Sherlock |
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Aufmachung | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ***** | **** | *** | **** | *** | ***** | ***** |
95% |
Inhalt:
Sherlock Holmes (Benedict Cumberbatch) ist der erste und einzige „consulting detective“ (beratender Detektiv) der Welt… jedenfalls laut eigener Aussage. Mit seinen bemerkenswerten geistigen Fähigkeiten und schnellen Schlussfolgerungen ist kein noch so ausgeklügeltes Verbrechen vor ihm sicher. Gleichzeitig ist Sherlock durch seine Art und Weise jedoch schnell gelangweilt von der ihn umgebenden Normalität und mancher Einfältigkeit seiner allzu durchschnittlichen Mitmenschen. Normale Fälle sind für den mit einer schnellen Beobachtungsgabe ausgestatteten Privatermittler daher eher Zeitverschwendung und keine wirkliche Herausforderung. Sherlocks neurotische wie auch misanthropische und exzentrische Art machen den mit Nikotinpflastern versehenen Denker zudem zu einem wahren Einzelgänger in dieser technisch versierten und (für ihn) doch so durchschnittlichen Welt.
Auch die Gerichtsmedizinerin Molly Hooper (Louise Brealey), die ganz offensichtlich in Sherlock verliebt ist, hilft bei den detektivischen Ermittlungen immer irgendwie weiter, falls nötig. Eine interessante Begegnung hat Watson dann mit Mycroft Holmes (Mark Gatiss), dem älteren Bruder von Sherlock. Mycroft ist als hoher politischer Berater in britischen Diensten tätig und ist auf seine Art nicht minder begabt als sein ermittelnder Bruder. Die Unterschiede zwischen beiden Holmes liegen aber in der Ausführung ihrer Fähigkeiten. So ist Mycroft wesentlich pragmatischer und beschränkt sich bei seinen Schlussfolgerungen stets auf unkompliziertere Wege und Methoden. Zudem kennt er die Stärken seines jüngeren Bruders ebenso gut wie dessen Schwächen und so nutzt Mycroft den Kontakt mit Dr. Watson als Basis für eine indirekte Überwachung von Sherlocks Tätigkeiten.
Und auch die Frauenwelt, mit der Sherlock sich eher selten befasst, bietet für den außergewöhnlichen Detektiv eine besondere Herausforderung. Irene Adler (Lara Pulver), hier als ganz besondere Hostess/Domina/Sexgespielin der Reichen und Mächtigen gezeigt, ist nicht nur attraktiv sondern auch intelligent. Mit ihrem (durch die „Arbeit“ gesammelten) Wissen ist sie eine Bedrohung für das britische Establishment und mit ihrer Attraktivität eine Gefahr für Sherlock, welcher sich in Irenes Gegenwart nur schwerlich konzentrieren kann. Wenn Gefühle eine Rolle spielen, ist nämlich auch ein perfekt funktionierendes Gehirn wie das von Sherlock Holmes nur bedingt leistungsfähig. Damit ist die undurchsichtige Irene Adler für den Detektiv bald schon „die Frau“ und wird von ihm sogar vor dem sicheren Tod gerettet…
Kritik:
Wer im britischen Englisch nicht sonderlich bewandert ist, wird mit dem Originalton sicherlich seine Probleme haben. Natürlich wurde diese erfolgreiche BBC-Serie synchronisiert und das auch gut. Jedoch verpasst man in der deutschen Vertonung die Originalstimme von Benedict Cumberbatch - und das wäre verdammt schade! Unfassbar tief, charakterstark und derbe cool kommt Cumberbatch nämlich als Sherlock Holmes daher und das liegt zu mindestens 50% eben an dessen Stimme. Allein Szenen wie zum Beispiel die in der zweiten Staffel, wo er mit Kollege Martin Freeman unvorbereitet im Buckingham Palace (dem Residenz der britischen Monarchen im Herzen Londons) sitzen darf und beide aufgrund der obskuren Situation anfangen zu lachen, macht (vor allem im Originalton!) klar, wie hervorragend die beiden Rollen besetzt wurden. Die beiden Schauspieler agierten übrigens bereits in „Der Hobbit“, wo Freeman bekanntlich den Titelhelden verkörpert und Cumberbatch den goldenen Drachen „Smaug“ aus Mittelerde im Originalton spricht. Also wer die Serie „Sherlock“ auf Deutsch bereits kennt, sollte sich alles noch einmal mit der englische Tonspur zu Gemüte führen… das wird großartig!
Zudem ist diese Serienvariante des britischen Romanhelden bis ins Detail perfekt gelungen und gut durchdacht. Man merkt, dass sich die Macher ernsthaft Gedanken gemacht haben und die klassischen Bezüge zu den Büchern mit modernen Stilmitteln verbinden wollten und dies auch hervorragend schaffen. Da wird für die schnelle aber tiefgründige Erzählweise (nicht selten gibt es parallele Handlungen) mal Bild in Bild gearbeitet und die Gedanken von Personen werden schriftlich mitten in der jeweiligen Szene eingeblendet. Von großem Nutzen ist dies vor allem bei den Beobachtungen von Sherlock Holmes, die in der Eile einer jeden Ermittlung kaum nachvollziehbar wären. Handy-Texte werden kurz mit Worten dargestellt und die ersichtlichen Hinweise im Kopf der Hauptfigur werden in Bild und Ton entsprechend aufgezeigt. Zudem kann sich der britische Privatdetektiv in dieser modernen Umsetzung nun all jener zeitgemäßen Hilfsmittel bedienen, die zur Aufklärung eines Verbrechens dienen. Moderne Kommunikations- und Beweissicherungsmittel sind hier also Gang und Gäbe und doch ist es zumeist immer der objektiven Genialität des sich schnell langweilenden Sherlocks zu verdanken, dass der wahre Täter am Ende stets überführt wird.
Jene Mittel sind es aber auch, welche sich die Gegenspieler zu Nutze machen. Vor allem Jim Moriarty nutzt als Mathegenie und Computerfachmann die Schwächen des technischen Fortschritts für seine perfiden Pläne und scheint somit unschlagbar und fast unerreichbar. Die bereits erwähnte Irene Adler hat derweil all ihre Druckmittel auf ihrem persönlichen Smartphone/Mini-Computer gesichert, womit auch hier wieder die Technik als Mittel zum Zweck dient. Und zu guter Letzt ist es dann ein Internet-Blog von Dr. Watson, der Sherlock Holmes und seine Fähigkeiten mehr und mehr an die Öffentlichkeit trägt. Dieser hat selbst allerdings auch Mittel und Wege außerhalb aller Technik, die er sich für seine Ermittlungen zu Nutze machen kann. So z.B. das Obdachlosennetzwerk, denn all die Menschen, die auf der Straße leben, wirken so unauffällig, dass sie oft die besten Beobachter sind. Zudem scheint die Droge Nikotin dem eigenwilligen Sherlock beim Denken zu helfen und auch das Geigenspiel tut dem ruhelosen Detektiv manchmal Not.
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