischem Tintenfleck auf der Lippe.


Es ist November 1962, als Englischprofessor George Falconer (Colin Firth) erfährt, dass sein fester Partner Jim (Matthew Goode), mit dem George seit 16 Jahren zusammen ist, bei einem Autounfall ums Leben kam. Während die Welt mit der Kubakrise, dem Kalten Krieg und der Bedrohung durch Elvis' Hüftschwung beschäftigt ist, fällt George in ein tiefes Loch. Zur Trauerfeier ist nur die Familie eingeladen, heißt implizit, dass George nicht erwünscht ist.

Ein wenig Halt findet George in seiner Freundin Charley (Julianne Moore), mit der er vor vielen Jahren von London nach Los Angeles kam, wo er schließlich Jim kennen lernte. Charley – oder Kiddo, wie George sie nennt – ist von ihrem Partner verlassen worden und ersäuft ihr Selbstmitleid im Alkohol. Sehr bewusst bereitet George alles vor, um sich selbst aus dieser sinnlosen Welt zu entlassen. Doch kleine Momente zeigen ihm Freude und Schönheit. Außerdem drängt sich Georges Student Kenny (Nicholas Hoult) in sein Leben.

A Single Man (von Tom Ford)
Student Kenny (Nicholas Hoult) sieht mehr in seinem Professor George.


Was für ein phänomenaler Debütfilm "A Single Man" geworden ist! Einfühlsam, tiefgreifend, künstlerisch hochwertig. Schon jetzt ist er ein Filmhighlight für 2010 und nach "Brokeback Mountain" könnte er der neue schwule Klassiker werden. Doch auch wenn der Hauptcharakter homosexuell liebt, so ist die Thematik des Films universell und für jeden nachfühlbar: verlorene Liebe, Trauer, Neuorientierung, spirituelle Anklänge zum Leben im Hier und Jetzt sowie die Bedeutsamkeit der kleinen Dinge und Gesten.

George versucht die erschütternde Trauer um seinen langjährigen Partner hinter einer verzweifelt aufgeräumten und durchstilisierten Fassade zu verbergen. Colin Firth ("Bridget Jones", "Mamma Mia!", "Das Mädchen mit dem Perlenohrring") gelingt es, vieles allein mit seinen Augen auszudrücken. Er verleiht der Rolle Verletzbarkeit, Zerrissenheit und atemberaubende menschliche Tiefe. Nicht umsonst wird er gerade für unzählige Filmpreise nominiert.

A Single Man (von Tom Ford)
Charley (Julianne Moore) sehnt sich zurück zu der Zeit, als George ihr mehr als ein Freund war.

Julianne Moore ("Magnolia", "Children of Men") ist trotz ihrer beinahe 50 Jahren bezaubernd. Sie spielt die einsame, trinkende Charley ebenso brillant wie Firth. Auch die Nebenrollen von Matthew Goode ("Eine Hochzeit zu dritt", "Watchmen"), Nicholas Hoult (der Junge aus "About a Boy"), Ginnifer Goodwin ("Er steht einfach nicht auf dich") und dem unbekannten James-Dean-Lookalike John Kortajarena sind stimmig. Im Einklang mit der melancholisch-eindringliche Orchestermusik vom polnischen Komponisten Abel Korzeniowski wird das Filmdebüt von Tom Ford zu einem berührenden Erlebnis.

Ford, Ende vierzig, ist aus der Modewelt nicht mehr wegzudenken, seitdem er die Edelmarke Gucci ab 1990 zu neuem Ruhm geführt hat. Der ehemalige Designdirector führt nun ein Herrenbekleidungs-Label unter eigenem Namen und stattete bereits James Bond in "Ein Quantum Trost" aus. Dass ein Mann wie Tom Ford mit seinem unglaublichem Sinn für Stil, dem Auge fürs Detail (bei Fotoshootings erprobt) und dem für seinen Job nötigen Organisationstalent sich nun selber dem Filmemachen zuwendet, liegt so fern nicht.

A Single Man (von Tom Ford)
Regisseur Tom Ford (2. v.l.) mit seinen drei männlichen Darstellern in London.

Mit dem jungen Kameramann Eduard Grau schuf Ford phänomenale Bilder, von denen ein jedes in einem Hochglanzmagazin abgedruckt werden könnte. Die Körnigkeit des Filmes imitiert den Look der 1960er genauso perfekt wie die Ausstattung, obwohl man sich ein paar Freiheiten herausnahm. Immer wieder ist der Blick der Hauptfigur George fast identisch mit dem des Modeschöpfers: verliebt bleibt er auf stark geschminkten Augen oder anderen Details hängen. Diese Details, viele mit großer Symbolkraft, verbinden George mit der Welt. Auch die Farben symbolisieren Georges Gefühle und Lebenslust.

Tom Ford war nicht nur für die Regie, sondern auch maßgeblich für Drehbuch und Produktion (durch seine Filmproduktionsfirma Fade to Black) zuständig. Zudem war er an dem sechs Monate dauernden Schnitt des Films beteiligt. Dass er darüber hinaus das Hauptwort in Sachen Ausstattung hatte, sieht man jedem einzelnen Filmbild an: wunderschön, authentisch, detailverliebt! Das gestalterische Konzept passt makellos zu den transportierten Emotionen. Unbedingt sehenswert!

A Single Man (von Tom Ford)

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Fakten
Originaltitel:
A Single Man
 
deutscher Kinostart am:
08.04.2010
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Tom Ford
 
Länge:
ca. 101 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Senator
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(93%)
 
Texte:
Martin
 
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04.04.2019 23:50 MDR
12.02.2019 23:35 WDR
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