Baum ohne Wurzeln |
|
Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ***** | ***** | ** | **** | *** | ***** | ***** |
90% |
Inhalt:
„Wie kann denn ein Baum wachsen, wenn er nur Halt an den Rissen im Beton findet?“ fragt sich die junge Won-Young. Die Bungalows am Meer bestehen eigentlich nur aus Beton, wie kann eine Pflanze da wachsen und gedeihen. Won-Young selbst ist eine empfindliche Pflanze. Sie lebt fern ihrer Heimat mit ihrem Freund Soo in einem kleinen Haus am Meer. Der größte Teil des Hauses besteht aus seinem schlecht laufenden Friseursalon. Won-Young arbeitet als Lieferantin, doch sie wird von ihren Kollegen verspottet, die die junge Frau nicht ernst nehmen. Auch im Alltag hat sie als Frau oft Probleme. Won-Young und Soo teilen ein Geheimnis: Soo ist impotent. Das schließt natürlich bestimmte Dinge aus, doch sie scheinen sich arrangiert zu haben. Das erotische Gleichgewicht wird erst gestört, als der Sandkastenfreund von Soo auftaucht. Doch statt Kindheitserinnerungen auszutauschen, stört der Freund eigentlich nur. Er erahnt das Geheimnis des Paares und beschließt sich Won-Young zu schnappen. Doch dieses Erlebnis und wie der Fremde sie wieder fallen lässt, bestärkt Won-Young nur in ihrer Meinung, dass sie als Frau in Korea nicht viel zählt. Die Katastrophe steht bevor... Kritik:
Aufgrund seiner offensiven und leicht feministischen Grundhaltung bekam der Film in Korea keinen Produzenten. Doch Ende gut, alles gut, entstand der Film ja doch. Die junge Won-Young bekommt nach ihrem eigenen Dafürhalten nichts so recht auf die Reihe. Sie ist in nichts besonders gut. Die offene Verspottung von Seiten ihrer Kollegen erträgt sich nur noch mit Tränen in den Augen. Bislang hatte sie in ihrem Zuhause noch einen ruhigen Pol in ihrem Freund Soo, doch mit dem Fremden und der Menage à trois kommt sie einfach nicht zurecht. Es gibt einfach zu viele Konflikte zu bekämpfen. Won-Young ist auch ein Baum ohne Wurzeln, sie hat keinen Halt. Da sie fast nur von Männern umgeben ist, denen es auf den ersten Blick nicht viel besser geht, schiebt sie es auf ihre langen Haare, die an allem Schuld sein sollen. Die beiden männlichen Hauptrollen avancieren im Laufe des Films zu Nebenrollen. Genau wie Won-Young sich zum Mittelpunkt des Films emanzipiert, so sollen die Frauen Koreas sich zu einem vollwertigen Teil der Gesellschaft emanzipieren. Regisseur Eo Il-seon ist ein spannendes und einfühlsames Melodram gelungen, das trotz seiner sehr geradlinigen Erzählweise nie langweilig wird. Auf dem 52. Internationen Filmfestival Mannheim-Heidelberg (siehe Links weiter unten) wurde der Film im Wettbewerb gezeigt und bekam den Großen Preis der internationalen Jury als bester Spielfilm. Auch wenn der Film zunächst befremden mag, so lohnt es sich sicherlich, ihn anzusehen und ein bisschen darüber nachzudenken, bevor man sich ein Urteil bildet. Auf jeden Fall sehr sehenswert!
Jetzt
baum ohne wurzeln (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen |
Streaming-Angebote Links |
zurück zum Filmarchiv
zurück zur Wertungsübersicht
zurück zur Cineclub-Homepage
© 2024 Cineclub, Bochum für alle Texte, die Rechte an den Bildern liegen beim jeweiligen Filmverleih.