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leer Praia do Futuro


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Oberflächlicher hat man selten eine Beziehung scheitern sehen als in der brasilianisch-deutschen Koproduktion „Praia do Futuro“. In diesem banalen interkulturellen Drama ohne künstlerische Ausdruckskraft ist der Höhepunkt bezeichnenderweise eine Fahrt über nebelverhangene Autobahnzubringer.

Praia do Futuro


So ist das mit Tagen am Strand: Da liegt man die ganze Zeit faul in der Sonne, starrt ziellos aufs Meer – und antwortet am Abend auf die Frage, was man denn eigentlich gemacht hat: Äh, weiß auch nicht … Ungefähr so fühlt man sich auch nach „Praia do Futuro“. Irgendwie ist die Zeit vergangen. Aber ist auch etwas passiert? Fehlanzeige. Kein Wunder, denn der brasilianisch-deutsche Berlinale-Wettbewerbsbeitrag verwechselt das Drehbuch mit einem verfilmten Poesiealbum: Rosen, Tulpen, Nelken, und so weiter. Wer was und warum reingeschrieben hat, ist weitgehend egal - Hauptsache die Seiten werden gefüllt und es kommt noch ein schöner bunter Aufkleber daneben. Also: Brasilianischer Mann verliebt sich in deutschen Mann. Beide ziehen nach Berlin, wo es nicht nur des raueren Klimas wegen zu atmosphärischen Störungen kommt. Als dramatische Abziehbilder müssen in dem Fall ein tragisches Unglück sowie eine zurückgelassene Familie herhalten, die sich dann aber doch nicht ganz abschütteln lässt.

Was zur Studie einer Beziehung in Zeiten verschwindender räumlicher Distanzen und damit einer ins Unendliche steigenden Zahl potenzieller Partner hätte werden können, bleibt grandios an der Oberfläche. Stattdessen wird an der Klischeekasse ein deprimierendes Nullsummenspiel gespielt: Der beidhändige Griff in die Vorurteilsschüssel (Schwule haben eigentlich nur unmotivierten Analsex, und wenn sie betrunken sind, tanzen sie playbacksingend zu schwülstigen französischen Chansons) muss irgendwie gekontert werden. Deshalb arbeitet Hauptdarstellerhälfte Konrad (Clemens Schick) in einer echt männlichen Motorradwerkstatt, wo er sogar mit einem Ikea-Werkzeugset vorgefertigte und passgenau angelieferte Plastik-Ersatzteile festschraubt. Seine mittlerweile abgekühlte Liebe Donato (Wagner Moura) hat als Reinigungstaucher im Aquarium den vergleichsweise uncooleren Job, als Ausgleich dafür aber mehr Bart.

Praia do Futuro

Vielleicht passiert auch deshalb so wenig, weil sich die Kamera immer wieder viel Zeit nimmt, um in Konrads Gesicht Emotionen einzufangen. Das ist indes ungefähr so befriedigend, als würde man einem Blinden unter lauter Einäugigen so lange zuschauen, bis er irgendwann zum Schauspiel-König gekrönt wird. Manchmal passiert das sogar. Aber in die Freude darüber mischt sich die düstere Vorahnung, dass der nächste derartige Zufallstreffer sehr lange auf sich warten lassen wird.

Dass das Medienboard Berlin-Brandenburg erkleckliche Fördersummen locker gemacht hat, muss an einer geheimen Untergrund-Aktion von Gentrifizierungsgegnern liegen. Denn so langweilig, grau und austauschbar hat sich Berlin schon lange nicht mehr im Film gezeigt. Immerhin also kein Stadtmarketing, das noch mehr Partyvolk anlockt. Das ist aber schon fast das sympathischste, was einem hierzu einfällt.

Praia do Futuro

Jenseits möglicherweise persönlicher Betroffenheit von Drehbuchautor/Regisseur Karim Ainouz hat „Praia do Futuro“ keine inhaltliche Tragweite. Und von künstlerischer Ausdruckskraft, die als Gegenpol dienen könnte, ist noch weniger zu sehen. Damit bleibt der Küstenstreifen sogar noch hinter dem ebenfalls handlungsarmen, aber wenigstens stilistisch konsequenten „Der Fremde am See“ aus dem letzten Jahr zurück. Einzig eine stimmungsvolle, endlose Nebelsequenz mit Motorrädern entschädigt etwas. Aber in der wurde auch nicht geschauspielert.


  • „Praia do Futuro“ feierte seine Weltpremiere am 11.02.2014 im Wettbewerb der 64. Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale).
  • Für alle Bilder gilt: © Alexandre Ermel

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Fakten
Originaltitel:
Praia do Futuro
 
deutscher Kinostart am:
25.09.2014
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Karim Ainouz
 
Länge:
ca. 107 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Real Fiction
 
Dieser Film wurde bewertet von:
abu (38%),
Martin (49%)
 
Texte:
abu
 
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