Boston Public |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | *** | * | **** | ** | **** | **** | 74% |
Inhalt:
Wie fast jede staatliche Schule in den USA hat auch die Winslow High-School viel zu bieten. Neben unterschiedlichsten Schülern, die von unterschiedlichsten Lehrkräften unterrichtet werden, nervt auch die Schulaufsicht gelegentlich rum und die Bildungspolitik kürzt weiter fleißig an allen Ecken. In all den Jahren ist der ausgebildete Lehrer Steven Harper (Chi McBride) als Direktor der Schule tätig und muss sich täglich mit allerhand Problemen von Innen und Außen herumschlagen. Ihm zur Seite steht der stellvertretende Direktor Scott Guber (Anthony Heald) und beide Männer könnten gegensätzlicher nicht sein, was aber nicht selten eine perfekte Balance in wesentlichen Entscheidungen bringt. Doch zumeist geraten die beiden ungleichen Männer, die sich untereinander eigentlich sehr schätzen, bezüglich Strafen und Handhabung von gewissen Dingen aneinander. Auch die Lehrkräfte unterscheiden sich nicht nur in ihrem jeweiligen Fachgebiet, sondern auch in ihrem Charakter. Da gibt es unter anderem den alternden Geschichtslehrer Harvey Lipschultz (Fyvush Finkel), der ständig Probleme macht, da er mit der Lockerheit der heutigen Jugend längst nicht mehr klarkommt. Oder die zu Depressionen neigende Lehrerin für Sozialwesen, Literatur oder Musik Marla Hendricks (Loretta Devine), die durch ihre direkte Art nicht nur unter ihren Kollegen für manches Aufsehen sorgt. Interessant ist auch der unkonventionelle Englischlehrer Harry Senate (Nicky Katt), der mit seinen eigenwilligen Lehrmethoden oft aneckt und ohnehin als Lehrer der hiesigen Problemschüler keinen leichten Stand hat. Doch jeder Lehrer erreicht die Schüler irgendwie auf seine Weise und da die Schüler ohnehin in einer von Umbruch bestimmten Zeit leben und sich die High-School auch in einem Problemviertel von Boston befindet, ist jeder Tag fast wie ein spannendes Abenteuer, dessen Ausgang immer wieder ungewiss zu sein scheint...
Kritik:
Als „Boston Public“ in Deutschland anlief, war ich ungefähr 21 Jahre alt. Und auch, wenn mir damals schon bewusst war, dass wir (besonders damals) noch keine amerikanischen Verhältnisse in unseren Schulen haben, empfand ich ein fast schon dokumentarisches Interesse an dieser US-Serie, die damals nachmittags unter der Woche auf VOX ausgestrahlt wurde. Viele Jahre später (ich war bereits über 30 Jahre alt) erinnerte ich mich dann zurück und holte die ganzen Folgen noch einmal ausführlich nach. Leider gibt es in Deutschland keine Möglichkeit, die Serie auf DVD zu erwerben. Selbst in den USA bekommt man nur die erste Staffel zu kaufen. Doch alte VHS-Aufnahmen halfen mir dann weiter und nun, mit etwas mehr Reife und Weitsicht auf die Dinge (zumal es in meiner Familie auch Menschen gibt, die an Schulen arbeiten) erkenne ich, dass es hierzulande auch immer mehr amerikanisch an Schulen zugeht. Ich rede zwar immerhin nicht von derbem Waffenmissbrauch oder dieser dümmlichen Affinität mit dem Thema Sport (vor allem Football), aber Dinge wie viel zu wenig Geld für Lehrmaterial, außerschulische und soziale Themen auf Lehrerversammlungen (die eigentlich die Eltern der Schüler selbst regeln sollten) und überforderte Lehrkräfte sind dabei nur einige Beispiele. Von überzuckerten Getränken aus schicken Automaten und Billigfraß mal ganz zu schweigen.
Unabhängig von all den sozialen und bildungspolitischen Blickpunkten, die Schöpfer David E. Kelley ja in fast all seinen Serien gern einbezieht, hat „Boston Public“ natürlich noch vieles mehr zu bieten. Neben einem hervorragenden Cast hinsichtlich der Erwachsenen – wobei hier nicht nur jene Darsteller gemeint sind, die von Anfang bis Ende zu sehen sind – sind auch einige Jungdarsteller in ihren Rollen als Schüler und Privatpersonen nicht zu verachten. Alle aufzuzählen wäre jetzt zu umfangreich, aber einige der Schauspieler werden noch heute mit ihrer Arbeit in der Serie direkt in Verbindung gebracht. Und das auch zurecht! Derweil wird hier auch viel Wert auf Musik gelegt. Neben Schulprojekten, die sich mit Gesang, Instrumenten und Aufführungen auseinandersetzen, treten in der nahegelegenen Kneipe, wo die Lehrer sich nach Feierabend manchmal treffen, auch viele bekannte Musiker auf. In Erinnerung ist mir vor allem die bekannte Musikgruppe R.E.M. geblieben, welche sich 2011 nach über 30 erfolgreichen Jahren leider auflöste, aber mit Hits wie „Man on the Moon“, „Everybody Hurts“ und natürlich „Losing My Religion“ Musikgeschichte schrieb. Auftritte von guten Musikern ist für Serien von E. Kelley aber natürlich nichts Ungewöhnliches. Auch in den Serien „Boston Legal“ und vor allem „Ally McBeal“ war das ein gern genutztes Stilmittel.
Ich habe es jedenfalls nicht bedauert, mir die komplette Serie noch einmal reinzuziehen. Vor allem Anthony Heald als stellvertretender Direktor der Schule wird mir ewig in Erinnerung bleiben! Einerseits wegen der Gestik und besonders der Mimik seitens Heald, andererseits wegen der absolut passenden Synchronarbeit von Michael Pan. Man hätte wirklich keinen besseren Sprecher für den Job finden können! Lang lebe Mister Guber!
Hintergrund:
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